Und de Zoch kommt dochIn Alfter gibt es den Kölner Rosenmontagszug als Mini-Variante
Alfter – Der Kölner Rosenmontagszug dreht in Alfter seine Runden – zumindest in einer Mini-Variante. Während die echten Züge, der Kinder- und der Veilchendienstagszug, erneut der Pandemie zum Opfer fallen, drehen noch bis Aschermittwoch im Schaufenster der Alfterer Filiale der Bäckerei Kluth in der Pelzstraße Prunkwagen und Fußgruppen ihre Runden.
Heinrich Otto „H.O.“ Müller, der seit vielen Jahren bei Toni Kluth als Bäcker arbeitet, brachte den Lindwurm nach Alfter, der vor allem kleine Karnevalisten begeistert: „Ich freue mich immer, wenn Kinder vor unserem Schaufenster stehen bleiben und sich unseren Karnevalszug anschauen.“
Zwischen Krapfen und Muzen
Bäcker Müller hat den Zug liebevoll zwischen Apfelkrapfen und Muzen drapiert. Figuren und Wagen stammen von den Eheleuten Birgit und Volker Foken-Brock aus Kerpen. Die beiden haben sich mit ihrem Unternehmen „Trafofuchs“ darauf spezialisiert, Miniaturen in den unterschiedlichsten Formen und Varianten anzufertigen. In ihrem „Fuchsbau“ entstehen Figuren aus den verschiedensten Epochen zu den unterschiedlichsten Themen, von ausgeflippten Hippes über Comicfiguren wie Lucky Luke bis hin zu Wald- oder Tiernachbildungen, Gebäuden oder Fahrzeugen aller Art. Die meisten Figuren zieren Modellanlagen und werden in ganz Deutschland verkauft.
Ein Dutzend Wagen
Der Rosenmontagszug entstand bereits vor gut zehn Jahren, erzählt Birgit Foken-Brock dieser Zeitung. Damals hatte sie für eine Modellbahnanlage einen Vier-Jahreszeiten-Zyklus gebaut – bis ihr einfiel, dass es im Rheinland ja auch noch eine „fünfte Jahreszeit“ gibt, den Karneval. Also fing sie an, den Kölner Rosenmontagszug nachzubauen.
Zwölf Wagen und Gruppen, diverse Häuser als schmucke Kulisse und insgesamt 365 fantasievoll kostümierte Personen, für jeden Tag im Jahr eine, sind auf diese Weise entstanden. Zwei prominente Kölner sind ebenfalls dabei: Tünnes und Schäl. So entstand das detailverliebte, jecke Ensemble. Dafür brauchte sie allerdings eine Engelsgeduld.
Alles handbemalt
Die aus Kunststoff gegossenen Rohlinge sind gerade einmal acht Millimeter groß, oder besser gesagt klein, alle liebevoll handbemalt. Viele der Deko-Artikel sind aus Gebrauchsmaterialien gefertigt: Luftballons aus Stecknadelköpfen, Altglascontainer aus Kugelschreiberkappen oder die Satellitenschüssel an den Häusern aus Plastikdeckeln. Und dann verrät die 56-jährige Modellbauerin noch, dass sie eigentlich gar keine Närrin ist: „Vielmehr hat mich die Herausforderung gereizt, die vielen bunten Figuren und Wagen zu anzufertigen.“
Gut sechs Wochen brauchte sie, bis der Zug komplett war. Dabei wollte die Modellbauerin nicht nur die schönen Seiten des Karnevals, sondern auch Milieu zeigen. Wer genau hinsieht, erkennt beispielsweise einen Obdachlosen vor einem Altglascontainer, der sich einen Schluck aus einer der weggeworfenen Flaschen genehmigt. Die Miniatur-Anlagen entwickelt Birgit Foken-Brock gemeinsam mit ihrem Mann Volker (61), der für die technische Ausstattung ist.
Modelleisenbahner
Und wie kommt der Zoch nun nach Alfter? H. O. Müller und die Eheleute Brock kennen sich von einem Modelleisenbahner-Stammtisch, dessen Mitglieder sich regelmäßig im Gasthaus „Spargel Weber“ in Alfter treffen. Dabei handelt sich um einen ganz besonderen Hobby-Stammtisch, denn die Leidenschaft der dort versammelten Modellbahnfreunde gilt der Spur Z.
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Kleiner und filigraner geht es kaum: „Wir bauen unsere Landschaften im Maßstab 1:220“, erläutert der 59-jährige Bäcker und Modellbahnfan. Zum Vergleich: Die Züge im Miniaturwunderland beim früheren Puppenkönig in Bonn hatten den Maßstab 1:87.
Die Kunden sind begeistert
„Als feststand, dass es in Alfter in dieser Session wieder keine Züge geben wird, habe ich meinem Chef von der Miniatur-Anlage erzählt und er war direkt begeistert“, schildert H. O. Müller. „Also habe ich sie mir ausgeliehen.“ Hinzu kommt, dass beide Männer inaktive Mitglieder der Alfterer Prinzengarde sind: „Wir sind alle sehr traurig, dass in unserem Dorf wieder kein Karneval stattfindet, daher sind wir froh, dass wir unseren Kunden nun mit dieser Aktion eine Freunde bereiten können. Wir werden oft drauf angesprochen“, sagt Toni Kluth.
Eine der begeisterten Kundinnen ist Ellen Unkelbach. Sie sagt: „Wenn wir hier vor der Bäckerei in der Schlange stehen, um Brötchen zu kaufen, können wir nun diesen tollen Zug beobachten. Eine wunderbare Idee.“