Wirecard, Lehman Brothers und CoDie größten Bilanzskandale vergangener Jahre
- In der Bilanz von Wirecard fehlen 1,9 Milliarden Euro.
- Das Unternehmen ist kein Einzelfall. Von Lehman Brothers bis zur Düsseldorfer IKB - sie alle hatten sich verzockt, geschummelt und geschoben.
- Ein Überblick der spektakulärsten Fälle vergangener Jahre.
Köln – Bei Wirecard schlagen die Wellen hoch. 1,9 Milliarden Euro fehlen in der Bilanz. Fehlen ist lakonisch, sie waren wahrscheinlich nicht da. Das Satireportal „Der Postillon“ gibt zwar Entwarnung, Ex-Wirecard-Chef habe die Milliarden wiedergefunden in einer Hosentasche. Aber das ist leider Satire. Neu sind solche Luftbuchungen und Bilanzskandale keineswegs. Hier ein Überblick über die spektakulärsten der vergangenen Jahre.Enron Vor dem 2. Dezember 2001 war der US-Konzern Amerikas größter Energiehändler. Und der konnte über Jahre offenbar Gewinne erzaubern. Tatsächlich diente dazu ein Geflecht von 2000 Tochterfirmen. Darüber machte Enron Geschäfte mit sich selbst. In der Enron-Bilanz landeten die Gewinne, die Schulden aber bei den Töchtern. Nach dem Auffliegen verloren Banken und Aktionäre 60 Milliarden Euro und 20 000 Mitarbeiter ihre gut bezahlten Jobs.
Lehman Brothers Der wohl bekannteste Fall der vergangenen Jahrzehnte. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young wurden der Bilanzfälschung und des Wertpapierbetrugs angeklagt. Die Bankrotterklärung der Bank führte in die Weltfinanzkrise. Lehman hatte sich mit umstrittenen Geldgeschäften namens „Repo 105“ schöngerechnet und dadurch Investoren über den wirklichen Verschuldungsgrad im Unklaren gelassen. Durch den Bilanztrick konnten kurz vor dem Zusammenbruch 50 Milliarden Dollar an Vermögenswerten außerhalb der Bilanz geparkt werden. Nur Tage nach der Bilanzvorlage nahm Lehman die Vermögenswerte wieder zurück und musste dafür natürlich zahlen. Die Anleger erfuhren nichts. Ernst & Young bescheinigte den Amerikanern stets eine saubere Buchführung.IKB Man muss nicht bis nach Amerika, auch in Düsseldorf findet man einen historischen Bilanzskandal. Die biedere Mittelstandsbank IKB erlebte im Juli 2007, zehn Tage nach der Präsentation eines „problemfreien“ Quartalsberichts, einen krassen Absturz. Man hatte sich am US-Hypothekenmarkt verzockt. Der Staat rettete mit Milliarden. Ex-Bankchef Stefan Ortseifen erhielt zehn Monate auf Bewährung und 100 000 Euro Geldstrafe wegen Kursmanipulation.
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