Bereits zum zweiten Mal fand in Köln die Nachhaltigkeits-Messe „The Greener Manufacturing Show“ statt. Offizieller Partner ist „BIO.NRW“. Dem Netzwerk geht es vor allem darum, innovative Ideen aus der Gründer-Szene mit Unternehmen zusammenzubringen, um den Standort NRW zu stärken.
„The Greener Manufacturing Show“Nachhaltigkeits-Messe in Köln bringt Start-ups und Unternehmen zusammen
„Die gesamte Branche, auf Energie oder auf Rohstoffe bezogen, sieht den Bedarf etwas zu ändern und sich umzustellen. Die Unternehmen suchen Kontakte, um nachhaltiger zu wirtschaften“, sagt Katharina Gräfe, Projektmanagerin bei „BIO.NRW“, ein im Auftrag des Wirtschaftsministeriums öffentlich gefördertes Landesnetzwerk zur Unterstützung der Biotechnologie-Branche. Aktuell seien viele auf der Suche nach ökologischen Zulieferern oder Technologien. Biobasierte Kunststoffe in der Chemieindustrie, biologische Medikamente in der Pharmaindustrie: die Biotechnologie werde in vielen Bereichen angewandt. Sogar „die Hälfte des deutschlandweiten Umsatzes in der Biotechnologie wird in NRW generiert“, berichtet Gräfe. Das liege vor allem am traditionell gewachsenen Industrie- und Chemiestandort. Das Netzwerk wirbt auf der Messe deshalb auch mit dem Slogan „NRW – The Home of Biotech“.
Schwester-Veranstaltung in den USA
Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei „The Greener Manufacturing Show“ bereits um 50 Prozent gewachsen. Eine Schwester-Veranstaltung finde in den USA statt. Und obwohl der Begriff der „Nachhaltigkeit“ den amerikanischen und europäischen Markt eint, gibt es Unterschiede. Die EU gibt zum Beispiel vor, kein Einweg-Plastik-Geschirr zu produzieren. Unternehmen in NRW arbeiten folglich an ökologischen Lösungen, Investoren suchen gezielt danach. Die USA dagegen seien sehr weit, was zelluläre Landwirtschaft, also der Produktion tierischer Produkte aus Zellen anstelle von Tieren, angeht.
Auf der Vortragsbühne am „BIO.NRW“-Stand sprach auch Thomas Krämer, Gründer und Geschäftsführer von „Forest Gum“. Vor drei Jahren erblickte sein plastikfreies Kaugummi via Crowdfunding-Kampagne das Licht der Geschäftswelt. Inzwischen ist das Kaugummi aus natürlichem Baumharz statt aus synthetischen Stoffen in mehr als 6.500 Supermärkten erhältlich – Tendenz steigend.
Plastik in Kaugummis nicht kennzeichnungspflichtig
„Es ist sozusagen explodiert. Wir sind schon sehr überrascht über das ganze tolle positive Feedback. Das macht uns happy“, erzählt Krämer. Vor allem in schwierigen Zeiten der Pandemie. Der Kaugummi-Konsum ist aufgrund des Maskentragens in den vergangenen beiden Jahren zurückgegangen. Darüber hinaus galt es, die Leute überhaupt erst davon zu überzeugen, dass es dieses Produkt braucht. „Niemand wusste ja, dass es plastikfreies Kaugummi gibt oder, dass Plastik in Kaugummis steckt.“
In herkömmlichen Kaugummis wird die Kaumasse, also das, was Kaugummis so schön gummiartig macht, aus synthetischen Polymeren, kurz Plastik hergestellt. Sie ist nicht kennzeichnungspflichtig. Für Thomas Krämer völlig unverständlich. Deshalb hat er sich in Zentralamerika auf die Suche nach einer Alternative gemacht und „Chicle“ gefunden, den Saft des Breiapfelbaumes. Dieser natürliche Stoff kann das, was Plastik kann und ist dabei völlig natürlich, vollständig biologisch abbaubar und kann ressourcenschonend und nachhaltig geerntet werden. Inzwischen besteht das Team von „Forest Gum“ aus acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ist in vielen bekannten Drogerie- und Supermarktketten erhältlich.
Möglich wurde der Schritt von der Idee zur Gründung vor allem durch starke Partner. „Es gibt viel institutionelle Unterstützung in Nordrhein-Westfalen. Die Kreissparkasse Köln hat uns sehr stark unterstützt, die NRW-Bank hat uns ebenfalls stark unterstützt und sowas brauchst du einfach, um von null aus anzufangen. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Krämer.
Neben plastikfreiem Kaugummi wurden weitere innovative Produkte vorgestellt. Zum Beispiel ein essbarer Kaffeebecher vom Start-up „All Cup Coatings“ aus Münster. Das Gründerteam entwickelte eine spezielle Beschichtung, die Produkte hitze- und wasserbeständig und essbar macht. So dient eine umfunktionierte Eiswaffel zum Beispiel als Kaffee-to-go-Becher.