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Burmester gegen AymazKölner OB-Stichwahl spaltet Lager – wer jetzt wen unterstützt

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Zwei Wahkplakate zeigen die beiden Kandidaten von SPD, Torsten Burmester, und von Bündnis 90/Die Grünen, Berivan Aymaz, für die Stichwahl am 28. September um das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Köln.

Zwei Wahkplakate zeigen die beiden Kandidaten von SPD, Torsten Burmester, und von Bündnis 90/Die Grünen, Berivan Aymaz, für die Stichwahl am 28. September um das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Köln. 

Vor der OB-Stichwahl in Köln positionieren sich Parteien und ihre Kandidatinnen und Kandidaten. SPD oder Grüne? Torsten Burmester oder Berivan Aymaz?

Die Entscheidung, wer Köln künftig führen soll, sorgt vor der Stichwahl am Sonntag für Diskussionen. Wird die Grünen-Kandidatin Berivan Aymaz ihren Vorsprung ausbauen können und somit Oberbürgermeisterin? Wir haben uns bei Parteien und den unterlegenen OB-Kandidaten sowie -Kandidatinnen umgehört – doch nicht alle wollen sich festlegen.

CDU-Kandidat und FDP-Mann stellen sich hinter Burmester

Ein erstes Signal kam am Freitag von CDU-Kandidat Markus Greitemann, der im ersten Wahlgang unterlag. Nun unterstützt er Torsten Burmester (SPD): „Aufgrund seines Lebenslaufs und seiner politischen Erfahrung bringe ich Torsten Burmester großen Respekt entgegen und halte Torsten Burmester als Oberbürgermeister der Stadt Köln für geeignet“, verkündete der Drittplatzierte in einer Pressemitteilung.

Auch Volker Görzel (FDP) stellt sich hinter seinen Kontrahenten von der SPD: „Er hat politische Führungserfahrung auf Bundesebene“, so Görzel. Inhaltlich gebe es „große Überschneidungen mit meinen Wahlkampfthemen“. Auch die „schnelle und genaue Einarbeitung in die Kölner Themen“ habe ihn beeindruckt. Deshalb wolle er am Sonntag für Burmester stimmen.

Mörtter für Burmester – Gut & Klima-Freunde für Aymaz

Unterstützung kommt auch vom Kölner Pfarrer Hans Mörtter, der bei der Kommunalwahl parteilos antrat: „Er kann aufmerksam zuhören und lernt daraus. Er ist ein feiner, bescheidener und klarer Mensch.“ Mörtter lobt Burmesters lösungsorientierten Stil und seine realistische Herangehensweise an die Probleme der Stadt. Auf Instagram hob er hervor: „Bei Klima, Schule und bezahlbares Wohnen/ Bauen liegt er nah an meinen Positionen – Köln braucht jetzt Tempo und Teamplay.“

Die Wählergruppe Gut & Klima-Freunde und ihre OB-Kandidatin Inga Feuser sprechen sich auf Anfrage unserer Redaktion hingegen klar für Berivan Aymaz (Grüne) aus. Köln brauche „eine Oberbürgermeisterin, die Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und eine vielfältige Stadtgesellschaft aus Überzeugung und mit Haltung voranbringt“, so Feuser.

„Wir glauben, dass Berivan Aymaz die starke Stimme für ein vielfältiges, weltoffenes und klimagerechtes Köln ist. Gemeinsam wollen wir weiterhin für eine demokratische, nachhaltige und solidarische Stadtgesellschaft streiten“, erklären Gut & Klima-Freunde.

Aymaz erhält Unterstützung der Kölner Linken für OB-Kandidatur

Die Kölner Linke hat sich ebenfalls klar positioniert: Auf ihrer Kreismitgliederversammlung sprachen sich die Linken mit deutlicher Mehrheit dafür aus, die Kandidatur von Aymaz zu unterstützen. Zugleich stellte sich die Partei geschlossen hinter die Grünen-Politikerin, die in den vergangenen Wochen immer wieder Zielscheibe rechter Anfeindungen war.

„Wir erwarten uns von einer Oberbürgermeisterin Berivan Aymaz verbesserte Rahmenbedingungen – sowohl im Stadtrat als auch auf der Straße –, um für eine echte Verkehrswende und eine sozial gerechte Wohnungspolitik zu kämpfen“, erklärten Nadine Mai und Jan Schiffer im Anschluss an die Versammlung. Die Entscheidung sei demnach Ergebnis einer intensiven innerparteilichen Debatte gewesen.

Volt mit Tendenz zu Aymaz – Wolfram wird deutlich

Die Partei Volt nennt zwar keine formelle Wahlempfehlung, räumt aber ein, dass es „eine starke Tendenz zur Unterstützung von Berivan Aymaz“ gebe. Gleichzeitig betont die Parteispitze, dass es den Mitgliedern freistehe, ihre persönliche Wahlentscheidung öffentlich zu machen. Und das tut der OB-Kandidat Lars Wolfram auf Instagram: „Ich werde in der Stichwahl Berivan Aymaz wählen.“ Mit ihr sehe er die größte Schnittmenge.

Der Vorstand der Kölner Stadtgesellschaft (KSG) verzichtet bewusst auf eine Empfehlung: „Unsere Mitglieder sind verantwortungsvoll und gewissenhaft. Sie wissen selbst am besten, was gut für die bürgerliche Mitte und für Köln ist.“ Die KSG bildet jetzt mit der FDP eine Fraktion im Stadtrat.

„De Lück sinn ens aal jenooch“, sagt Benecke

Auch die PDF in Köln äußert sich zur anstehenden Stichwahl und hält sich dabei mit einer klaren Wahlempfehlung zurück. „Beide Kandidat:innen bringen gute Punkte für Köln mit, die wir unterstützen können“, erklärte Heike Herden. Im Vordergrund stehe für die Partei jedoch ein anderer Aspekt: „Für uns ist das Wichtigste, dass die Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen und damit die Demokratie stärken.“

Ali Güclü (parteilos), der als Einzelkandidat angetreten war, möchte keine Empfehlung aussprechen: Er könne sich nicht dazu entschließen, eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu unterstützen. Für Unentschlossene gibt es derweil eine Online-Wahlhilfe.

Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke bleibt – zumindest offiziell – neutral. In gewohnt ironischem Ton schreibt er auf Kölsch: „De Lück sinn ens aal jenooch un bruche keij Ansprooch vun mir.“ Doch er lässt durchblicken, dass er für Anreize durchaus empfänglich wäre – etwa in Form eines „lebenslangen Freitickets für die Radstation“ oder „endlich frische Blumenerde für die Pflanzenzucht der Ratsfraktion“. Benecke war für die Satirepartei Die Partei als OB-Kandidat nominiert worden.

Auch die AfD positioniert sich in einer Pressemitteilung: „Herr Burmester erscheint als das geringere Übel.“ Die Partei verweist dabei unter anderem auf inhaltliche Überschneidungen, etwa beim geplanten Ausbau des Geißbockheims, dem Trainingsgelände des 1. FC Köln.