Vodafone in KerpenSo sieht die neue Arbeitswelt des Konzerns aus
Köln/Kerpen – Der Düsseldorfer Digitalkonzern Vodafone hat seine Niederlassung in Kerpen rundum erneuert. Wo zuvor der Kölner Kabelnetzbetreiber Unitymedia seine Technik-Zentrale hatte, verbreitet Vodafone nun seine Rundfunk- und TV-Signale im Kabelnetz. Rund ein Jahr hat der Umbau gedauert, die Niederlassung wartet ab sofort mit Besonderheiten auf, die das Arbeiten im Büro wieder attraktiv machen sollen.
„Future Ready“ nennt Vodafone das Konzept, das ein Abschied von festgelegten Büros und Schreibtischen ist. „Neben dem Parkplatz ist der eigene Schreibtisch eines der emotionalsten Themen – dabei haben wir den größten Widerstand erlebt. Nach und nach hat sich aber gezeigt, dass sich die Mitarbeiter an die neuen Möglichkeiten gewöhnt haben und die gewonnene Flexibilität mögen“, sagt Thierry Tournassat, Property Director bei Vodafone, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Mehr Wohnzimmer als Büro
Mit Flexibilität meint Tournassat die Möglichkeit für Mitarbeitende mit ihren Laptops zwischen klassischem Großraumbüro und neuartigen Kollaborationsflächen, Work Cafés und Think Tanks zu wählen. Verteilt sind die hinter dem hellen und weitläufigen Foyer auf etwa 3100 Quadratmeter über drei Etagen in den Gebäudeteilen – passend zu den Fahrtrichtungen der danebengelegenen A4 – Aachen und Köln. Verschiedene Räume tragen daher Namen wie Kölner Dom, Rheinauhafen oder Tivoli.
Ihre persönlich zugeordneten Schließfächer können Mitarbeiter über ihre Zugangskarten per NFC-Chip öffnen. Omnipräsent und fast schon versteckt auf den neuen Flächen sind die vielen Rückzugsmöglichkeiten: Immer wieder tauchen kleine Flure mit gläsernen, akustisch abgeschirmten Kabinen für Telefonate auf.
In Nischen integrierte Lounges bieten die Möglichkeit, für den Austausch im kleineren Team. Mitten in den Räumen stehen große, teilweise abgeklebte Glaskästen, die mit großen Bildschirmen und allem ausgestattet sind, was man für gemeinsames Arbeiten und digitale Meetings benötigt.
Schallschutz, Pflanzen und Whiteboard-Tische
Viele Kniffe sind es, die das Konzept spannend machen. Hocker lassen sich aus Wänden ziehen, unauffällig sind überall Steckdosen oder Anschlüsse für Bildschirme versteckt. Auf manchen Kollaborationsflächen befinden sich scheinbar reguläre Tische. „Dabei handelt es sich um Whiteboards, Sie können auf den Tischflächen schreiben“, sagt Tournassat. „Das Gestell ist höhenverstellbar, die Tischfläche umklappbar und kann auch an entsprechende Vorrichtungen an der Wand gehängt werden“, demonstriert er beim Rundgang. Manche Flächen haben wegen ihrer Sofas, Sessel und Tischchen mehr mit einem Wohnzimmer als mit einem Büro gemein. Mit dem Café „Boxenstopp“, wandfüllenden Fotos von Formula-E-Wagen und einer Sitztribüne spielt man auf den Nachbarn, das Michael-Schumacher-Kart- und Event-Center, aber auch auf die eigene Rolle als Formula-E-Sponsor an.
„Wir bieten den Teams hochqualitative Arbeitsflächen an“, sagt Tournassat. „Das bedeutet, wir legen Wert auf ein gutes Klima und eine gute Belüftung, eine angenehme Akustik und hohe Flexibilität und Funktionalität der Ausstattung.“ Etliche Pflanzen dienen als Raumtrenner, Schränke und Wände wurden mit schallschluckenden Elementen ausgestattet, damit trotz „Open Spaces“ niemand bei der Arbeit gestört wird. Optisch sind die Flächen klar und gedeckt gehalten, besonders auf den Kollaborationsflächen wurde aber auf warmes Holz und knallige Akzente gesetzt – Vodafone-Rot hingegen blitzt nur selten auf.
Homeoffice im Blick
Dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber weiterhin von Zuhause oder unterwegs arbeiten wollen, weiß auch Tournassat: „Wir haben bereits im Jahr 2012 eine fünfzigprozentige Home-Office-Möglichkeit eingeführt.“ Ende des vergangenen Jahres ließ Vodafone dann sämtliche Quoten-Vorgaben fallen. Daher ist die Niederlassung in Kerpen auch gar nicht für alle 450 Mitarbeitenden gleichzeitig ausgelegt. „Unseren Mitarbeitern stellen wir für das Arbeiten von Zuhause aus zusätzlich zum Laptop einen Bürostuhl, bis zu zwei Monitore, Tastatur, Maus und natürlich sämtliche benötigte Software.“
Mit Blick auf das, was man in der Niederlassung geschaffen habe, ist sich Tournassat sicher: „Kerpen ist ganz vorne!“ Wie viele Mitarbeitende dadurch wieder öfter ins Büro kämen, könne man angesichts der vielen Feiertage im Mai und Juni sowie den anstehenden Ferien erst nach den Sommermonaten sagen. „Dann werden sich sogenannte Floorwalker anschauen, wie sehr die einzelnen Bereiche ausgelastet sind“, sagt Dirk Geraths, Senior Project & Workplace Manager.
Zwar haben laut Tournassat die verschiedenen Vodafone-Niederlassungen aufgrund unterschiedlicher Kernkompetenzen andere Anforderungen, einzelne Lehren könne man aber aus Kerpen ziehen, so Tournassat. Aktuell gearbeitet wird an den Standorten Ratingen, Leipzig, Stuttgart und dem neuen Standort Dresden. Dort entsteht ein Innovationszentrum für den aktuellen Mobilfunkstandard 5G sowie den noch in der Entwicklung befindlichen 6G-Standard. Auch an der Hauptniederlassung am Campus in Düsseldorf wird zurzeit kräftig gebaut. Ende nächsten Jahres sollen dort die Arbeiten abgeschlossen sein.