Der Inflationsschock des Jahres 2022 hat sich insbesondere im Energiebereich ausgewirkt. Auch Brennholz bleibt weiterhin teuer.
Heizsaison steht bevorBrennholzpreise im Kreis Euskirchen sind weiter auf hohem Niveau
Der Herbst steht vor der Tür, und damit auch der Beginn der Heizsaison: Für Sonntag prognostiziert der Deutsche Wetterdienst für die Eifel die ersten Nachtfröste, einzelne Regenschauer und kühle sieben Grad Celsius am Tag – höchste Zeit also, die Heizung aufzudrehen oder ein wärmendes Feuer im Kaminofen zu entfachen.
„Mindestens ein Viertel der Haushalte in der Region verfügt über eine Zusatzfeuerstelle. In den Eifel-Kommunen dürfte der Anteil sogar noch deutlich höher liegen“, sagt Alfred Wolf. Bei der Schornsteinfeger-Innung Aachen, die auch für die Feuerstätten im Kreis Euskirchen zuständig ist, ist Wolf als Technischer Innungswart und Sachverständiger tätig. Zusatzfeuerstellen sind Kaminöfen für Holz, Pellets oder Kohle, die zusätzlich zu einer Zentralheizung betrieben werden. „Aber Kohle spielt ja hier eigentlich keine Rolle mehr“, so Wolf.
Brennholzpreise im Kreis Euskirchen weiterhin auf hohem Niveau
Um die Kohle, also den Preis, geht es für viele Verbraucher hingegen beim Brennholz. Denn während sich die Kosten für andere Energieträger nach dem Allzeithoch des vergangenen Jahres wieder etwas nach unten orientiert haben (siehe auch „Erdgas seit August günstiger“), bleibt Brennholz weiterhin teuer.
Für ofenfertiges, also geschnittenes und trockenes Brennholz, zahlt man bei vielen regionalen Händlern ähnlich viel wie im Sommer 2022: Zum Beispiel 180 Euro für den Schüttraummeter Eiche oder Buche bei einem gewerblichen Anbieter aus der Gemeinde Nettersheim. Etwas günstiger ist Nadelholz. Ein Händler aus dem Raum Euskirchen ruft 130 Euro pro Schüttraummeter Fichte auf.
Immerhin: Lieferengpässe wie im vergangenen Jahr, als einige Anbieter aus dem Kreis Euskirchen sogar Brennholz aus Osteuropa importierten, scheint es in diesem Jahr nicht zu geben. „Es sind vielleicht nicht immer alle Sorten verfügbar, aber keiner muss Angst haben, dass der Ofen kalt bleibt“, sagt ein Brennholzhändler, der namentlich nicht genannt werden möchte.
Gemeinden im Kreis Euskirchen subventionieren Brennholzpreis
Günstiger wird es für alle, die selbst zum „Holzmachen“ in den Wald gehen, also mit der Kettensäge umgehen können und von ihrer Kommune ein entsprechendes Kontingent zugeteilt bekommen haben. „Die meisten Kommunen sind dazu übergegangen, Holz für Heizzwecke aus dem Stadt- oder Gemeindewald nur an Bürger ihrer Kommune abzugeben“, erläutert Wolfgang Schmieder, der Leiter des Forstbetriebs der Gemeinde Nettersheim.
Außerdem werde zum Beispiel in Nettersheim inzwischen von jedem Interessenten der Nachweis verlangt, dass er das Holz auch selbst nutzen kann, also über eine geeignete Feuerstätte verfügt. So soll verhindert werden, dass günstiges Gemeinde-Brennholz letztlich doch wieder bei gewerblichen Anbietern landet, die es dann mit sattem Preisaufschlag weiterverkaufen.
„Die Brennholzpreise werden jeweils zum Jahresbeginn vom Gemeinderat festgelegt“, erläutert Schmieder das Prozedere. In diesem Jahr wurden für den Festmeter Eiche oder Buche in Nettersheim 69 Euro aufgerufen. Auch das ist deutlich mehr als zum Beispiel im Jahr 2016, als es die Buche noch für 49 Euro gab. „Trotzdem ist der Preis für unsere Bürger subventioniert, denn die Marktpreise für Schnittholz sind aktuell deutlich höher“, so Schmieder.
Ist das Heizen mit Holz überhaupt nachhaltig?
Auf die aktuelle Diskussion über die Frage, ob Brennholz überhaupt ein erneuerbarer Energieträger sei, will sich Förster Schmieder nicht einlassen: „Ich bin ein Befürworter des Heizens mit Holz.“ Allerdings könne Holz nicht die Lösung für alle sein, stimmt der Nettersheimer dann doch seinem prominenten Berufskollegen Peter Wohlleben zu, der sich unlängst kritisch zum Brennstoff Holz äußerte. „Hier bei uns im ländlichen Raum, wo Holz immer mit kurzen Transportwegen verfügbar ist, spricht aus meiner Sicht nichts gegen eine thermische Verwertung, also das Heizen mit Holz“, stellt Schmieder klar.
Aber führen die hohen Preise nicht automatisch dazu, dass neben Holz auch ungeeignete Brennstoffe oder sogar Abfall im Kaminofen landen? „Da hatten wir tatsächlich sehr große Befürchtungen“, sagt Alfred Wolf von der Schornsteinfeger-Innung: „Aber das ist zum Glück nicht in dem großen Maße aufgetreten.“
Einige Hinweise auf solche Umweltsünder habe es jedoch gegeben: Meistens seien es Anwohner, die sich an die Schornsteinfeger oder das zuständige Ordnungsamt wenden, wenn es beim Nachbarn besonders heftig aus dem Kamin qualmt oder stinkt.
Lackiertes Holz, Spanplatten oder Müll gehören nicht in den heimischen Kamin
Das Verfeuern von lackiertem Holz, Spanplatten oder sogar Kunststoff oder Abfall sei nicht nur aus Gründen des Gesundheits- und Umweltschutzes abzulehnen, sondern berge auch ein Sicherheitsrisiko, erläutert Wolf: „Es kann bei unsachgemäßer Verbrennung zur Bildung von Glanzruß im Kamin kommen.“ Aus diesem Grund sei es auch zu einigen Kaminbränden gekommen.
Es sei jedoch nicht immer leicht, die Ursache dafür eindeutig zu bestimmen, räumt Wolf ein: „Wir sollten daher über die Einführung des Ascheschnelltests wie in der Schweiz nachdenken.“ Dieses Verfahren lasse genaue Rückschlüsse auf die verfeuerten Brennstoffe zu.
Holzpellets gibt es auch aus regionaler Produktion
Noch einmal zurück zu den Preisen: Die waren im vergangenen Jahr auch bei anderen Brennstoffen, die aus Holz – oder besser gesagt Holzresten – hergestellt werden, durch die Decke gegangen. Holzbriketts für den Kaminofen oder Pellets bestehen zwar „nur“ aus gepressten Holzspänen und eventuell Bindemitteln wie Mais- oder Kartoffelstärke, wurden aber im Herbst und Winter 2022 ähnlich teuer wie ein Hightech-Produkt gehandelt. „In der Spitze lagen wir im vergangenen Jahr bei 800 Euro pro Tonne Pellets“, berichtet Claudia Assenmacher, Chefin der Firma Schneifel-Pellets aus Ormont (Landkreis Vulkaneifel).
Inzwischen haben sich die Preise wieder mehr als halbiert. „Aktuell kostet bei uns die Tonne 355 Euro inklusive Mehrwertsteuer – das ist ein realistischer Preis“, sagt Assenmacher. Allerdings rät sie allen, die sich noch nicht für den Winter eingedeckt haben, das schleunigst zu tun: „Wenn es kälter wird, werden die Preise auch wieder steigen, das ist sicher.“
In der Region gehört Assenmacher mit ihrer Firma zu den Pellet-Pionieren: Bereits im Jahr 2002 baute sie eine eigene Produktion unweit der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen auf. „Die Produktion mussten wir aber schon vor ein paar Jahren einstellen. Das war hier am Standort nicht mehr wirtschaftlich“, so die Unternehmerin.
Die Pellets, die sie seitdem als Händlerin vertreibt, seien aber trotzdem ein regionales Produkt: Sie stammen vom europaweit größten Produzenten aus Vielsalm in Belgien. „Dort befindet sich die Herstellung direkt an einem großen Sägewerk, wo auch die Späne anfallen“, sagt Assenmacher, die neben Tochter Catharina Hartges noch sieben weitere Mitarbeiter in der Firma beschäftigt.
e-regio: Erdgas ist seit August für Kunden günstiger
Der Bezug von Erdgas hat sich für die Kunden des Euskirchener Versorgungsunternehmens e-regio im Lauf des Jahres vergünstigt: „In der Erdgas-Grundversorgung haben wir zum 1. August 2023 die Preise um 20 Prozent auf 11,97 Cent pro Kilowattstunde gesenkt“, teilte Sebastian Zimer, Pressereferent der e-regio, auf Anfrage mit: „In unserem Sondertarif sind wir aktuell für Neukundinnen und Neukunden sogar noch günstiger mit einem Preis von 8,77 Cent pro Kilowattstunde.“
Auf den Beschaffungsmärkten habe sich der Gaspreis während der Energiekrise zeitweise, verglichen zur Vorkrisenzeit, mehr als verzehnfacht. „Der Höchstpreis lag 2022 bei fast 320 Euro pro Megawattstunde, letzten Winter bei 160 Euro“, so Zimer. Aktuell habe sich der Marktpreis wieder stabilisiert, bleibe jedoch mit zurzeit bei fast 60 Euro pro Megawattstunde auf einem höheren Niveau als vor der Krise, als die Preise bei rund 20 Euro gelegen haben.
Grundsätzlich reagiere der Markt allerdings nach wie vor sehr sensibel: „Aktuell gibt es einen kurzfristigen Aufwärtstrend der Preise, bedingt durch den Israelkonflikt und durch ein Pipelineleck bei Finnland“, sagte Zimer. Sollte der Markt stabil bleiben, sei die e-regio aber vorsichtig optimistisch, „dass wir die Gaspreise über den Winter auch stabil halten und gegebenenfalls im neuen Jahr weiter senken können“, stellte Zimer in Aussicht.
Beim Schnittholz fehlt aktuell die Nachfrage
Beim Schnittholz gebe es aktuell einen Preiseinbruch für die Produzenten, sagte Ernst Hupp, Geschäftsführer der Holzkontor Nordeifel GmbH aus Schleiden: „Die Sägewerke sind versorgt, und der Absatz fehlt momentan fast gänzlich.“
Ursache dafür sei der fehlende Export nach China, der praktisch ganz zum Erliegen gekommen sei, und eine deutlich geringere Nachfrage aus dem Bausektor. „Über viele Jahre waren die Preise stabil auf einem hohen Niveau, aber speziell die geringere Bautätigkeit hat nun zu sinkenden Preisen geführt“, so Hupp. Auch das immer noch anfallende Käferholz sei günstiger geworden.