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Anwohner haben AngstWildschweine verwüsten Gladbacher Gärten und ziehen über Schulweg

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Wildschweine versetzen Anwohner im Gladbacher Stadtteil Gronau in Angst und Schrecken und verwüsten ihre Gärten. 

Bergisch Gladbach – Sie kommen im Dunkeln, sind immer hungrig und verwüsten seit Wochen die Gärten von Anwohnern in Gronau: Wildschweine. Die Wildtiere sind sogar schon mitten auf der Gierather Straße gesichtet worden und treiben ihr Unwesen auch auf dem Friedhof. Anwohner fordern die Stadtverwaltung auf, schnell Maßnahmen zu ergreifen, um die Tiere unter Kontrolle zu bringen.

Die Gärten der Anwohner an den Straßen Dünnhofsweg, Rodemich und Am Rodenbach sehen aus, als wäre eine Planierraupe drübergefahren. Der Rasen ist umgepflügt. Blumen- und Gemüsebeete sind zertrampelt, Randbefestigungen und Blumentöpfe zerstört. Fast täglich sind die Schwarzkittel seit 20. Dezember in den am Strunder Bach gelegenen Gärten unterwegs, auf der Suche nach Würmern und anderem Getier.

Vom liebevoll gestalteten Garten ist nichts mehr übrig

„Gleich zwei Mal war bei uns gestern wieder eine Rotte mit Frischlingen“, berichtet Claudia Wildner. Zuerst kurz vor Mitternacht und dann wurde sie zum wiederholten Mal morgens um 4 Uhr vom Patschen und Schmatzen wach. Ihr lautes Topfgeklapper und Pfeifen habe die Wildschweine vertrieben: „Diesmal haben sie die Himbeeren umgegraben, einen jungen Pflaumenbaum rausgeholt.“ Von ihrem 1800 Quadratmeter großen liebevoll gestalteten Garten mit Wildblumen, Kräutern, Früchten und Obstbäumen ist nichts mehr übrig. Palisaden sind zu Kleinholz zerlegt.

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Der Garten der Familie Wildner sieht aus wie eine Mondlandschaft.

Vermutet wird, dass die Schwarzkittel vom Strunder Bach kommen. Zwar sind fast alle Grundstücke eingezäunt. Aber eine renaturierte Stelle am Bach muss offen bleiben. Kleine Schlupflöcher im Boden der Maschendrahtzäune reichen, dass die Wildschweine durchkrabbeln, um von Grundstück zu Grundstück zu ziehen.

Anwohner haben Angst auf die Terrasse zu gehen

Karin Möbus hat die undichte Stelle in ihrem Garten längst mit Holz verbarrikadiert. Genützt hat es nichts. Ihr Biotop mit Teichen, Rosenstöcken, Krokussen, Schneeglöckchen und Lilien ist komplett vernichtet: „Es macht keinen Spaß mehr morgens aufzustehen.“ Aber die Anwohner haben auch Angst. Denn die wilden Borstenviecher rücken immer näher an die Terrassen heran. „Einer Bache, die ihre Frischlinge verteidigt, möchte ich nicht gegenüberstehen“, sagt Karin Möbus. Sie hat gehört, dass Nachbarn aus Angst ihre Kinder nicht mehr alleine in die Gärten ließen.

Und Norbert Wildner hat morgens auf dem Weg zur Arbeit schon gesehen, wie eine Rotte von Schweinen über die Gierather Straße marschierte: „Das ist auch ein Schulweg“, warnt er. Mehrfach habe man das Problem bei der Stadt gemeldet. Ohne Ergebnis: „Dort hat man keine Idee und lässt uns mit dem Problem alleine“, ärgert sich Claudia Wildner.

„Für Schäden an nicht bejagbaren Grundstücken besteht keine Entschädigungspflicht“, erklärt Stadtsprecher Martin Rölen. Deshalb sei die Ordnungsbehörde nicht zuständig. Dem Wunsch der Anwohner, einen Zaun am Gewässer zu errichten, stehe das Landeswassergesetzt entgegen. Demnach dürften keine bauliche Anlagen in einem Bereich von drei Metern, gemessen ab Böschungskante, errichtet werden.

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„Bei Hochwasser können sich darin Abflusshindernisse festsetzen, die zu Überschwemmungen führen könnten“, sagt Rölen. Den Anwohnern hilft das nicht weiter: „Elektrozäune anzuschaffen, würde uns viele Tausend Euro kosten“, sagt Claudia Wildner. Zudem sei unklar, ob die Zäune in dem feuchten Boden am Bach tief genug verankert werden könnten: „Wir erwarten, dass die Stadt uns hilft, praktikable Lösungen zu finden.“ Sie hat recherchiert, dass mit Nachtsichtgeräten sehr wohl auch in Wohngebieten gejagt werden dürfe. Regina Hömberg meldete der Redaktion, dass Wildschweine auch Wege und Gräber des Gronauer Friedhofs umgepflügt haben: „Ich fordere die Stadt auf, für eine würdige Totenruhe zu sorgen.“