„Facts for Future“ für JugendlicheRückgang der Lebenszufriedenheit wie im Kriegsgebiet
Köln – Die Feststellung, dass wir in krisenhaften Zeiten leben, ist eine Untertreibung. Vielmehr ist es eine geballte Ladung von niederdrückenden Perspektiven, der wir uns gegenübersehen – das alles überwölbende Globalthema der Klimakatastrophe, Corona, seit dem 24. Februar dieses Jahres der russische Krieg gegen die Ukraine, all das führt zu psychischer Belastung und Verunsicherung nicht zuletzt unter Jugendlichen.
Die Situation für diese Altersgruppe fassten die Autorinnen und Autoren einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAF), das der Bundesagentur für Arbeit angegliedert ist, in alarmierenden Worten zusammen: „Die Lebenszufriedenheit der Befragten ist auf einer Skala von null bis zehn um 0,5 gesunken. Ein solcher Einbruch ist untypisch für junge Menschen in diesem Lebensabschnitt. Er entspricht zum Beispiel dem drastischen Rückgang der Lebenszufriedenheit in Kriegsgebieten."
Krieg in der Nachbarschaft
In einem Kriegsgebiet leben deutsche Schülerinnen und Schüler glücklicherweise nicht, wohl aber mit einem Krieg in europäischer Nachbarschaft. Dass dieser auch unmittelbare Wirkung auf ihr Leben hat, liegt nicht allein an Inflation und Sorgen um die Energieversorgung, die den Familien zu schaffen machen – auch die Vielzahl schwer oder nicht nachprüfbarer Nachrichten, sich widersprechender Meldungen und unbelegter Behauptungen entzieht vielen den Boden unter den Füßen. Hier setzt „Facts for Future“ an, ein digitales Bildungsprojekt des „Kölner Stadt-Anzeiger“, das Lehrkräfte mit altersgerechtem und spannendem Unterrichtsmaterial unterstützen möchte.
Worauf konzentriert sich „Facts for Future“?
Die Lebenswelt von Jugendlichen und zunehmend auch von Kindern wird stark durch Medien wie Smartphone, Tablets und Laptops bestimmt – und von den Nachrichten, die dort unter anderem in den sozialen Netzwerken kursieren. Wo endet die Nachricht, wo beginnt die Meinungsäußerung? Woher stammen der Text, der Podcastbeitrag oder der Film überhaupt, und ist der Quelle zu trauen?
Studien wie eine Pisa-Untersuchung zum Leseverständnis belegen, dass viele Jugendliche Fakten und Meinungen, Analyse und Stellungnahme nicht auseinanderhalten können. Eine umfangreiche Studie, die soeben im Fachjournal Science Advances erschienen ist, beschäftigt sich darüber hinaus mit der manipulativen Wirkung von Videos etwa auf YouTube –aber auch mit Methoden der mentalen Prävention. Im Kern muss also die alte Disziplin der Rhetorikanalyse, die mancher vielleicht aus dem Deutschunterricht kennt, auf die neue, erweiterte Medienwelt ausgerichtet werden.
„Facts for Future“ erlaubt Lehrkräften und deren Schülerinnen und Schülern einen kostenlosen zweimonatigen Zugriff auf das E-Paper des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sowie auf alle Website-Inhalte (KStA PLUS) und somit Zugang zu einem vertrauenswürdigen und seriösen Informationsmedium.Ziel ist die Förderung der Lese-, Informations- und Medienkompetenz. Zwischen Instagram, TikTok und zahllosen weiteren Kanälen erhalten Lehrerinnen und Lehrer Hilfestellungen, um die Schülerinnen und Schüler beim bewussten Umgang mit Informationen aus dem Netz zu begleiten.
„Facts for Future“ im Unterricht
Angemeldete Lehrerinnen und Lehrer erhalten von Mitte September an Zugriff auf vielfältige Unterrichtsmaterialien mit Tipps und Hinweisen, Aufgabenformaten und Methoden. Dieses Material bildet die Grundlage, um damit Projektwochen zu gestalten. Im Laufe des Schuljahres wird dieses Angebot um aktuelle Arbeitsblätter für die Sekundarstufe, die sich mit Artikeln des KStA beschäftigen, ergänzt.
Projektvorbereitung für Lehrkräfte
Darüber hinaus sind die Teilnehmenden zu einem Vorbereitungsseminar eingeladen. In diesem Rahmen findet auch eine Führung durch die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ statt, bei der nicht allein über redaktionelle Themen diskutiert werden kann, sondern auch die Geschichte der Zeitung und des Verlages beleuchtet werden.
Fake News und Ukraine-Krieg
Ein zentrales Anliegen von „Facts for Future“ in Zeiten massiver Verunsicherung ist es, den Teilnehmenden Mittel an die Hand zu geben, sogenannte Fake News zu identifizieren – vermeintliche Nachrichten, die aktuell im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg auch und gerade in den europäischen Gesellschaften in Umlauf gebracht werden, um den Zusammenhalt gegen Putin zu schwächen. Texte und Filme einzuordnen, ihre Urheber zu erkennen oder auch die Tatsache, dass diese verschwiegen werden – Meinungsäußerung und Tatsachenschilderung voneinander zu trennen und Widersprüche in der Argumentation aufzudecken, dies sind Kernkompetenzen, die in einer sich verdichtenden Medienwelt von größter Bedeutung sind. „Facts for Future“ möchte helfen, diese Fähigkeiten zu erwerben.
Die Unterrichtsmaterialien
Im Grundschulmodul geht es um Lese- und Textverständnis, dabei wird auch der Aufbau des "Kölner Stadt-Anzeiger" thematisiert. So geht es etwa um journalistische Darstellungsformen wie Meldung, Interview, Leserbrief oder Zeitungsfotos. Auch dem Digitalen wird ein eigenes Kapitel gewidmet.
Im Basismodul steht wieder Basiswissen rund um den Journalismus und die Auseinandersetzung mit verschiedenen journalistischen Darstellungsformen im Fokus. Es wird noch expliziter auf Informationsmanagement eingegangen sowie darauf, was ein modernes Medienhaus ausmacht. Schülerinnen und Schüler sollen angeregt werden, eigene journalistische Beiträge zu erstellen.
Im Zusatzmodul geht es zusätzlich um den Ukraine-Krieg und die Rolle der Medien in diesem Zusammenhang. Auch die Reflexion des eigenen Informationsverhaltens spielt eine große Rolle, damit die Schülerinnen erkennen, welche Medien sich besonders gut zur Informationsbeschaffung eignen.
Projektzeitraum & Anmeldung
Frühester Starttermin für die Nutzung des kostenlosen zweimonatigen KStA-Abos ist der 17. Oktober 2022, spätester Starttermin der 12. Juni 2023. Lehrkräfte können in dieser Zeitspanne an jedem Tag mit einem Vorlauf von zwei Wochen Ihr KStA-Abonnement starten. Die Online-Anmeldung für Lehrerinnen und Lehrer mit Ihren Klassen ist ab sofort über die Projektwebsite möglich