US-Studie belegtAnzüge tragen macht Männer klüger
Je höher die (angestrebte) Position im Unternehmen ist, desto besser sollte man gekleidet sein. Diese Dresscode-Regel dürfte vielen bekannt sein. Aber dass Kostüme und Anzüge auch unser Denken beeinflussen und uns schlauer machen, klingt erst einmal absurd. Schließlich tragen erfolgreiche und clevere Unternehmer wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auch lieber Kapuzenpullover.
Dennoch sind Wissenschaftler der California State University in Northridge überzeugt von der Wechselwirkung zwischen Kleidung und Denken. Ihr Studien-Ergebnis belegt: Business-Kleider haben eine durchaus messbare Auswirkung auf die Wahrnehmung der Welt. Außerdem betrifft der Effekt nicht nur Männer, sondern auch Frauen – ein formelles Kostüm wirkt nämlich wie ein Anzug.
In einem ersten Experiment sollten die Teilnehmer – Frauen und Männer – bewerten, wie formell sie selbst angezogen waren. Dann machten sie Tests, um zu überprüfen, auf welche Weise sie Informationen verarbeiteten. Zum Experiment erschienen die meisten Probanden noch recht leger und normal gekleidet, wie auf dem Campus üblich.
Das zweite Experiment lief genauso ab, nur dass die Teilnehmer diesmal angewiesen wurden, sich wie für ein Vorstellungsgespräch zu kleiden. Das Ergebnis: Je formeller sich die Leute anzogen, desto besser konnten sie abstrakte Prozesse erfassen. Sie beschäftigten sich mehr mit der Gesamtlage und verzettelten sich weniger in Details. Sie dachten eher abstrakt und ganzheitlich, dafür weniger kleinteilig.
Wer also geschäftlich erfolgreich sein will, sollte gut auf sein Outfit achten, denn es hat Einfluss auf unsere Fähigkeit zu abstraktem Denken. Vor allem in Finanzfragen kann ein analytischer Geist nützlich sein, etwa wenn es um wichtige Investitionen geht.
„Formelle Kleidung anzuziehen bewirkt, dass wir uns mächtig fühlen, und das verändert unsere grundsätzliche Sicht auf die Welt“, sagte Abraham Rutchick, Psychologie-Professor und einer der Studienautoren, der US-Zeitschrift „The Atlantic“.
Co-Autor Michael Slepian ergänzte, dass das Anzug-Prinzip unabhängig von den sonstigen Kleidungsgewohnheiten funktioniere: „Egal wie oft man formelle Kleidung trägt, wenn man sie trägt, ist das meist nicht der intime, gemütliche und sozial nähere Kontext ohne Dresscode.“ Deswegen können auch gelegentliche Anzugträger von der Wirkung profitieren.
Ob man nun jeden Arbeitstag formelle Kleidung anziehe oder nur „zu jeder Hochzeit“, ist laut Studie zweitrangig: Es gehe um das Gefühl, dass die Kleidung dem Träger vermittle. Der Anzug-Effekt könne sich in Zukunft weiter steigern, vermutet Forscher Slepian: Gerade weil der Dresscode in Unternehmen eher lässiger werde, könne Kleidung, die nur in formalen Situationen getragen werde, ihre Auswirkungen eher noch verstärken.
Ein weiterer interessanter Effekt: Kritik wirkt auf Männer in Anzügen bzw. Frauen in Kostümen nicht so stark. Sie nehmen sich kritisches Feedback weniger zu Herzen als legerer gekleidete Menschen. Diese zweifeln dann offenbar eher an ihrem Selbstwert, weil die Perspektive eine persönlichere und weniger abstrakte ist als im Businessdress. (gs)