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Bedrohter SalamanderSo schützen die Hellenthaler „Lurchis“ Hotspots vor Mensch und Pilz

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Eine „Lurchi“-Figur steht an der Straße nach Wahld, um die Autofahrer zu sensibilisieren.

Achtung, Feuersalamander: Wer die „Lurchi“-Figur an der Straße nach Wahld aufgestellt hat, um Autofahrer zu sensibilisieren, ist nicht bekannt.

In der Gemeinde Hellenthal gibt es drei Feuersalamander-Populationen, die nicht vom gefährlichen Hautpilz Bsal befallen sind.

Die wohl drolligsten Warnschilder im Kreis stehen zur Zeit an der Straße von Wahld nach Hescheld in der Gemeinde Hellenthal. In der „Höppejass“ ist dort der Froschkönig unterwegs, ein Storch wartet auf sein Essen, und auch Lurchi, der Feuersalamander, begrüßt die Autofahrer. Wer diese Schilder aufgestellt hat, ist nur teilweise bekannt. Vor allem die Gemeinde weist hier auf die Amphibienwanderung hin.

Doch Besucherströme sollen die originellen Warnschilder eigentlich nicht anziehen, denn der Hintergrund ist ein ernster. An dieser Straße liegt ein besonderes Habitat des Feuersalamanders. Auf der einen Seite der Straße ist sein Lebensraum, eine Bachaue voller Gestrüpp, auf der anderen sein Laichgewässer. Doch diese Amphibienart ist aktuell stark gefährdet. Ihr setzt nicht nur der Autoverkehr zu, sondern vor allem eine tödliche Pilzerkrankung, die viele Populationen bereits ausgelöscht hat. Hellenthal ist einer der wenigen Bereiche in der Eifel, der bislang davon verschont worden ist – und wenn es nach den Verantwortlichen geht, soll das auch so bleiben.

In der Gemeinde Hellenthal gibt es drei Feuersalamander-Hotspots

Gleich drei Hotspots gibt es in der Gemeinde, in der Straßenverkehr und Feuersalamander sich in die Quere kommen, oft mit fatalem Ende für die Amphibien. „Ich habe allein auf der Straße nach Wahld im letzten Jahr 60 überfahrene Feuersalamander gefunden“, sagt Marion Zöller vom Nabu-Kreisverband Euskirchen. Eine weitere Gefahrenstelle ist die Zufahrt zum Waldfriedhof in Hellenthal; auch hier sind Warnschilder aufgestellt worden. Dazu droht den Salamandern Gefahr von Radfahrern auf dem Radweg durch die Kröpsch von Oberhausen nach Hellenthal.

Noch ärger als der Straßenverkehr setzt den Feuersalamandern der Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) zu. Ausgebreitet haben soll sich der aus Asien eingeschleppte Pilz über den Heimtierhandel, er arbeitet sich aus Richtung Düren bereits kräftig in die Eifel vor.

Die letzten nicht kontaminierten Lebensräume der Feuersalamander müssen deshalb sorgfältig abgeriegelt werden. Für die Helfer wie Marion Zöller, die regelmäßig die Feuersalamander über die Straße zu ihren Laichplätzen und zurückträgt, bedeutet das vor allem, extreme Hygiene walten zu lassen. So dürfen auf keinen Fall Schuhe getragen werden, die in Kontakt mit anderen, eventuell kontaminierten Lebensräumen von Fröschen oder Kröten gekommen sind. Auch die Schutzzäune werden gesondert gelagert, beschriftet und regelmäßig desinfiziert.

Auch Wanderer und Mountainbiker können eine Gefahr darstellen

Doch nicht alle sind so vorsichtig. Gefahr droht zum Beispiel auch von Wanderern, die von einem Habitat zum nächsten gehen und dabei unwissentlich den Pilz verbreiten können. Nicht anders ist es mit Mountainbikern, die kreuz und quer durch die Eifel fahren und dabei für die Übertragung des Bsal sorgen können. „Ganz wichtig für Wanderer wie Mountainbiker: Bitte auf den Wegen bleiben“, bittet deshalb Zöller.

Um Autofahrer und Passanten darauf aufmerksam zu machen, auf welchen Strecken den markanten Reptilien Gefahr droht, sollen diese drei Hotspots bekannt gegeben werden. Den kleinen Tieren zu helfen und sie kurzerhand über die Straße zu tragen, ist jedoch nicht angesagt. Das Amphibium sondert aus seinen Hautdrüsen ein Sekret ab, das bei empfindlichen Menschen Unwohlsein und Erbrechen hervorrufen kann. Außerdem ist die Haut des Salamanders so empfindlich, dass er nur mit Nitrilhandschuhen angefasst werden darf, sagt Zöller.

Bis September werden die Tiere über die Straße getragen

Für die Naturschützerin bedeutet die Aufstellung der Schutzzäune bei Wahld, dass sie nun jeden Morgen und Abend losziehen muss, um in den aufgestellten Eimern nach den Tieren zu sehen. Und das auf Dauer, denn die Wanderung der Feuersalamander zwischen ihrem Laichgewässer und ihrem Lebensraum auf der anderen Straßenseite endet nicht nach wenigen Wochen, sondern dauert bis September. „Es wäre toll, wenn hier eine feste Einrichtung hinkommen würde“, sagt sie. Die Möglichkeit dazu besteht, denn unter der Straße verläuft bereits ein Rohr.

„Dass wir Feuersalamander-Hotspots haben, haben wir zufällig erfahren“, sagte Bürgermeister Rudolf Westerburg. Eine Bürgerin habe zuerst auf die Tiere am Waldfriedhof aufmerksam gemacht. Dort solle von den Besuchern bitte vorsichtig gegangen und gefahren werden. Von der Population in Wahld sei bisher nichts bekannt gewesen. Gerne habe die Gemeinde unterstützt und Warnschilder herstellen lassen, um auf die Gefahr hinzuweisen. Doch ihre Möglichkeiten seien überschaubar, bedauert Westerburg.

Einmütig kümmern sich Gemeinde und Nabu darum, Schilder aufzustellen und Warnnetze zu errichten. Doch nicht nur die: Die Warnschilder, die eine Kröte zeigen, wurden kurz danach mit einer Krone versehen, und die Straße in „Höppejass“ umbenannt. Doch wer den „Lurchi“ gestaltet und zur Warnung der Verkehrsteilnehmer an der Straße nach Wahld aufgestellt hat, ist ein Rätsel. Marion Zöller freut es: „Das ist eine so tolle Aktion, ich finde das großartig.“ Überhaupt stünden die Anwohner aus Wahld und Hellenthal der Aktion positiv gegenüber – anders als es die Naturschützer zuweilen anderswo erleben.


Der Feuersalamander

Das größte Verbreitungsgebiet unter den europäischen Landsalamandern hat der Feuersalamander (Salamander Salamandra). Es reicht von Norddeutschland bis Rumänien. Doch auch von Marokko bis Iran sind Vorkommen bekannt. 13 Unterarten sind von der Wissenschaft bislang festgestellt worden. Zum Höhlentier 2023 ist der Feuersalamander vom Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher ernannt worden, da er auch gern im Untergrund lebt und Höhlen besiedelt. Zum einen wollen die Höhlenforscher damit auf die Bedrohungslage des Tieres aufmerksam machen, auf die Tatsache, dass die unterirdischen Ökosysteme bislang kaum erforscht sind. Bereits 2016 war er „Lurch des Jahres“.

Zur Werbefigur „Lurchi“ des Schuhherstellers Salamander wurde er aufgrund seiner prägnanten Färbung. Ab 1937 wurden gezeichnete Abenteuer des beschuhten Reptils veröffentlicht, mit einer Pause von 1940 bis 1950. (sev)