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Facts For FutureWas angehende Lehrer lernen müssen für guten digitalen Unterricht

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau trägt eine VR-Brille, mit deren Hilfe man in eine virtuelle Realität eintauchen kann.

Eine VR-Brille für das Eintauchen in eine virtuelle Realität.

Bei der Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte setzt Bildungsexpertin Alexandra Habicher zum Beispiel auf Virtual Reality.

Im Computer-Gaming sind die klobigen Virtual-Reality-Brillen (VR) schon lange gebräuchlich, und auch für Haus- und Stadtplaner leisten sie zur dreidimensionalen Darstellung architektonischer Skizzen wertvolle Dienste. Wenn es nach Alexandra Habicher und anderen fortschrittlichen Bildungsfachleuten ginge, könnten diese Möglichkeiten ideal im Schulunterricht zum Einsatz kommen: Via VR in Blutkreisläufe eintauchen oder eine Zelle von innen besichtigen – kein Problem. Im Chemieunterricht ließen sich Stoffe und Strukturen aufknacken, in Geschichte könnte man zu antiken Stätten reisen und dabei im Klassenzimmer sitzen bleiben, in Erdkunde wären Exkursionen in die entlegensten Winkel der Erde keine Kostenfrage, und in Mathe könnte man geometrische Körper von allen Seiten betrachten. Schule wäre plötzlich digital, interaktiv und immersiv, wie der Fachbegriff für das Hinabgleiten in eine virtuelle Realität heißt.

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Alexandra Habicher leitet das Team „Digitale Lehre“ am Zentrum für LehrerInnenausbildung an der Universität Köln. Viel zu oft beschränkt sich die Einführung digitaler Technik in den Schulunterricht auf die Umwandlung von Schulbuchtexten in eine PDF-Datei, kritisieren Befürworter avancierter Methoden die aktuelle Unterrichtspraxis. Und auch die in der Corona-Zeit geübte Praxis, Hausaufgaben per E-Mail zu verschicken, bedeutet noch längst nicht den Schritt hin zu echter „Digitalität“, wie Habicher die gelingende Verbindung zwischen neuen Medien und Mensch nennt. Nicht allein für den Fachbereich Biologie zum Beispiel findet sie den Einsatz von Virtual Reality hilfreich, um zu einem anschaulichen und lebendigen Unterricht zu gelangen. „Auch wenn man etwa in der beruflichen Bildung Tätigkeiten übt, lassen sich durch VR große Erfolge erzielen.“

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Die Basisebene sind die Werkzeuge

Was in der Schule in die Tat umgesetzt werden soll, müssen Studierende für das Lehramt allerdings erst einmal an der Universität erlernen. „Wir sprechen gerne vom ‚didaktischen Doppeldecker‘“, sagt Habicher. „Das bedeutet: Die Studierenden müssen selbst erstmal erlernen, mit Digitalität umzugehen – und sie müssen es in einem zweiten Schritt ihren Schülerinnen und Schülern dann beibringen, sie müssen also selbst Vermittlungsprofessionalität erlangen.“ Das betrifft vielfältige Ebenen, eine Basisebene sind die Werkzeuge – die Tools wie das Whiteboard, die in die universitäre Ausbildung mittlerweile einbezogen werden.

Entscheidend ist, dass die Ausbildung von digitaler Kompetenz im Studium fest verankert ist, also keine freiwillige Fortbildungsmaßnahme darstellt – wie sie angesichts der technischen Entwicklung allerdings von Lehrerinnen und Lehrern auch im Berufsleben gefragt ist. Habicher legt dabei großen Wert darauf, die Studierenden selber zur Produktion von Lernmaterialien zu bringen. „Es ist entscheidend, selbst aktiv zu werden und nicht nur zu konsumieren. Das ist gerade für die schulische Realität später wichtig. Auch im Referendariat ist dann bei einem der Unterrichtsbesuche verpflichtend vorgeschrieben, dass ein digitales Tool eingesetzt wird. Das kann dann sehr unterschiedlich ausfallen, vom bloßen Einsatz bestimmter Tools bis hin zu flexibleren Stundenkonzepten, die Digitales als Werkzeuge benutzen.“

Verbindliche Grundlagen für die Überarbeitung der Lehrpläne

In schulpolitischer und rechtlicher Hinsicht wurde der „Referenzrahmen Schulentwicklung“ gerade neu überarbeitet , auch mit Blick auf digitales Lehren und Lernen sowie die Fortbildung, die federführend vom landeseigenen Institut Qualis, der „Qualitäts- und Unterstützungsagentur“ für Bildung, organisiert werden soll. Darüber hinaus ist der „Medienkompetenzrahmen NRW“ die verbindliche Grundlage für die sukzessive Überarbeitung aller Lehrpläne aller Schulformen der Primarstufe und Sekundarstufe I mit dem Ziel, „dass das Lernen und Leben mit digitalen Medien zur Selbstverständlichkeit im Unterricht aller Fächer werden kann und alle Fächer ihren spezifischen Beitrag zur Entwicklung der geforderten Kompetenzen beitragen werden“. Diesen Anspruch unterstreicht Habicher: An der Uni Köln gebe es „nicht ein isoliertes Modul, das Grundlage für digitale Lehre wäre – diese ist vielmehr so vielschichtig, dass sie überall eingebunden sein muss“.

Über Studium und anschließendes Referendariat mit den entsprechenden digitalen Ausbildungsanteilen hinaus gibt es für Lehrkräfte Mittel und Möglichkeiten, sich für die Nutzung digitaler Technik anregen zu lassen. Habicher empfiehlt die sogenannten Offenen Bildungsmaterialien – Open Educational Resources -, von denen das Netz mittlerweile viele bereithält. „Hat man sich klassisch Unterrichtsmaterialien aus einem Buch herauskopiert, findet man nun sehr gute Materialien frei zugänglich. Als Lehrkraft kann man diese im Idealfall selbst verändern, anpassen, die eigene didaktische Expertise einbringen und weiterteilen. Das versuchen wir vom Zentrum für LehrerInnenbildung an der Uni Köln unseren Studierenden nahezubringen.“