Die deutsche Möbel- und Küchenindustrie hat 2022 ihren Umsatz um rund acht Prozent gesteigert. Ausschlaggebend waren Preiserhöhungen.
Wegen PreiseffektenDeutsche Möbelindustrie steigert Umsatz auf 18,8 Milliarden Euro

Polstermöbel wie Sofas waren 2022 der stärkste Wachstumstreiber der Möbel- und Küchenindustrie. (Symbolbild)
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Trotz gedrückter Stimmung kann der Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandel auf ein erfolgreiches Verkaufsjahr 2022 zurückblicken: Der Umsatz des Vorjahres konnte um rund acht Prozent übertroffen werden. Aller Voraussicht nach wird er mit rund 35,3 Milliarden Euro Jahresbruttoumsatz auf hohem Niveau bleiben. Das ergibt sich aus Hochrechnungen auf Basis der ersten zehn Monate 2022 nach Werten des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM) in Abstimmung mit dem IFH Köln.
Die Möbelindustrie alleine kann ein Umsatzplus von 6,9 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro vermelden. Der Inlandsumsatz zog dabei um 5,4 Prozent an. Im Ausland erzielten die Möbelproduzenten ein Umsatzwachstum von 9,8 Prozent. Die Exportquote kletterte auf 33,2 Prozent. Hierfür hat der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) rund 450 deutsche Möbelhersteller mit mehr als 50 Beschäftigten herangezogen.
Inflation verringert Umsatzplus der Möbelindustrie zeitweise stark
Ausschlaggebend für den Umsatz waren vor allem die Preiserhöhungen, die eine Reaktion auf die durch die Inflation gestiegenen Material- und Energiekosten waren. „Während im ersten Halbjahr noch ein Umsatzplus von 13,4 Prozent erzielt werden konnte, lag der Umsatz im zweiten Halbjahr nur noch leicht über dem Vorjahr (plus 0,9 Prozent)“, erläutert Jan Kurth, VDM-Geschäftsführer, auf Basis der Daten des Statistischen Bundesamts.
Doch mittlerweile habe sich das Stimmungsklima etwas aufgehellt, auch die staatlichen Preisbremsen für Gas und Strom hätten „zu einer gewissen Beruhigung im Markt beigetragen, Verbraucher und Unternehmen können besser planen“, erklärt VDM-Präsident Elmer Duffner. Auch bei der Materialbeschaffung, die durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg beeinträchtigt wurden, könne wieder eine Entspannung festgestellt werden. So seien die meisten Vorprodukte inzwischen wieder stabil verfügbar.
Die Corona-Pandemie führte die vergangenen Jahre außerdem zu einem Homeoffice-Trend, der auch 2022 den Umsatz ankurbeln konnte. Weil die Menschen dadurch deutlich mehr Zeit zu Hause verbringen, investieren sie auch mehr Geld in Wohnlichkeit und Gemütlichkeit. So sind auch Büromöbel, gerade solche, die sich in den vorhandenen Wohnraum integrieren lassen, weiterhin gefragt – wenn auch nicht wie im Vorjahr. Der Umsatz in diesem Bereich nahm zwar weiterhin um sechs Prozent zu, allerdings nicht mehr so stark wie 2021 (zehn Prozent).
Polstermöbel treiben Umsatzwachstum – Matratzen mit Einbüßen
Stärkster Wachstumstreiber hingegen waren mit plus 14 Prozent Polstermöbel. Der Küchenhandel schließt 2022 mit einem Wachstum von rund acht Prozent gegenüber 2021 ab. Auch der Bereich der Garten- und sonstigen Wohnmöbel kann einen Zuwachs von mehr als acht Prozent verzeichnen, im Vorjahr war dieser noch rückläufig. Nur die Hauptwarengruppe der Matratzen musste einen Umsatz von rund fünf Prozent einbüßen.
Für das laufende Jahr 2023 erwartet der VDM einen Umsatz auf ähnlichem Niveau. „Trotz der leichten Stimmungsverbesserung bleibt die Lage für die deutschen Möbelhersteller herausfordernd“, so Duffner. Vor allem der Kostendruck bleibe weiterhin hoch. Außerdem sei es sehr wahrscheinlich, dass die Tourismusbranche wesentlich höhere Umsätze erzielen wird, welche zumindest in den vergangenen Jahren zum Teil in die Wohnbranche geflossen sind.
Die Inflation werde vermutlich weiter Einfluss nehmen. Der VDM geht davon aus, dass die Nachfrage nach mittel- und hochpreisigen Qualitätsprodukten stabiler als nach günstigen Produkten bleiben wird. Die Käufe werden allerdings vermutlich nicht mehr impulsiv, sondern eher besonnen und überlegt getätigt.