Seit 20 Jahren pflegen das Siegtal-Gymnasium und das Forstamt – damals noch das Forstamt Eitorf – eine Waldpatenschaft.
20 Jahre WaldpatenschaftEitorfer Schüler lernen in der Natur und im neuen Waldlabor
Dicht ist der Nebel, es ist feucht und schon herbstlich-kühl. Schnittgut vom elterlichen Rasen harken? Bei diesem Wetter? Nichts, was Kinder und Jugendliche begeistern würde. Am Eitorfer Hüppelröttchen sieht das an diesem Morgen ganz anders aus: Mit Feuereifer räumen Schülerinnen und Schüler das Schnittgut von einer Streuobstwiese, die dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft gehört.
Forstamtsleiter würdigt „ein großartiges Projekt“
Seit 20 Jahren pflegen das Siegtal-Gymnasium und das Forstamt – damals noch das Forstamt Eitorf – eine Waldpatenschaft. Das wurde nun ebenso gefeiert wie die Einweihung des „Waldlabors“, wie das ehemalige Waldarbeiterhaus zumindest vorerst getauft wurde. Zudem erneuerten die Schule und die Forstverwaltung ihre Kooperationsvereinbarung.
„Ein großartiges Projekt“, würdigte Forstamtsleiter Stephan Schütte, was über die vergangenen zwei Jahrzehnte hier oben geschehen ist: Eine Bildungsarbeit der Schule, die im engen Schulterschluss mit den Förstern die Kinder und Jugendlichen sensibilisiert für Umwelt und Natur. Und das auch und gerade mit Blick auf die Gefährdung dieses Naturraums.
Zwei fünfte Klassen sind an diesem kühlen Morgen heraufgekommen. Normalerweise arbeiten sie auf den Feuchtwiesen im Wohmbachtal; heute zeigen sie den vielen Gästen, wie dort ihre Arbeit aussieht. Für sie steht an diesem ersten Waldtag aber nicht nur die Begegnung mit der Natur im Vordergrund, wie Beate Gerber-Lentzen erklärt.
Kinder aus Eitorf arbeiten eng mit Rückepferd Eliott zusammen
Ganz wichtig sei auch das Zusammenwachsen der Klassen, die ja ganz neu an der Schule seien. Unterstützt werden die Kinder von Rückepferd Eliott, das ein Vertragslandwirt aus Solingen mitgebracht hat. Im fünften Schuljahr werden die Jungen und Mädchen noch einen weiteren Waldtag erleben: Dann stehen im Frühjahr Bienen und Bestäuber im Mittelpunkt.
Auch die siebten Klassen absolvieren zwei Waldtage in einem Schuljahr. Sie bewirtschaften die Streuobstwiese, befassen sich mit Biologie und Ökologie dieser Flächen. Der Herbst ist zudem die Zeit, neue Bäume zu pflanzen; alte Obstsorten, Birnen, Quitten und Pflaumenbäume bringen sie in diesen Tagen in die Erde. Und auch die Biologiekurse aus der Oberstufe erhalten hier oben Unterricht im Freien: Sie untersuchen verschiedene Waldstandorte, erfassen und bestimmen Pflanzen und machen erste Erfahrungen im „Bio-Monitoring“.
Als Viehweide war die neue Streuobstwiese zuvor an einen Landwirt verpachtet, berichtet Revierförster Oliver Dreger. Seit Wölfe hier heimisch wurden, sei aber „das Interesse geschwunden“. Schäfer Simon Darscheid aus Hennef-Söven hat nun die Wiese gepachtet, zwei Schutzhunde und entsprechende Zäune sollen seine Tiere vor Angriffen bewahren.
250 Schafe hat Darscheid; für Förster Dreger ist die Verpachtung ein Zeichen, dass ein Miteinander mit dem Wolf möglich sei, „wenn der richtige Schäfer mit der richtigen Hingabe das betreibt.“ Noch habe kein Wolf seine Zäune überwunden, sagt Darscheid, anderswo aber schon. Zudem seien Zäune und Hunde teuer.
Das 2023 begonnene Aufforsten der Wiese belege, so Dreger, die langfristige Planung. „Wir werden irgendwann die Ernte einfahren“. Auch Beate Gerber-Lentzen, die Fachlehrerin für Biologie und Französisch ist, denkt schon weiter. Die Ernte werde immer größer, irgendwann könne man sich Gedanken darüber machen, den gepressten Saft, bislang noch ein beliebtes Geschenk, auch zu vermarkten. Dann würden wieder neue Lerninhalte hier oben vermittelt werden können.
Erste „Vorboten“ solcher Entwicklungen waren schon zu sehen: künstlerische Ergebnisse der Auseinandersetzung mit der Natur im Wald nämlich, die zum Jubiläumstag entstanden. Ein größeres Kunstprojekt sei bereits in Planung, weiß Beate Gerber-Lentzen. Drum ist der Name „Waldlabor“ oder „Waldlab“ auch nur ein Arbeitstitel. „Das ist noch längst nicht fertig“, sagt sie. „Das geht immer weiter mit immer neuen Ideen.“
Dafür hat das Forstamt das ehemalige Waldarbeiterhaus hergerichtet. Hier gibt es einen Lehrraum mit Beamer und demnächst auch Online-Verbindung zum Schulserver, einen Materialraum und eine kleine Küche sowie einen Arbeitsraum. Aus Eigenmitteln sei der Umbau finanziert worden, sagt Förster Oliver Dreger. Vor allem Personalkosten seien angefallen; für Mobiliar verwendetes Holz stamme beispielsweise aus käfergeschädigten Beständen. „Viel Herzblut“ hätten die Kollegen zudem hier investiert.