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Tausende Beschäftigte betroffenUmbau bei Sanofi trifft Frankfurter Standort hart

Lesezeit 3 Minuten

Ein Logo des Pharmakonzerns Sanofi.

Frankfurt – Der Umbau des französischen Pharmakonzerns Sanofi dürfte die Mitarbeiter in Deutschland besonders treffen. Vor allem der Firmensitz Frankfurt werde leiden, fürchten Gewerkschafter. „Ein Ausstieg aus der Diabetesforschung wird sicher nachhaltige Folgen für den Standort in Frankfurt-Höchst haben“, sagte Volker Weber, Landesbezirksleiter der IG BCE Hessen-Thüringen, der dpa. Der stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende von Sanofi Deutschland versprach „schwere Verhandlungen und Widerstand“ gegen die Vorgaben der Konzernzentrale.

Sanofi konzentriert sich künftig auf Krebstherapie

Sanofi-Chef Paul Hudson hatte am Montagabend in Paris angekündigt, sich künftig auf lukrative Krebstherapien zu konzentrieren. Aus der Forschung und Entwicklung bei Herzkrankheiten und Diabetes will er sich zurückziehen. Das Diabetes-Geschäft mit dem Insulin Lantus ist das Herz des Standorts Frankfurts, wo 80 Prozent der deutschen Sanofi-Beschäftigten arbeiten.

Ein Rückzug aus der Forschung dürfte langfristig auch nicht spurenlos an der Produktion vorbeigehen. Neben Frankfurt hat Sanofi hierzulande auch Standorte in Berlin, Köln und Neu-Isenburg mit einem Jahresumsatz von zusammen 4,8 Milliarden Euro.

7250 von rund 9000 Beschäftigten arbeiten in Frankfurt

Hudson versprach in Paris „klarere Prioritäten und einen Fokus auf das Abliefern von Ergebnissen“. Der Ausstieg aus den wenig lukrativen Geschäften soll Sanofi bis 2022 Ersparnisse von 2 Milliarden Euro bringen und die Effizienz steigern. Der Konzern mit weltweit gut 100 000 Beschäftigten kündigte zudem an, den Krebsmedikamentenhersteller Synthorx für 2,5 Milliarden US-Dollar (2,26 Mrd Euro) zu kaufen. Das soll Sanofi bei viel versprechenden Arzneien stärken, die das körpereigene Abwehrsystem gegen Krebszellen aktivieren.

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Sanofi geht den Weg, den viele andere Pharmakonzerne auf der Suche nach neuen Einnahmequellen gehen: Geschäfte mit Konkurrenz von Nachahmermedikamenten werden nach dem Ablauf von Patenten eingedampft oder abgestoßen, über Zukäufe sollen neue Wachstumsgeschichten an Bord. Die eigene Zukunft sehen die Franzosen neben Krebsarzneien auch bei Impfstoffen, Bluterkrankungen und Hautkrankheiten.Für Sanofi Deutschland und vor allem Frankfurt sind das schlechte Nachrichten. 7250 von rund 9000 Beschäftigten der Landesgesellschaft arbeiten am Main.

Gewerkschafter kritisiert, die Arbeitnehmer seien nicht einbezogen worden

Für seinen Kassenschlager, das in Frankfurt-Höchst produzierte Insulin Lantus, hat Sanofi den Patentschutz verloren und kämpft in den USA mit sinkenden Marktanteilen. Das Insulin-Geschäft - lange eine Domäne der Franzosen - ist längst keine sichere Bank mehr. Sanofi hatte daher schon 320 Jobs in Frankfurt Höchst gestrichen. Frankfurt-Höchst ist der größte integrierte Produktions- und Fertigungsstandort von Sanofi weltweit und an der Wertschöpfungskette vieler Arzneimittel beteiligt.

Gewerkschafter Weber zeigte sich empört über die Ankündigung von Hudson, der seit September im Amt ist. Erst vor zehn Tagen habe die jüngste Aufsichtsratssitzung von Sanofi Deutschland stattgefunden. „Dort war keine Rede von einem so grundlegenden Strategiewechsel, der besonders den Standort Hessen betrifft“, kritisierte Weber. „Jetzt geht Hudson in die Öffentlichkeit, ohne vorher die Arbeitnehmer einzubeziehen.“ Diese „Brüskierung“ werde nicht folgenlos bleiben.

Sanofi Deutschland erklärte, die Umbaupläne auch für Frankfurt würden erst in den kommenden Monaten erarbeitet. Die Pläne aus Paris beträfen nur die Forschung, in der 1300 Menschen in Frankfurt in mehreren Arznei-Bereichen und nicht nur Diabetes arbeiteten, betonte eine Sprecherin. Sanofi hat im deutschen Forschungshub die hauseigene Forschung und die externer Partner gebündelt, vor allem für Diabetes, Stoffwechselerkrankungen und chronisch entzündliche Erkrankungen. (dpa)