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Umzug nach BerlinEgmont-Verlag verlässt Köln - Dutzende Arbeitsplätze in Gefahr

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Klassiker aus dem Kinderbuchprogramm von Egmont Schneiderbuch: „Hanni und Nanni“ in der Original-Optik der 60er Jahre.

Köln – Es sind Comic-Serien wie „Asterix“, „Lucky Luke“ oder „Disneys Lustige Taschenbücher“, mit denen das dänische Medienhaus Egmont seit Jahrzehnten das deutsche Publikum versorgt. Hefte und Magazine werden bei „Egmont Ehapa“ in Berlin betreut, während seit 2003 die Buchsparte „Egmont Verlagsgesellschaften“ in Köln ihren Sitz hat – an der Gertrudenstraße, Ecke Willy-Millowitsch-Platz.

Zum Sortiment aus Köln zählen Manga-Bücher („Detektiv Conan“) und die Marke „Schneiderbuch“ mit Klassikern wie „Hanni und Nanni“. Die Geschichten von den Zwillingsschwestern im Internat ist seit mehr als 50 Jahren viel verkaufter Unterhaltungsstoff für Generationen junger Leserinnen. „Hanni und Nanni“ werden jedoch bald nach Berlin ziehen. Nachdem vor zwei Jahren bereits die Verlagsabteilungen Comic Collection und Balloon (Kinderbücher für Vier- bis Achtjährige) an die Spree verlagert worden sind, unter das Dach der Berliner Schwester, soll bald auch der Rest der Buch-Sparte folgen. Und das bedeutet: Am Millowitsch-Platz verschwinden mehr als 60 Arbeitsplätze.

Gespräche mit dem Betriebsrat

Klaus Thorsten Firnig, Chef der deutschen Egmont Gruppe, begründet die Konzentration in Berlin mit der „Bündelung und Stärkung“ der Aktivitäten des Unternehmens im deutschsprachigen Raum. Das Unternehmen wolle „mit dem Kern der bisherigen Mannschaft aus Köln“ weiterarbeiten. Daher liefen zur Zeit „Gespräche auch mit dem Betriebsrat, wie dies für alle Beteiligten so verträglich wie möglich und zukunftsorientiert wie nötig umgesetzt werden kann.“ Der Umzug soll im Laufe dieses Jahres abgeschlossen sein.

In Berlin beschäftigt Egmont nach eigenen Angaben mehr als 65 Mitarbeiter. Künftig sollen es dort „mehr als 100“ sein, insgesamt also weniger als zur Zeit an beiden Standorten insgesamt. Firnig betont jedoch: „Das Thema Kosteneinsparung ist nicht das vordringliche Ziel der Zusammenlegung der beiden Verlage.“ Allerdings sei es wichtig, „nicht zweimal Miete zu zahlen“.

Die Gewerkschaft Verdi sieht das Vorgehen von Egmont mit Argwohn. Es drohe eine „Massenentlassung“, wenn das Unternehmen seine Pläne so durchziehe, sagt der Kölner Verdi-Bezirkssekretär Stephan Otten. Zudem gehe es nicht allein um die Zukunft der fest Angestellten, sondern auch um etliche freie Mitarbeiter in Köln.

Egmont hatte erst kürzlich seine Kölner Belletristik-Labels LYX und INK an den Verlag Bastei Lübbe in Köln-Mülheim veräußert. Im Bereich der „romantischen Unterhaltung“ gehöre LYX (mit Herzschmerztiteln wie „Easy Love – Seinem Charme verfallen“) zu den „absoluten Top-Imprints auf dem deutschen Markt“, kommentierte der Vorstand von Bastei Lübbe den Deal. Der rechtsrheinische Verlag hat im Zuge der Transaktion sieben Mitarbeiter von Egmont übernommen. Da Egmont in Köln zu Jahresanfang nach eigenen Angaben rund 70 feste Mitarbeiter beschäftigte, bleiben mehr als 60 übrig, für die eine Lösung gefunden werden muss.

Dänisches Imperium

Egmont gehört zu den führenden skandinavischen Medienhäusern und ist in mehr als 30 Ländern präsent.

Die 1878 gegründete Firma publiziert Comics, Magazine und Bücher, ist aber auch im Film- und TV-Geschäft tätig. Besitzer der dänischen Mediengruppe ist die Egmont Foundation, die sich nach eigenen Angaben der Verbesserung der Lebensumstände von Kindern widmet.

Die deutsche Tochter „Egmont Ehapa Media“ wurde 1951 gegründet und bezeichnet sich selbst als Marktführer im Bereich der Kinder-, Comic- und Jugendzeitschriften. Um das Buchgeschäft kümmert sich die Schwesterfirma „Egmont Verlagsgesellschaften“, sie hat seit 2003 ihren Sitz in Köln. Die beiden Töchter erzielten 2015 insgesamt einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro. Weniger als die Hälfte davon entfiel auf die Kölner Firma. (fs)