Nach Russlands InvasionDax stürzt um mehr als 5 Prozent ab, Öl und Gold schießen hoch
Frankfurt/Main – Russlands Militäroffensive gegen die Ukraine hat den Aktienmärkten am Donnerstag einen weiteren schweren Schlag versetzt. Der Dax ging auf Talfahrt und fiel am Nachmittag um 5,27 Prozent auf 13 860,92 Punkte.
Der MDax der mittelgroßen Werte büßte 5,01 Prozent auf 30 290,68 Punkte ein. Europaweit wurden ebenfalls starke Verluste an den Börsen verzeichnet, während Gold, Staatsanleihen oder Währungen wie der Yen oder US-Dollar zulegten.
EURO sackt ebenfalls ab
Der Euro sackte erstmals seit Ende Januar wieder unter 1,12 US-Dollar und kostete am Nachmittag 1,1166 Dollar. Tags zuvor noch hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,1344 Dollar festgesetzt. Am deutschen Rentenmarkt stiegen die Kurse deutscher Bundesanleihen kräftig. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von 0,13 Prozent am Vortag auf 0,03 Prozent. Der Rentenindex Rex zog um 0,51 Prozent nach oben auf 142,04 Punkte. Auch Gold war gefragt.
Russischer Aktienmarkt eingebrochen
Nach dem Angriff haben die Anleger sich weiter vom russischen Aktienmarkt zurückgezogen. Der RTS-Index brach am Donnerstag kurz nach dem Handelsstart um ein Fünftel auf 966 Punkte ein. Binnen sechs Handelstagen summieren sich die Verluste nun auf mehr als ein Drittel. Am Morgen war der Handel zunächst ausgesetzt worden und dann verspätet gestartet.
Die russische Notenbank greift dem taumelnden Rubel unter die Arme. Nachdem die Landeswährung wegen des Angriffs auf die Ukraine am Morgen auf ein Rekordtief zum US-Dollar gefallen war, kündigte die Zentralbank Interventionen an. Man werde am Devisenmarkt eingreifen, teilte die Notenbank am Donnerstagmorgen in Moskau mit.
Außerdem werde die Liste von Sicherheiten, die von der Notenbank gegen Zentralbankgeld akzeptiert werden, erweitert. Darüber hinaus wurde zusätzliche Liquidität für die Banken des Landes in Höhe von einer Billion Rubel (etwa 11 Mrd Euro) angekündigt.
Ölpreis steigt erstmals seit Jahren auf über 100 Dollar
Der Preis für ein Barrel Öl ist in der Nacht zum Donnerstag erstmals seit mehr als sieben Jahren auf über 100 Dollar (89 Euro) gestiegen. Der Preis für ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent stieg auf dem Weltmarkt am Donnerstagmorgen um 5,5 Prozent auf 102,20 Dollar. Das war der höchste Stand seit September 2014.
In Asien fielen die Börsenkurse. In Hongkong brach der Hang Seng Index um mehr als drei Prozent ein. Tokio vermeldete 1,8 Prozent Minus, Shanghai 1,4 Prozent. Die Börse in Moskau setzte den Handel aus. Die russischen Finanzmärkte waren bereits in den vergangenen Tagen infolge der Ukraine-Krise massiv eingebrochen.
Angesichts der Gefahr eines Krieges im Osten Europas flüchteten sich die Anleger in vermeintlich sichere Werte wie Gold, dessen Preis den höchsten Stand seit Beginn 2021 erreichte. Der Schweizer Franken stieg gegenüber dem Euro auf ein Fünfjahreshoch, der Dollar stieg um sechs Prozent gegenüber dem Rubel.
Kursverluste bei Digitalwährungen
Digitalwährungen wie Bitcoin haben mit deutlichen Kursverlusten auf den Angriff Russlands reagiert. Am Morgen fiel der Kurs der ältesten und nach Marktwert größten Kryptowährung Bitcoin um rund acht Prozent auf unter 35 000 US-Dollar. Die nach Marktwert zweitgrößte Internetdevise Ether gab um 12 Prozent auf rund 2300 Dollar nach. Andere Digitalwerte wie Cardano oder Dogecoin brachen noch stärker ein.
Kryptowährungen gelten unter Fachleuten als besonders riskante Anlagen, weshalb sie von der hohen Unsicherheit aufgrund des russischen Angriffs besonders betroffen sind. „Einmal mehr beweisen Kryptoassets, dass das Narrativ des vermeintlich sicheren Hafens ein Mythos ist“, kommentierte Experte Timo Emden von Emden Research. Einige Kryptoanleger meinen, Digitalanlagen besäßen trotz hoher Kursschwankungen eine Schutzfunktion gegen besonders unsichere Zeiten, ähnlich wie Gold.
Habeck kündigt Sanktionen an
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine schnelle Wirtschaftssanktionen der EU und der USA angekündigt. Der Grünen-Politiker sagte am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“, Europa und die USA würden koordiniert und gemeinsam vorgehen. „Wir werden sehr schnell sehen, dass wir Wirtschaftssanktionen gemeinsam verhängen gegen Russland.“ Habeck sprach von einem „Angriffskrieg“.
Russlands Präsident Wladimir Putin werde sich von Sanktionen nicht beeindrucken lassen, den Krieg einzustellen, sagte der Vizekanzler. „Aber mittel- und langfristig werden die Sanktionen dazu führen, vielleicht und hoffentlich, dass der Rückhalt in der Bevölkerung nicht so hoch ist und dann ein Einlenken, eine Rückkehr an den diplomatischen Tisch erzwungen werden kann.“
Man müsse damit rechnen, dass sich kurzfristig an den Gasmärkten die Preise nach oben bewegten. Aber schon mittelfristig gebe es gute Chancen, dass der Preisanstieg durch den Krieg gedämpft werden könnte. „Die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten, ist jetzt meine oberste Aufgabe.“ Habeck sagte, er sehe nicht, dass die Pipeline Nord Stream 2 kurz- und mittelfristig ans Netz gehe. Die Bundesregierung hatte das Genehmigungsverfahren für die Pipeline, die Gas von Russland nach Deutschland bringen soll, vorerst gestoppt. (mit dpa)