318. TippeltourBurgflair auf Basalt durch die Voreifel

Ruine Tomburg
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Einst war ein König auf der Tomburg, dem schenkte seine Frau noch spät ein Kind, sein erstes – und sein einziges. So mischte sich auch Stolz in sein Behagen: Sie ließen eine Wiege bauen ganz aus Gold. Wie furchtbar aber war der Schrecken, als der Tod das Kind mit kaltem Handstreich zu sich holte. Die Königin saß nur noch weinend an der Wiege, bis der König sie zur Nacht in einen Brunnen warf – die Wiege, nicht die Mutter. Hier endet die Geschichte, und eine andere beginnt. Wir machen uns indessen auf den Weg zum Schauplatz dieser Sage, die in Wirklichkeit ein Märchen ist. Denn niemals saß ein König auf der Tomburg.
Schöner Gipfelblick
Vom Parkplatz unterhalb des Kegels mit der Burgruine verfolgen wir den Weg „A 12“, auch „1“ des Rheinbacher Eifelvereins („Tomburg 400 m“), der durch die freie Feldflur geradewegs auf die dicht bewaldete Basaltkuppe zielt. Wo wir sie erreichen, schwenkt der Weg sacht links, wir wandern zwischen Wald und freier Flur zur Linken weiter, bis wir eine Bank aus Holzlatten erreichen, die für schwächere Gemüter bereits das Ende dieser Wanderung bedeuten könnte. Das „Waldsofa“ der Tomburger Ritter, ein Stück zum Schaukeln wie zum Schauen, jedenfalls zum Liegenbleiben mit schönen Blicken in das Land.
Der beschriebene Rundweg misst 10 km. Er lässt sich zwischen dem erwähnten Schild „Wanderweg“ und dem Parkplatz „Kurtenbusch“ bequem verkürzen.
Anfahrt: A 61 bis AS Rheinbach, B 266 in Richtung Rheinbach, am Kreisverkehr links nach Wormersdorf, dort an der Kirche rechts „Tomberger Straße“ 1,5 km bis Wanderparkplatz an der Tomburg rechts. Mit der Bahn über Meckenheim, anschließend Bus.www.bahn.dewww.vrsinfo.de
Einkehrgelegenheiten in Rheinbach-Wormersdorf, Ortsmitte: Café Piegeler, 02225/9999239 www.cafe-piegeler.de
Gasthof Zur Tomburg, 02225/707987
Gasthof Haus Dahlem, 02225/5077www.gasthof-haus-dahlem.dewww.rhein-voreifel-touristik.dewww.naturpark-rheinland.dewww.wormersdorf-online.de
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Noch schöner ist allein der Gipfelblick. Drum schwenken wir hier rechts und steigen vor der Hinweistafel wieder rechts und dann in engen Serpentinen auf den Berg, entlang an Holzgeländern, die uns Sicherheit, vor allem aber auch die Richtung geben. Oben stoßen wir dann hinter einer Esche auf den hohlen Zahn des Bergfrieds und den Brunnen aus der Sage, 46 Meter tief. Ganz unten liegt bis heute die goldene Wiege. Viele haben sie schon bergen wollen, doch das muss man schweigend tun, und bisher hat sich immer irgendwer verplappert.
Wir gehen bis zur Panoramaplattform mit dem Blick aufs Rheintal. Dort, wo die Autobahn verläuft, lag einst die „Via Regia“, die Königsstraße, von Frankfurt nach Aachen. Sie hatte diesen Namen nicht, weil hier tagtäglich mittelalterliche Promis anzutreffen waren. „Königsstraße“ war ein Rechtsbegriff, ihr Unterhalt oblag dem König, ähnlich wie bei einer „Bundesstraße“ heute. Die Tomburg diente dem Schutz dieser Straße wie dem des Bannwalds auf der Gegenseite. Doch schon die Franken, auch die Römer, selbst die Kelten hatten die Lage der Tomburg genutzt.
Brocken aus Basalt
Beim Abstieg auf demselben Weg entdecken wir die großen Brocken aus Basalt und festem Mörtel, die hier seit dem September 1473 liegen. Die letzten Tomburger waren Raubritter, der allerletzte ein Schlagetot und Tunichtgut. Und mit der Burg war ohnehin kein Staat zu machen: 1435 hieß es, „dat Tomburg ser wuist is, und ein deil hinten in der oversten Burg zumal afgefallen sei.“ Damit auf diesem Rittersitz nie wieder jemand sitzen sollte, jagten Jülicher Pioniere die Trutzburg in die Luft. Das war ein Knall, den hörte man bis Lüftelberg – vermutlich fast so laut wie jener Urknall im Tertiär, als ein Basaltvulkan mit flüssiger Lava den Tomberg formte, auf dem die Burg bis heute thront.
Wieder unten, halten wir uns rechts und haben gleich ein Wegekreuz erreicht, den Punkt „Ruine Tomburg“ des Naturparks Rheinbach mit Hinweisen am Pfosten. Hier stößt Weg 2 des Eifelvereins mit seinem schwarzen Keil auf unseren. Wir folgen ihm (und weiter dem Weg „1“) nach links bis auf die asphaltierte Zufahrtstraße und folgen ihr nun rechts, vorbei an Pferden und Spalierobst, am Ende in den Wald. Der klingt, als habe der Theaterverein Wormersdorf sein gefiedertes Operetten-Ensemble aus der Abteilung „Vogelhochzeit“ aufgeboten, um uns mit Gezwitscher im Grünen aufzuspielen.
Von Schutzhütte zu Schutzhütte
Es geht vorbei am Parkplatz „Kurtenbusch“, danach ist unser Weg nicht länger asphaltiert, nur altes Schotterpflaster ist noch hie und da zu sehen. Und all die Zeit steigt unser Weg (Keil) gemächlich an. An der höchsten Stelle unseres Wegs 2 erreichen wir ein Wegekreuz mit einer dunklen Schutzhütte von 1968. Hier schwenkt nun unser Weg mit schwarzem Keil nach links, um weiter mäßig anzusteigen („Hilberath 3 km“). Nach 650 Metern, kurz nach einer sanften Rechtsbiegung an einem Wegedreieck, zeigen uns die Wanderzeichen unter einer Eiche, dass wir nun den breiten Weg nach links verlassen müssen!
Weil diese Änderung des Kurses so unverhofft erfolgt, ist sie besonders gut markiert mit Keil und einem Schild der „Tomburg-Runde“ des Naturparks Rheinland. Statt des breit gewalzten Sandwegs folgen wir nun einem Weg, der sich im Wald sehr rasch zum Pfad verengt, ehe wir nach 400 Metern auf einen breiten Querweg stoßen mit einem Wegekreuz, fast einer Wegespinne. Dies ist der Punkt „Ersdorfer Wald 366 m (NN)“. Ein Brett mit einer Kartenskizze gibt uns eine Vorstellung vom Verlauf der Wege: rechts führt der breite Weg nach Todenfeld, geradeaus der Wanderweg nach Hilberath (mit einer Einkehrmöglichkeit in zwei Kilometern). Wir gehen links und wandern auf dem breiten, unmarkierten Todenfelder Weg in Gegenrichtung schnurgerade durch den Wald, dabei sacht hinab, vorüber an den Abzweigungen zweier breiter Wege, die abermals nach links verlaufen, bis wir nach einem Kilometer auf ein Wegedreieck stoßen mit einer Schutzhütte dahinter.
Die Hütte kennt die Richtung: Rechts folgt der Parkplatz „Steinrinne“, halblinks vorüber bringt der Weg uns kilometerweit, zuletzt bis „Ersdorf“. Nach wieder einem Kilometer zweigt vor einem Schaltkasten im Wald ein Weg nach links ab, den eine Tafel schlicht zum „Wanderweg“ erklärt. Er führt zum Parkplatz „Kurtenbusch“ hinüber und so auch zur „Ruine Tomburg“, wie hier steht. Wir wandern weiter geradeaus auf unmarkiertem Weg, noch immer auf dem Scheitel einer weiten Höhe. Dann endet rechts und bald auch links der Wald, wir wandern nun durch Weideland und Gärten, geradewegs auf alle sieben Berge zu, und sehen links erneut die Tomburg. Davor, und immer parallel zu uns, den Ersdorfer Bach.
An der Ipplendorfer Kirche vorbei
Vorüber an Äpfeln und Birnen und zwischen Kirschen und Johannesbeeren, erreichen wir den schönen Rand von Ersdorf und gehen links hinab bis an den Bach, wo er sich auf Zeit verabschiedet. Rechts wandern wir dann mit der „Oberdorfstraße“ bis an die Kirche heran, erkunden ein wenig den Fachwerkkern des Dorfs, das 853 als „Everestorp“ in die geschriebene Geschichte eintrat. Dann setzen wir die Runde fort, folgen der „Rheinbacher Straße“ schon vor der Kirche links, nehmen hinter Haus 44, gegenüber der modern wiederhergestellten Kreuzwegstation, erneut die „Oberdorfstraße“ und den Radweg nach Wormersdorf. Es geht am Umspannhaus vorüber, dann mit dem Schild der „Wasserburgenroute“ neben Haus 4 zum Ort hinaus, schnurstracks auf die weiße Ipplendorfer Kirche zu.
Die schöne Kirche, die wir am Ortsrand neben der Kastanie erreichen, ist heute nur noch eine Kapelle, einheitlich erbaut vor 1717. Sie war die Kirche auch für Wormersdorf, das erst 1935 seine große Martinskirche bekam. Der Friedhof liegt noch heute hier. Doch seither ist das Ipplendorfer Kirchlein, das schon 1913 als zu klein galt für den Ort, nur noch das bauliche Schmuckstück der beiden Dörfer, die längst eins geworden sind.
Die Tomburg sehen wir schon länger. Jetzt gehen wir zu ihr zurück, folgen der Verlängerung des „Burgwegs“, vorbei an der Friedhofskapelle und vorüber an Haus 90, zum Ort hinaus („2/4“). 400 Meter weiter gehen wir am nächsten Wegekreuz bei einer Bank nach rechts, entlang an einer Reihe Eschen, und folgen dann 200 Meter weiter, wo rechts ein Fußweg in die Siedlung führt, nach links dem unmarkierten Wiesenweg. Es geht zunächst entlang an Birnen, später durch die freie Flur. Nach einem guten halben Kilometer folgen wir dem Querweg rechts, erreichen so die Zufahrt und gehen links und rechts zurück zum Park an der Tomburg.