Die Erwartungen an die Weltklimakonferenz waren hoch. Aber wie passen die vorab geäußerten Forderungen mit den tatsächlichen Ergebnissen zusammen?
Signale aus DubaiDie wichtigsten Beschlüsse der Weltklimakonferenz
Mit einem „Paukenschlag“ bei der Klima-Finanzierung fing die 28. Weltklimakonferenz in Dubai vor knapp zwei Wochen an, mit einem „deutlichen Signal“ für eine Abkehr von allen fossilen Energien ging sie am Dienstag zu Ende. Die Erwartungen von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen an die COP28 waren hoch. AFP stellt die vorab geäußerten Forderungen den tatsächlichen Ergebnissen gegenüber:
Den Fonds für klimabedingte Schäden arbeitsfähig machen und finanziell ausstatten - Erwartung weitgehend erfüllt
Ärmere Länder auch bei der Bewältigung bereits bestehender klimabedingter Schäden und Verluste („Loss and Damage“) zu unterstützen, wurde bei den Weltklimakonferenzen jahrzehntelang ausgeklammert. Voriges Jahr gab es aber bei der COP27 in Scharm el-Scheich eine grundsätzliche Einigung auf einen Loss-and-Damage-Fonds. In Dubai gelang es nun, den Fonds einsatzbereit zu machen.
Klimakonferenz COP28: Deutschland stellt 100 Millionen Dollar bereit
Dass die Entscheidung gleich zu Beginn der Klimakonferenz fiel und das Gastgeberland Vereinigte Arabische Emirate sowie Deutschland jeweils 100 Millionen Dollar bereitstellten, wurde von Regierungs- und NGO-Vertretern als „Paukenschlag“ und historischer „Meilenstein“ gelobt. Mittlerweile gibt es Zusagen in Höhe von mehr als 700 Millionen Dollar.
NGO-Vertreter wie Sabine Minninger von Brot für die Welt sind aber nicht völlig zufrieden. Aus ihrer Sicht ist noch lange nicht genug Geld in dem Fonds drin, damit auch wirklich Hilfsgelder daraus in den globalen Süden abfließen. Außerdem handele es sich um freiwillig gezahlte „Almosen“, nicht um „zuverlässige Finanzzusagen“, sagt Minninger.
Kritisiert wird auch, dass abgesehen von den Emiraten kein Land einzahlte, das nicht zu den traditionellen Industriestaaten gehört. Trotzdem ist der Druck gewachsen, dass künftig auch wirtschaftsstarke Schwellenländer wie China oder Saudi-Arabien in den Fonds einzahlen.
Weltweite Energiewende mit Ausstieg aus allen fossilen Energien - Grundsatzentscheidung mit Schlupflöchern
Ein Ausstieg aus fossilen Energien wird im Pariser Klimaabkommen überhaupt nicht erwähnt - ist nach Einschätzung von Klima-Experten aber unerlässlich, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die seit drei Jahrzehnten stattfindenden Weltklimakonferenzen umgingen es bislang aber, nicht nur die Subventionen für fossile Energien, sondern auch Öl und Gas an sich ins Visier zu nehmen.
Weltklimakonferenz: Mehr Unterstützung für Entwicklungsländer
Umso bedeutender ist der Erfolg, dass Paragraf 28 d) des zentralen Beschlusstexts in Dubai nun alle Staaten zu einem „Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen“ aufruft. Die Formulierung bezieht sich außer auf die Energieerzeugung auch auf Bereiche wie den Verkehr, jedoch nicht auf die Plastik- oder Düngemittelherstellung. Die Formulierungsoption „phase-out“ (Auslaufen) konnten Länder wie Deutschland nicht durchsetzen.
Zudem werden alle Länder dazu aufgerufen, zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze die globalen Kapazitäten der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen und die Energieeffizienz zu verdoppeln.
Um diese Ziele mit Leben zu füllen, brauchen insbesondere die Entwicklungsländer allerdings Unterstützung. Schließlich floss im vergangenen Jahrzehnt der Löwenanteil an Investitionen in Erneuerbare in die Industrieländer. Auf Afrika hingegen entfielen trotz seines riesigen Potenzials bei Solar- und Windenergie gerade einmal zwei Prozent.
NGO-Vertreter wie Martin Kaiser von Greenpeace beklagen außerdem „Schlupflöcher“ in dem Dubaier Beschluss. So erkennt Paragraf 29 mit Blick auf fossiles Erdgas an, „dass Übergangsenergieträger eine Rolle bei der Erleichterung der Energiewende spielen können“. Außerdem werden als zu fördernde emissionsfreie oder emissionsarme Technologien nicht nur erneuerbare Energien, sondern auch Atomkraft und die in ihrem Klimaschutznutzen umstrittenen CCS-Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2 genannt.
Mehr Anstrengungen bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels - nur kleine Verbesserungen
Wesentlicher Bestandteil des Pariser Klimaabkommens sind nicht nur Maßnahmen zum Schutz des Klimas, sondern auch zur Anpassung an die Erderwärmung. In Dubai sollte das sogenannte Globale Anpassungsziel aus dem Paris-Abkommen nun endlich genauer definiert werden. Zwar wurden bei der Klimaanpassung Unterziele in Bereichen wie Landwirtschaft und Ernährung formuliert, offen bleibt aber, wie diese erreicht werden sollen.
Die Beschlüsse erkennen zwar an, dass es bei der Anpassung an den Klimawandel in ärmeren Ländern „Lücken“ gibt, geben aber nicht vor, wie diese geschlossen werden sollen. Aus Sicht von NGO-Vertretern wie Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig werden damit die „gefährdeten Länder des Globalen Südens weiterhin nur völlig unzureichend unterstützt“. (afp)