Von der Mispel bis zur Kaukasischen Flügelnuss: Diese Tour rückt die Natur im Kölner Norden in den Mittelpunkt.
Im Kölner NordenZu Fuß oder mit dem Fahrrad besondere Bäume in der Stadt entdecken
Der Kölner Schriftsteller und Journalist Bernd Imgrund führt Kölnerinnen und Kölner, Imis und Touristen auf neuen Touren durch die Stadt: „Vom Heinzelmann zum Meilenstein – Thematische Touren durch Köln“ heißt sein kleines Taschenbuch für alle, die die Stadt jenseits der bekannten Wege entdecken möchten, zu Fuß oder mit dem Rad. Eine Tour aus dem Buch stellen wir vor: „Besondere Bäume der Stadt“ - Den zweiten Teil über den Kölner Norden lesen Sie hier:
Tour durch den Kölner Norden:
- Strecke: Von der Innenstadt über Riehl zur Flora
- Länge: 8 km
- Dauer zu Fuß: Etappe dauert ca. 2,5 Stunden
- Dauer mit Rad: ca. 1 Stunde
Mit dem Rad gen Norden: Mispelbaum
Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, möchte vielleicht diesen zweiten Teil der Tour direkt an den ersten Teil, durch den Süden der Stadt, anschließen. In dem Fall geht es von der Brohler Straße (hier endet die erste Tour) zur Bonner Straße zurück und weiter stadteinwärts, wo sie zur Severinstraße und hinter dem Waidmarkt zur Hohe Pforte wird. Von dieser geht es rechts ab in die Stephanstraße, um schließlich links durch das Dreikönigenpförtchen zur Kirche Sankt Maria im Kapitol zu gelangen. Hier, am Lichhof, startet der zweite Tour-Abschnitt zu den besonderen Bäumen im nördlichen Teil der Stadt.
Angeblich wurden durch das Dreikönigenpförtchen 1164 die in Mailand geraubten Gebeine der Heiligen Drei Könige in die Stadt gebracht. Vor allem ab Oktober lohnt der Ausflug in den Lichhof (dem ehemaligen Kirchhof) von Sankt Maria im Kapitol zu den beiden großen, mehr als 50 Jahre alten Mispelbäumen vor dem Chor der Kirche. Dann reifen nämlich die ein wenig nach Apfelmus schmeckenden Früchte.
Baumhasel auf dem Kolpingplatz
Nächstes Ziel ist der Kolpingplatz und die dort ansässige eindrucksvolle Baumhasel auf der Mitte des Platzes. In rund 80 Jahren hat sie einen massigen Stamm sowie eine beinahe den gesamten Platz überdachende Krone entwickelt. Baumhaseln, die großen Brüder des Haselnussstrauchs, können bis zu 30 Meter hoch und 200 Jahre alt werden. Stadtgeschichte und Kultur geben sich hier gleich mehrfach die Hand: Hier residieren das Stadtmuseum und das Museum für Angewandte Kunst, hier stehen die Minoritenkirche mit dem Grab von Duns Scotus (1265/66–1308) sowie die Denkmäler von Adam Schall von Bell (1592–1666) und Adolph Kolping (1813−1865).
Drei Linden vor St. Gereon
Gen Norden führt die Tour über die Mariengartengasse zum römischen Lysolphturm. Schräg links über eine unübersichtliche Kreuzung hinweg geht es in die Komödienstraße. Als Zeughausstraße führt sie bis zur Mohrenstraße, in die es nach rechts geht. Bald darauf erscheint linker Hand der Gereonsdriesch vor St. Gereon. Direkt neben dem Bürgersteig stehen dort drei zunächst unscheinbar wirkende Linden. Seltsam ist allerdings, dass jede von einer kleinen Basaltsäule flankiert wird. Des Rätsels Lösung: Die Bäume gehören zu Joseph Beuys’ Projekt „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“. Der Künstler hatte 1982 zur documenta 7 damit begonnen, 7000 Eichen in Kassel zu pflanzen, jeweils begleitet von einer Steinsäule. Als er 1985 an einer Ausstellung in Köln teilnahm, setzte er das Werk mit den drei Linden vor St. Gereon fort. Sie bilden heute ein spannendes Ensemble mit der romanischen Kirche, einer Mariensäule und dem übergroßen Gereonskopf des Bildhauers Iskender Yediler.
Kaukasische Flügelnuss im Stadtgarten
Vom Gereonsdriesch geht es hinter der Mariensäule über den Gereonshof zum Hildeboldplatz. Weiter über den Friesenwall und den Friesenplatz wird der Hohenzollernring überquert und es geht auf der Venloer Straße zum Stadtgarten. Die Bäume des hinter dem gleichnamigen Biergarten beginnenden Stadtgartens wurden vor mehr als 100 Jahren gepflanzt, entsprechend imposant wirken sie heute. Neben einheimischen Bäumen haben sich hier auch ein paar Exoten etabliert. Dazu zählt etwa die Kaukasische Flügelnuss direkt hinter dem Stadtgartenrestaurant. Wegen einer Verletzung des Haupttriebs in einem frühen Stadium hat sie zwei gleichwertige Stämme entwickelt, die ein himmelstrebendes V bilden. Das fein gemaserte Furnierholz des Baumes ist sehr begehrt bei Möbelbauern.
Stinkende Ginkgobäume im Agnesviertel
Es folgt nun eine schöne Strecke durchs Grüne. Ein kurzes Stück auf der Venloer Straße stadtauswärts geht es hinter der Peter-Dedenbach-Straße rechts in den Inneren Grüngürtel ab. Nach Überquerung der Subbelrather Straße endet der Grünstreifen an der Inneren Kanalstraße. Hier geht es rechts weiter bis hinter die Krefelder Straße, um dann rechts in die Wickrather Straße abzubiegen bis zur Wevelinghovener Straße im Agnesviertel. Hier stehen eine Menge hochgewachsener Ginkgobäume zusammen, allerdings sind 13 von ihnen weiblich. Ihre Früchte enthalten Buttersäure und stinken atemberaubend. Zur Entschuldigung der städtischen Landschaftspfleger sei allerdings gesagt: Ob ein Ginkgo männlich oder weiblich ist, zeigt sich erst nach rund 30 Jahren, wenn die ersten Früchte sprießen.
Finale der Baumtour in der Flora
Das große Finale dieser Baumtour findet in der Flora (geöffnet 8−21 Uhr) statt. Kölns schönste Parkanlage wurde 1864 eröffnet und präsentiert auf elf Hektar Gelände mehr als 10.000 Pflanzenarten. Am einfachsten gelangt man am Ende des Neusser Walls links über die Riehler Straße zum Ziel. Aus dem reichhaltigen Angebot von Kölns Botanischem Garten werden hier zwei begehbare Highlights herausgegriffen: Das erste ist der doppelte Hainbuchen-Laubengang. Die schlanken Buchen mit ihrem extrem harten Holz bilden auf gut 50 Metern zwei natürliche Tunnel. Ergänzt um eine mittige Wasserkaskade, lehnt sich das Arrangement an den Stil italienischer Renaissancegärten an. Rechts der Tropenhäuser flaniert man durch die erst 2009 angelegte Palmenallee. Die Flora ist ein schöner Ort, um sich von der langen Baumtour auszuruhen. Wer den Ausflug hier ausklingen lassen möchte, genießt von der Terrasse des Flora-Cafés aus, einen weiten Blick über das soeben durchforstete Gelände.
Weitere Tipps zu besonderen Bäumen: Weitere außergewöhnliche Bäume findet man unter anderem im Schlosspark Stammheim (Blutbuche, Platanenkreis), am Olympiaweg am Sportpark Müngersdorf (die Olympia-Eiche) und im Gremberger Wäldchen mit seinem nie beforsteten Urbestand.