Deutschland-PremiereIn Eitorf sät ein Helikopter Mischwald-Samen aus
Eitorf – „Der Christoph 1 des Waldes.“ Seinen Spitznamen hatte der Airbus H125 bereits weg, als Pilot Udo Ramm ihn gerade sanft auf einer Waldwiese abgesetzt hatte. Aus Neuenstein in der Nähe von Heilbronn war der Hubschrauber, der sinnigerweise beim Hersteller Écureuil (Französisch: Eichhörnchen) heißt, am Mittwoch ins Revier Rodder gekommen, um neuen Wald zu säen.
„So naturnah wie möglich“, waren sich Projektleiter Valentin Wiesmeyer vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft und sein Kollege Matthias Hölscher aus der Nähe von Paderborn einig. Hölscher hat die Saatpillen entwickelt, die in Eitorf zum Einsatz kommen. Die Aussaat aus einem Helikopter sei bislang einzigartig in Deutschland, erklärte er.
Naturnaher Mischwald aus der Luft
Dass ein naturnaher Mischwald mit möglichst vielen Baumarten die vom Borkenkäfer hinterlassenen Kahlflächen beleben soll, ist im Forstamt unstrittig. Die Idee, die Saat mit einem Hubschrauber auszubringen, sei beim Brainstorming im Kollegenkreis aufgekommen.
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Anders als beim üblichen Anpflanzen würden die Bäume nicht vorgezogen und dann umgepflanzt, erklärte Wiesmeyer. Sie können und müssen sich wie bei der natürlichen Aussaat ihren Weg ins Erdreich selbst suchen.
Vorteile biete das zum einen bei der Entwicklung der Wurzeln. Die müssten zum Umpflanzen beschnitten werden. „Das wächst selbst in einem langen Baumleben nie wieder nach“, berichtete der Staatsförster. Von Hand gepflanzte Bäume würden zudem oft schräg in den Boden gesetzt. Dann wachse die Wurzel auf Dauer einseitig „wie ein Entenfuß“.
Die naturnah gesäten Bäume seien, wenn alles gut gehe, fester verwurzelt, könnten Stürmen besser standhalten und sich Wasser auch aus tieferen Schichten ziehen. Sie seien widerstandsfähiger und wiesen eine höhere Holzqualität auf.
Eine Premiere war die Aussaat aus dem Helikopter auch für Tilman Frohmaier. Seine sieben Airbus H125 sind bei vielen Sonderaufgaben rund um Land-, Forstwirtschaft und Bauen im Einsatz. Im Bezirk des Forstamts Eitorf hat er seit Jahren immer wieder Aufträge übernommen, zum Beispiel beim Kalken der Wälder.
Für diesen Aussaat-Einsatz hatte sein Team einen Kunststofftank aufgeschnitten und den Ausguss mit einem Abflussrohr verbunden, aus dem die Körner rieselten.
Samenkörner vieler verschiedener Baumarten
Stiel- und Traubeneichen, Esskastanien, wilder Apfel und wilde Birne, Hainbuchen, aber auch Eschen und Birken gehören zu den Baumarten, die das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft auf den Kahlflächen südlich und nördlich der Sieg aussäen ließ.
Neben Samenkörnern, die zum Tag der Aussaat die richtige Feuchtigkeit aufgenommen hatten, wurden auch pillierte Samen verwandet, die Staatsförster Matthias Hölcher in seiner Freizeit entwickelt hat.
Unter warmer Umluft verbindet er die Samen mit Mineralien zu Pillen, die sich entsprechend der Zusammensetzung auflösen und so das eigentliche Saatgut dabei unterstützen, sich am neuen Standort zu entwickeln und im wahrsten Sinne des Wortes Wurzeln zu schlagen. (sp)
Pilot Ramm nahm die neue Herausforderung gelassen. Vom GPS-Signal und der von Revierförster Oliver Dreger eingegebenen Karte geführt, stets im Kontakt mit Thea Frohmaier am Boden, überflog er die Flächen in 15-Meter-Streifen, um 8,5 Kilogramm Samen pro Hektar möglichst gleichmäßig zu verteilen. Hinter ihm schaufelte Robert Schneider das Saatgut, das 34 Säcke füllte, immer wieder nach in den Trichter, den Timo Schardorn bediente. Außerhalb der Saatflächen habe er das Abflussloch zuhalten müssen, so groß sei der Sog gewesen, berichtete er später.
Die Samen waren noch gut zu sehen, als sie aus dem Rohr fielen, sie verteilten sich aber sehr schnell auf den Flächen. Die Förster setzen nun ihre Hoffnung, dass der Wald sich erholen möge, auf diese 0,85 Gramm Saat pro Quadratmeter.