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US-FahrdienstUber startet in Köln und will Taxis Konkurrenz machen

Lesezeit 3 Minuten

Wartende Taxis am Breslauer Platz

Köln – Voraussichtlich im April startet der US-Fahrdienst Uber in Köln. Was bislang bloß ein Schreckensszenario für die Kölner Taxifahrer war, wird Realität. Eine Fahrt im Mietwagen, der über die Uber-App bestellt wird, kostet häufig bloß die Hälfte einer Taxifahrt. Durch den Markteintritt von Uber entsteht ein Preiskampf, dem Taxiunternehmen kaum standhalten können.

Uber ist weltweit bekannt dafür, Fahrten in Privatwagen per App zu vermitteln – ist mit diesem Geschäftsmodell in Deutschland aber schon 2015 am Personenbeförderungsgesetz gescheitert. In anderen Ländern ist ein harter Wettbewerb zwischen Uber und klassischen Taxi-Unternehmen ausgebrochen, letztere fühlen sich in ihrer Existenz bedroht. Im Kampf gegen den ungeliebten Konkurrenten kam es in der Vergangenheit weltweit schon zu Streiks und Straßenblockaden – in der vergangenen Woche beispielsweise in der spanischen Hauptstadt Madrid.

Berlin, München und Düsseldorf mit anderem Modell

In Deutschland wagte Uber bislang in Berlin, München und Düsseldorf den Neustart mit anderem Modell: Die App vermittelt nun Fahrten mit taxiähnlichen Mietwagen und kassiert dafür etwa ein Viertel der Einnahmen. Die Mietwagen-Fahrer sind keine Privatleute, sondern besitzen einen Personenbeförderungsschein und sind bei jenen Firmen beschäftigt, die mit Uber kooperieren. Die Mietwagen unterliegen anderen gesetzlichen Bestimmungen als Taxis: Sie müssen beispielsweise nach jeder Fahrt wieder an den Betriebssitz zurückkehren und dürfen nicht auf Parkplätzen auf Aufträge warten.

„Die Sorge ist ziemlich groß“, sagte Aleksandar Dragicevic von Taxi-Ruf Köln bereits im November angesichts der damals nur drohenden Konkurrenz durch Uber. Dem Vorsitzenden der Kölner Taxigenossenschaft zufolge gibt es in der Stadt aktuell knapp 1200 Taxis.

Fahrer-Stellen für den Standort Köln ausgeschrieben

Nun will sich der Fahrtenvermittler auch in Köln etablieren, auch wenn der Konzern das noch nicht bestätigen möchte: „Deutschland ist ein wichtiger Markt für Uber und wir wollen unsere Services hierzulande weiter ausbauen, um den Menschen neue Formen der Mobilität zu ermöglichen. Zu konkreten Plänen und möglichen Städten wollen wir uns im Moment allerdings nicht äußern“, sagt Uber-Sprecher Tobias Fröhlich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Einer von Ubers wichtigsten Mietwagen-Partnern in Deutschland, das Berliner Unternehmen Ennoo Safedriver, hat allerdings Fahrer-Stellen für den Standort Köln ausgeschrieben und schreibt unter anderem auf seiner Webseite: „Die Fahrgäste buchen und bezahlen die Fahrten über die Uber-App.“ Im Bewerbungsportal von Ennoo Safedriver bestätigt eine Mitarbeiterin einem Bewerber zudem: „Ja, genau“, Uber starte im April in Köln. Das Unternehmen selbst möchte sich nicht äußern.

Welche Auswirkungen die neue Konkurrenz auf die Taxibranche haben werden, ist nur schwer zu prognostizieren. „Das wird sich im Umsatz niederschlagen“, sagt Aleksandar Dragicevic: „Langfristig bedroht Uber unsere Existenz.“

Der Taxifahrer sagt, Mietwagen-Unternehmen seien weder verpflichtet, sich an Taxitarife zu halten, noch hätten sie eine Beförderungspflicht – dürften kurze, nicht lohnende Fahrten also auch absagen.

Uber schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen

„Uber versucht, mit Niedrigpreisen die Kundschaft zu locken und bestehende Taxistrukturen zu zerstören“, sagt Dragicevic. Tatsächlich schreibt Uber seit Jahren tiefrote Zahlen: 2017 stand weltweit ein Verlust von 4,5 Milliarden Euro zu Buche. Dragicevic warnt davor, dass die Uber-Preise drastisch anziehen, wenn einmal die Konkurrenz wegfällt. Stichproben zeigen zudem, dass die unregulierten Preise für einen Uber-Wagen erheblich höher als Taxipreise sind, wenn die Nachfrage steigt, beispielsweise an Silvester.

Dragicevic bemängelt zudem, dass die Mietwagenfahrer in anderen Städten die Rückkehrpflicht missachtet und sich so einen Vorteil verschafft hätten. „Uber hält sich nicht an Gesetze“, sagt Dragicevic. Tatenlos wollen er und seine Kollegen nicht bleiben, etwaige Verstöße dokumentieren und melden. „Ich hoffe, dass auch die Stadt die Uber-Fahrer direkt zu Beginn stark kontrolliert und Verstöße ahndet. Wenn wir sehen, dass Verstöße toleriert werden, werden wir auch demonstrieren“, kündigt Dragicevic an.

Uber hält dagegen: „Unsere Partner sind staatlich geprüfte Mietwagenunternehmer, die sich mit oder ohne Uber an geltendes Recht und die Rückkehrpflicht halten müssen.“