Vom Eisenholzbaum zum Riesenmammutbaum: Diese Tour rückt die Natur im Kölner Süden in den Mittelpunkt.
Im Kölner SüdenSpannende Tour zu besonderen Bäumen der Stadt – zu Fuß oder per Fahrrad
Bernd Imgrund ist Kölner, Schriftsteller, lebt in der Südstadt und ist bekannt durch Bestseller wie „111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss“. Jetzt führt Imgrund Kölnerinnen und Kölner, Imis und Touristen auf neuen Touren durch die Stadt: „Vom Heinzelmann zum Meilenstein – Thematische Touren durch Köln“ heißt sein kleines Taschenbuch für alle, die die Stadt jenseits der bekannten Wege entdecken möchten, zu Fuß oder mit dem Rad. Eine Tour aus dem Buch stellen wir in zwei Teilen vor: „Besondere Bäume der Stadt“ Den ersten Teil über den Kölner Süden lesen Sie hier:
Tour durch den Kölner Süden:
- Strecke Teil 1: von Rodenkirchen bis Marienburg
- Länge: 8 km
- Dauer zu Fuß: ca. 2,5 Stunden
- Dauer mit Rad: ca. 1 Stunde
Start ist an der Straße Zum Forstbotanischen Garten, am Parkplatz, der an den Rodenkirchener Friedenswald grenzt. Auf dem 1979 angelegten Gelände wachsen Bäume aus den Ländern, mit denen die Bundesrepublik damals diplomatische Beziehungen unterhielt. Es ist quasi ein wachsendes Symbol für die Völkerverständigung. Heute ist jeder einzelne der rund 150 Bäume eine eigene Betrachtung wert. Imgrund nimmt sich Baum Nummer 43 vor: der Eisenholzbaum mitten auf der großen Wiese neben der Parkfläche.
Der Eisenholzbaum
Der ursprünglich im Iran beheimatete Laubbaum entwickelt im Frühjahr rote Knospen und leuchtet im Herbst gelborange. Seine bis zum Boden wachsenden Äste formen um den Stamm herum ein Reich aus verschlungenen Schattenräumen. Geadelt wurde der Eisenholzbaum im Februar 2022, als man ihn dem Kölner Ehrenbürger und weltbekannten Künstler Gerhard Richter widmete. Der Maler wohnt im nahen Hahnwald.
Von der Straße Zum Forstbotanischen Garten geht es über die Schillingsrotter Straße auf den Maternusplatz, der nach schräg links überquert wird. Die Maternusstraße wird über den Kreisverkehr hinweg zur Barbarastraße, von der es nach etwa 70 Metern links auf das Sträßchen „Auf dem Brand“ geht, das zu einer schönen Aussichtsplattform am Rhein führt.
Der Lügenbaum am Rhein
Eine lange Holzbank sowie der daneben wachsende Baum stehen für die Rodenkirchener Anekdote über den sogenannten „Lügenbaum“. Der trägt seinen Namen angeblich seit 1916, als die Altersgrenze für Arbeiter auf 65 Jahre gesenkt wurde. Die neuen Rentner sollen sich zum Zeitvertreib am Rhein getroffen und hanebüchene Geschichten erzählt haben. Schon bald war die Rede vom „Lüchbaum“, unter dessen Krone die Verzällcher ausgebrütet wurden. Während hier ursprünglich drei Robinien standen, schmückt heute eine Linde den legendären Ort.
Kiefern in Marienburg
Weiter geht es am Rhein entlang stadteinwärts bis zum Oberländer Ufer. Dort führt eine Ampel über die Rheinuferstraße in die Marienburger Straße. Von dort führt der Weg links in die Pferdmengesstraße, an deren Ende der Marienburger Südpark wartet. Die imposanten schief und krumm gewachsenen Kiefern geben dem jahrhundertealten Park einen mediterranen Anstrich.
Raderthaler Volkspark
Weiter geht's von der Leyboldstraße über die Bonner Straße hinweg in die Sinziger Straße. Dort beginnt linker Hand der Fritz-Encke-Volkspark. Am Brunnentempel vorbei läuft oder radelt man über die Kardorfer Straße auf die große Wiese des Parks. Ganz hinten rechts, fast schon am Militärring, gibt es einen versteckten, oft zugewachsenen Eingang. Der nur hier offene Rundwall beherbergte in der Preußenzeit ein Schwarzpulvermagazin. Als sich der Kölner Gartenbaudirektor Fritz Encke (1861−1931) daran machte, das militärische Areal umzugestalten, sollte hier ein Lesesaal entstehen. Ein Büdchen sowie eine Buchausleihe wurden zwar nie realisiert, aber in Ruhe lesen kann man an diesem ganz besonderen Ort noch immer – im Schatten gestutzter Platanen.
Riesenmammutbaum und Atlaszeder
Hinter dem Lesesaal führt ein Waldweg nach rechts auf die Eckdorfer Straße. Wir folgen ihr nach links bis zur Swisttalstraße und dieser wiederum nach links bis zur Brühler Straße. Auf Höhe der Hausnummer 309 (heute Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr) überqueren wir die belebte Ausfallstraße, um zwei isoliert stehende Großbäume zu besuchen. Vor der Konrad-Adenauer-Kaserne stehen hier nebeneinander ein Riesenmammutbaum und eine nicht minder „riesige“ Atlaszeder.
Während Ersterer ursprünglich in Kalifornien beheimatet war, wurde die Zedernart ab 1839 aus Algerien nach Europa importiert. Beide Bäume sind deutlich über zwanzig Meter hoch, der Umfang des Mammutbaums beträgt rund vier Meter. Leider kann man seine fellartige Borke wegen des vor einigen Jahren errichteten Zauns nicht mehr streicheln.
100 Jahre alte Platanen in Bayenthal
Weiter geht es auf der Brühler Straße stadteinwärts, um dann rechts auf den Raderberggürtel zu schwenken. (Hinweis: aktuell gibt es in dem Bereich einige Baustellen). Auf dem Bayenthalgürtel verläuft die Strecke über einen Kilometer, bis zum Rhein hinunter. Hier wurde ab 1899 eine heute mächtige Platanenallee angelegt. Das seit 1985 geschützte Naturdenkmal ist über einen Mittelstreifen begehbar, der Spaziergang zwischen Prachtbäumen und Villen weckt hochherrschaftliche Gefühle. Wer das Ganze ein wenig beschaulicher haben möchte, biegt direkt hinter der Ecke Bonner Straße/Gürtel rechts in die kleine Brohler Straße ein. Ab dem Kreisverkehr bildet auch sie auf 100 dicht bewachsenen Metern eine sehr hübsche, ebenfalls mit Platanen bepflanzte Allee. Auch diese Bäume sind mehr als 100 Jahre alt.
Hier endet der erste Teil der Tour zu besonderen Bäumen im Süden der Stadt. Wer möchte, kann noch den zweiten Teil der Tour (weitere rund 8 km) durch den Norden der Stadt dran hängen – oder sich diesen Teil für einen anderen Tag aufbewahren.