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Flausch-AlarmWas an Alpakas so besonders ist und wo man sie in der Region erleben kann

Lesezeit 7 Minuten
Alpakas auf der Farm von Familie Borrmann

Kugelrunder Kopf, Knopfaugen – Alpakas bedienen das Kindchen-Schema und verzücken Besucher, Schmusetiere sind sie trotzdem nicht.

Auf immer mehr Höfen in der Region stehen Alpakas. Spaziergänge mit ihnen sind ausgebucht. Viele wollen die Tiere schmusen. Ein Missverständnis.

Neugierig recken die Tiere auf der Wiese ihre langen Hälse und runden Köpfe und blicken aus ihren großen Augen auf die Besucher, die auf sie zukommen. Die wiederum reagieren bei ihrem Anblick mindestens verzückt – manche gar schockverliebt. Unbeeindruckt lassen sie so gut wie keinen. Alpakas sind in Deutschland immer noch ein ungewöhnlicher Anblick, auch wenn es seit einigen Jahren einen regelrechten Alpaka-Boom gibt. Immer mehr Menschen halten die Tiere. Höfe, die Spaziergänge mit ihnen anbieten, können sich vor Anfragen kaum retten.

Ursprünglich sind die Vierbeiner im Westen Südamerikas beheimatet. Dort leben die Neuweltkameliden, zu denen neben Alpakas auch Lamas zählen, vor allem auf den Hochebenen der Anden. Indigene Völker begannen sie bereits vor mehreren tausend Jahren zu domestizieren, Alpakas wegen ihrer ausgezeichneten Wolle, die größeren Lamas als Lastentiere.

Dieses nüchterne Nutztier-Image haben die Alpakas mit ihrer Überfahrt von der Neuen in die Alte Welt abgestreift. Die langen, schmalen Beine, die überschaubare Rückenhöhe von höchstens einem Meter, der dünne Hals und natürlich der kugelrunde Kopf mit den dunklen Augen verleiten zu der Vorstellung, die flauschigen Alpakas seien das perfekte Schmusetier. Und die angebotenen Alpaka-Begegnungen, Spaziergänge und Wanderungen eine gute Gelegenheit zum Kuscheln mit den niedlichen Kameliden.

„Alpakas sind neugierig und aufgeweckt, gleichzeitig zurückhaltend und gar nicht aufdringlich“
Irene Balter

Doch das ist ein Missverständnis, denn die fluffigen Tiere sind scheu. „Alpakas sind neugierig und aufgeweckt, gleichzeitig zurückhaltend und gar nicht aufdringlich“, sagt Irene Balter. Sie bietet auf ihrer Farm „Hocheifel-Alpakas“ geführte Wanderungen an. Wer einen dieser Spaziergänge bucht, bekommt von ihr zunächst eine fachkundige Anleitung zum Umgang. Dabei erfährt man auch, dass Kuscheln nicht unbedingt in der Natur der Herdentiere liegt.

Vier Alpakas werden bei einem Spaziergang an Halftern und Leinen geführt.

Mit den Alpakas von Familie Balter geht es auf Spaziergängen über die Hänge der Hocheifel.

Das klingt für einen Moment enttäuschend, ist aber eine wichtige Information, denn Alpakas sind Distanztiere und haben einen ausgeprägten Fluchtinstinkt. Auch zueinander halten sie Abstand und schmusen nicht miteinander, wie zum Beispiel Pferde das tun. Streckt man die Hand nach ihnen aus, weichen sie erstmal vorsichtig zurück. Fühlen sie sich bedroht, können sie auch spucken, wie man das von Lamas kennt. Untereinander machen Alpakas auch durch Treten und Beißen klar, wer welchen Platz in der Herde einnehmen soll.

Die Entspanntheit der Alpakas in der Natur überträgt sich auf den menschlichen Begleiter

Beim Wandern mit Halfter und Strick fühlen sie sich am wohlsten, wenn der Strick nicht zu kurz gehalten wird. Beim Spaziergang merkt man, dass jedes Tier seinen eigenen Charakter hat. Der kastanienbraune Hengst Aturo zum Beispiel zockelt neben einem her und rupft ab und zu ein Maul Gras am Wegesrand. Diese Entspanntheit in der Natur überträgt sich recht selbstverständlich auf den menschlichen Begleiter. Ist es das, was ihr Geheimnis ausmacht? Machen Alpakas glücklich?

Irene Balter auf der Weide mit ihren Alpakas

Irene Balter auf der Weide mit ihren Alpakas,

„Ja“, sagt Irene Balter ohne Zögern. Ihr reichte vor ein paar Jahren ein Video, um sich in die Tiere zu verlieben. Das Video bekam sie von ihrer erwachsenen Tochter geschickt, diese hatte im Urlaub in den Schweizer Alpen eine Herde Alpakas gefilmt, die lautlos vorbeizog. „Da hat es zum ersten Mal ‚Klick‘ gemacht.“

Balter ist in der Hocheifel geboren und aufgewachsen, die Eltern waren bereits Landwirte und auch sie hatte den Wunsch, Tiere zu halten und genug Platz, doch welche sollten es sein? Nach den ersten Begegnungen mit echten Alpakas war für sie und ihren Mann Gerd schnell klar: Keine anderen Tiere kommen in Frage.

Wenn wir uns Alpakas anschaffen, dann machen wir das auch richtig
Irene Balter

„Wenn wir uns Alpakas anschaffen, dann machen wir das auch richtig“, habe sie sich gesagt, erzählt Irene Balter. Neun Monate lang las sie jedes Buch zum Thema, das sie aufspüren konnte, besuchte gemeinsam mit ihrem Mann Kurse zu Zucht und Haltung, vom Einsteiger- bis zum Geburtsseminar. 2019 war es so weit: Die Balters bauten einen Stall aus, zogen einen sicheren Zaun um ihre Wiesen und kauften bei Züchtern aus Deutschland die ersten drei Tiere. So viele Alpakas auf einmal sollten es mindestens sein, sonst fühlen sich die Herdentiere nicht wohl.

Mittlerweile leben auf ihrer Farm 15 Tiere. Mehrere von ihnen hat Irene Balter schon selbst auf die Welt geholt, das jüngste erst vor wenigen Wochen. Sie ist zur Expertin und Besitzerin einer Alpaka-Farm geworden und damit hierzulande in guter Gesellschaft.

Rund 6300 Alpakas in Deutschland

2022 veröffentlichte Henrik Wagner vom Klinikum für Veterinärmedizin der Universität Gießen mit Kolleginnen und Kollegen eine Studie mit dem Ziel, die Population von Alpakas und Lamas in Deutschland zu erfassen. Wagner zählte knapp 6300 Alpakas. Die tatsächliche Zahl dürfte höher sein, denn obwohl eine Meldepflicht besteht, werden die Tiere bislang nicht zentral bei einer Behörde registriert. Viele Halter gaben an, die Tiere in den vergangenen zehn Jahren erworben zu haben. Die meisten werden in Bayern, Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg gehalten.

„Die Nachfrage nach Alpakas ist ungebrochen“, sagt Petra Borrmann. In der Coronazeit sei sie richtig extrem gewesen. Borrmann ist eine der Pionierinnen in Deutschland, seit 20 Jahren züchtet sie. Auf dem Hof der Familie „Alpakas des Westens“ in Windeck stehen heute 80 Tiere, viele der neueren Besitzer hier in der Region haben ihre Alpakas bei Borrmann gekauft und sich von ihr schulen lassen.

Züchterin Petra Borrmann mit Alpaka-Nachwuchs auf dem Arm

Züchterin Petra Borrmann mit Alpaka-Nachwuchs auf dem Arm.

Wenn jemand erklären kann, warum alle so verrückt nach den Tieren sind, dann die erfahrene Züchterin. „Das sind total liebe Tiere und sie haben dieses Kindchen-Schema“, beginnt auch Petra Borrmann. Dann gerät sie ins Schwärmen: „Erst mit der Zeit habe ich durch das eigene Erleben mitbekommen, was Alpakas mit den Menschen machen.“ Sie sei eigentlich nicht esoterisch veranlagt. „Aber ich glaube, dass Alpakas Schwingungen an Menschen weitergeben“. Mit ihren Tieren besuchen die Borrmanns auch Altenheime. Demenzpatienten, die sehr viel schreien, würden zum Beispiel oft ganz ruhig, wenn sie auf ein Alpaka treffen. Pflegekräfte, die diese Menschen betreuen, seien verblüfft von der Wirkung.

Alpakas sind nicht besonders anspruchsvoll

Auch dass immer mehr Menschen sich für die Haltung von Alpakas entscheiden, überrascht Borrmann nicht. Die Tiere seien nicht besonders anspruchsvoll. Wenn man den Platz für mindestens drei Stuten hat, brauchen sie uns Menschen viel weniger als ein Hund, der eine engere Beziehung aufbaut und mit dem man Gassi gehen muss. Nicht zu vergessen die fantastische Wolle, für die die Tiere domestiziert wurden. Keine andere Faser sei so weich, wärme so gut und könne so viel Feuchtigkeit aufnehmen wie die Alpakafaser. Einmal im Jahr müssen die Tiere geschoren werden. Das muss man lernen oder einen Profi beauftragen.

Wir gehen maximal dreimal die Woche und achten darauf, dass es den Tieren nicht zu viel wird
Petra Borrmann

Und Alpakas sind Wiederkäuer, dafür brauchen sie Zeit. Deshalb ist es zum Beispiel ein schlechtes Zeichen, wenn Alpaka-Halter mit ihren Tieren zwei Spaziergänge pro Tag für Besucher anbieten. „Wir gehen maximal dreimal die Woche und achten darauf, dass es den Tieren nicht zu viel wird“, sagt Borrmann.

In der Hocheifel haben die Alpakas das Leben von Irene Balter und ihrem Mann innerhalb der letzten Jahre komplett durchdrungen und bereichert. Sie sagt: „Ich freue mich unglaublich über die Tiere und ihre sympathische Art. Sie haben so liebenswürdige Eigenschaften, die auch das Beste im Menschen hervorbringen. Dass immer mehr Menschen das erleben, macht mir Hoffnung.“


Alpaka-Höfe in der Region eine Auswahl:

Spaziergänge mit Alpakas sind beliebt und sollten deshalb in der Regel mit etwas Vorlauf gebucht werden.

Nachwuchs bei den Hocheifel-Alpakas

Nachwuchs bei den Hocheifel-Alpakas

Hocheifel Alpakas Farmtouren, Alpaka-Spaziergänge und Besuch des Hofladens nach vorheriger Anmeldung und Bestätigung per E-Mail: balter@hocheifel-alpakas.de oder Telefon: 0151 20105171 Irene und Gerd Balter, Dorfstraße 9, 54619 Üttfeld, www.hocheifel-alpakas.de

Alpakas des Westens Der Hofladen öffnet immer mittwochs zwischen 15 und 18 Uhr, zu dieser Zeit dürfen die Alpakas besucht werden. Termine für Alpaka-Wanderungen stehen auf der Webseite und können per E-Mail angefragt werden. Petra Borrmann, Rosterwiese 12, 51570 Windeck-Kohlberg. info@alpakas-des-westens.de, www.alpakas-des-westens.de

Rheinland-Alpakas Michaela und Detlef Maluche halten seit 2011 Alpakas im Norden Düsseldorfs. Wegen der hohen Nachfrage gibt es dieses Jahr einen Aufnahme-Stopp für Alpaka-Spaziergänge, weiterhin möglich sind Alpaka-Besuche auf der Weide. Anfragen per Mail über die Webseite www.rheinland-alpakas.de

Alpakas am Flöthbach Eine kleine Alpakaherde am Niederrhein zwischen Düsseldorf und Mönchengladbach. Alpaka-Wanderungen und einstündige Alpaka-Begegnungen können über die Homepage gebucht werden. Alpakas am Flöthbach, Süchtelner Straße 73, 47877 Willich-Anrath, info@alpakas-am-floethbach.de, www.alpakas-am-floethbach.de

Nordeifel Alpakas Ein Hof mit zehn Alpakas in Nettersheim. Wanderungen und Begegnungen mit den Tieren sind per E-Mail buchbar. Termine stehen auf der Webseite. Heike Coenen, Auf Graben 19, 53947 Nettersheim, info@nordeifel-alpakas.de, www.nordeifel-alpakas.de

Hirschbach-Alpakas Alpaka-Farm in Ahrbrück in der Nähe des Nürburgrings. Verschiedene Alpaka-Wanderungen „Love ist in the Air“ für Paare oder mit Ahrwein können per Mail info@hirschbach-alpakas.de oder Telefon 0157 84521090 gebucht werden. Anja Barth und Marko Krämer, Talstraße 16, 53506 Ahrbrück, www.hirschbach-alpakas.de