„Top 40 unter 40“Wie Christian Berner sein Familienunternehmen digitalisiert hat
- Christian Berner wurde vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ und dem Rotonda Business Club als „Macher im Rheinland“ ausgezeichnet.
- Berner hat mit 27 Jahren das Familienunternehmen übernommen, das damals in schlechter Verfassung war.
- Der Wahl-Kölner erzählt, wie er sich im eigenen Unternehmen durchgebissen hat, wie schwer es ist, Mitarbeiter zu entlassen, und wie sehr ihm der Erfolgsdruck zwischenzeitlich zusetzte.
Köln – Christian Berner ist 27 Jahre alt, als er sich 2012 entscheidet, in das Unternehmen seiner Familie einzusteigen. Der Berner Group – Handelsunternehmen für Schrauben, Chemie und Kfz-Teile – geht es zu diesem Zeitpunkt nicht gut: 30 von 60 Unternehmen der Holding schreiben rote Zahlen, auf die Digitalisierung sind sie nicht vorbereitet.
40 bis 50 Millionen Euro habe die Berner Group anfangs in neue digitale Strukturen investiert, sagt Christian Berner. Das sei auch notwendig gewesen: Als Berner vor Jahren einen Vertriebsmitarbeiter in Italien bei seiner Arbeit im Auto begleitet, hat der Mitarbeiter ein Karteisystem im Kofferraum. Das ist zwar hervorragend gepflegt, und der Chef ist beeindruckt davon, wie gut der Angestellte seine Kunden kennt. Aber nichts davon ist digitalisiert, zentral erfasst, damit das Unternehmen das Wissen über den Mitarbeiter hinaus nutzen kann.
80 Millionen Euro E-Commerce-Umsatz
95 Prozent des Umsatzes machte Berner damals durch die Menschen auf der Straße, die Kunden persönlich besuchten, der Rest erfolgte über Telefon-Verkäufe. Inzwischen sind auch die Unternehmen der Berner Group digitalisiert und in den E-Commerce eingestiegen. 80 Millionen Euro verdient der Konzern nach der Transformation im Online-Handel. Das Geschäft basiere immer stärker auf Daten, Künstlicher Intelligenz und vorausschauenden Systemen, sagt Berner.
Auch beim Sitz der Unternehmensgruppe machte Christian Berner radikale Einschnitte: Aus dem baden-württembergischen Künzelsau mit nicht einmal 15.000 Einwohnern verlegte Berner die Verwaltung in den Kölner Rheinauhafen, wo inzwischen rund 110 Mitarbeiter für den Konzern arbeiten.
Er habe nach der Übernahme der Geschäfte vom eigenen Vater „Pitbull Spirit“ beweisen müssen, sagt Berner, er habe sich durchbeißen müssen. Der Druck, das 1957 gegründete Familienunternehmen nicht vor die Wand zu fahren, lastete so sehr auf ihm, dass er mitunter am Straßenrand gestanden und geweint habe.
Herausforderungen: E-Mobilität und autonomes Fahren
Künftige Herausforderungen sind laut Berner Elektromobilität und autonomes Fahren. Wenn Autos schließlich immer weniger bewegliche Teile brauchen als es in der Vergangenheit der Fall war und weniger Unfälle gebaut werden, sinkt auch die Nachfrage nach den Produkten der Berner Group. Der Unternehmenschef wünscht sich daher mit einem Augenzwinkern weiterhin den einen oder anderen harmlosen Blechschaden bei einem Rempler auf dem Parkplatz.
Für seine Arbeit, seine Projekte und Ideen haben der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der Rotonda Business Club Christian Berner als „Top 40 unter 40 – Macher im Rheinland“ ausgezeichnet.
Das könnte Sie auch interessieren:
Im Podcast des Rotonda-Geschäftsführers Uli Kessel erzählt der Chef der Berner Group, warum er sich entschied, das Familienunternehmen zu unternehmen, wie schwer es war, 20 Unternehmen zu schließen, wie er die Hürden der Digitalisierung zu meistern versucht hat und welche Visionen er für die Zukunft hat.
Hier finden Sie den Podcast mit Christian Berner:
Das Gespräch gibt es hier auch als Video: