Von Monschau bis FreudenbergDie schönsten Orte mit alten Fachwerkhäusern in NRW
Fachwerkhäuser prägen bis heute das vertraute Bild von vielen Dörfern, Städten und Kulturlandschaften in NRW. Für diese Bautradition typisch sind hölzernes Ständerwerk und weiße Lehmgefache, dazu grau-schwarze Schieferfassaden oder ein Bruchsteinsockel, garniert vielleicht mit ein paar grünen Fensterläden. Jahrhunderte lang wurde ab dem Mittelalter so gebaut. In vielen Teilen Europas, also auch in Rheinland und Westfalen – wobei jede einzelne Region besondere Eigenheiten im Stil ihrer Häuser hat. In vielem ist das klassische Ständerwerk der heute herkömmlichen Stein- und Betonbauweise überlegen, nicht nur in seiner einzigartigen Ästhetik.
Absolut erdbebensicher?
Es gibt zum Beispiel Experten, die behaupten, Fachwerkhäuser seien absolut erdbebensicher. Gezimmerte Holzkonstruktionen gelten als extrem elastisch. Bei Erschütterungen fallen höchstens mal ein paar Gefache heraus, der Rest bleibt stehen. Jeder kann dieses Phänomen beobachten, der an einer halb-verfallenen FachwerkScheune vorbeikommt. Überall, wo Fachwerk-Ensembles noch erhalten sind, haben Altstädte ganz besonderes Flair. Kommen Sie mit auf eine Reise in die Region!
Monschau: 12. Jahrhundert
Monschau: Spielzeugkulisse am Berg der Freude
Montjoie, Berg der Freude, hieß das Städtchen an den Uferhängen der Rur, bis Kaiser Wilhelm II. dessen Namen 1918 eindeutschte. Dass die Altstadt von Monschau mit ihren Fachwerk- und Bürgerhäusern sehenswert ist, belegt schon die Tatsache, dass die charmante Stadtkulisse öfter für Filmaufnahmen genutzt wurde. Von felsig-grüner Eifellandschaft umgeben liegt der Ort da wie ein Bausatz aus dem Spielzeugkasten. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Monschau bereits im 12. Jahrhundert, damals entstand auch die Monschauer Burg, die über dem Ortthront und eine der beliebtesten Jugendherbergen der Region ist. Viele denkmalgeschützte Gebäude in der ehemaligen Tuchmacherstadt zeugen von ihrer wechselvollen Geschichte, die eng mit der Herrschaft der Burgherren und dem Leben in der rauen Eifel verknüpft ist. Eines der populärsten Ausflugsziele vor Ort ist für Eifelbesucher die Historische Senfmühle mit ihrem Laden. Unbedingt die Senfpralinen probieren!
Tourtipp: Nach dem Stadtrundgang bietet sich von hier aus eine Wanderung ins Hochmoorgebiet Hohes Venn an. Bis 10. Mai läuft noch eine Ausstellung in der Galerie im Tuchschererhaus über das „Christo-Projekt“, als der Verhüllungskünstler die Burg in Polypropylen-Folie verpackte.
Hattingen: Mittelalter an der Ruhr
Hattingen: Mittelalter an der Ruhr
Die Spuren dieses Städtchens reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück, als Hattingen auf einer Terrasse der Ruhr im Schutze der Franken gegründet wurde. Das Bild, das die Altstadt bis heute prägt, hat sich ab 1550 herausgebildet, als rund um die St.-Georgs-Kirche gebaut wurde. Sehenswert sind die teilweise erhaltene Stadtmauer, der geschlossene umbaute Kirchplatz, das sogenannte Bügeleisenhaus, das Bauernmuseum in der alten Wasserburg Haus Kemnade, das Zollhaus und das Alte Rathaus – heute Galerie und „Gute Stube“ von Hattingen. Besucher finden stilvolle Läden, urige Kneipen, Cafés und Restaurants.
Der Rundgang beginnt im Herzen der Altstadt am Alten Rathaus. An über 30 Punkten wird auf Tafeln der jeweilige Standort vorgestellt und Wissenswertes zur Entwicklung der Stadt erzählt. Auf der Hattingen-App fürs Smartphone erfährt man, wo das kleinste Fachwerkhaus der Stadt steht.
Tourtipp: Beste Aussicht hat man vom „Malerwinkel“ aus. An dieser Stelle haben unzählige Maler den schiefen Turm der St.-Georgs-Kirche zwischen den alten Häusern auf Leinwand gebannt. Eine Treppe führt von dort zum Kirchplatz.
Freudenberg: Flammenmeer im Jahr 1666
Freudenberg: Fachwerk nach Plan
So akkurat wie in Freudenberg stehen die schwarz-weißen Häuser mit den spitzen Giebeln kaum irgendwo sonst in Deutschland. Was vor allem daran liegt, dass sie nach einem Blitzschlag mit Brand im Jahr 1666 als komplexes Ensemble wiederaufgebaut wurden – auf den alten Grundrissen. Der „Alte Flecken“, so heißt der Kern des aus 17 Teilen zusammengeschmolzenen Städtchens, steht heute noch so ordentlich aufgereiht wie auf einem Schachbrett da, wie er im 17. Jahrhundert angelegt wurde.
Der Legende nach soll nur ein einziges Haus dem Flammenmeer widerstanden haben – es steht noch an der Kölner Straße Nummer drei. Der Kulturatlas des Landes NRW führt das fabelhafte Fachwerkensemble von Freudenberg als „Baudenkmal von internationaler Bedeutung“.
Tourtipp: Am besten überschaut man den Ort vom Kurpark auf dem Schieferacker aus und geht dann ins Detail. Der Freudenberger Fachwerkweg führt über knapp zwölf Kilometer zu den schönsten Plätzen und weiter ins grüne Umland.
Bad Münstereifel: Rheinisches Rothenburg
Bad Münstereifel: Rheinisches Rothenburg
Im mittelalterlichen Eifelort schlängelt sich die Erft vorbei an Fachwerkhäusern und einer restaurierten Stadtmauer – auf einem Teilstück von 220 Metern ist die mittelalterliche Befestigung sogar begehbar. Wegen seiner Ähnlichkeit mit dem berühmten Rothenburg ob der Tauber in Bayern trägt der KneippKurort auch schon mal den Titel „Rheinisches Rothenburg“. Hinter den romantischen Schwarz-Weiß- Fassaden entlang der Fußgängerzone verkaufen 30 Shops des City Outlets Bad Münstereifel Vorjahresund Musterkollektionen Fashionund Lifestyle-Marken mit Preisnachlässen von bis zu 70 Prozent.
Für derlei mustergültig zukunftsweisendes Stadtentwicklungskonzept gab es im Vorjahr den Europäischen Innovationspreis der Vereinigung „German Council of Shopping Centers“. Nach dem Stadtbummel legen Tagesbesucher vielleicht im Heino-Café im Kurhaus eine Kaffeepause mit Haselnusstorte ein.
Tourtipp: Außerhalb der Mauern beginnt die Natur – mit Mountainbike- und Nordic-Walking-Routen oder Wanderwegen im Münstereifeler Wald. Der „Eifeler Kräuterpfad“ vor den Toren der Stadt hat eine Anbindung an den Eifelsteig
Kettwig: Zu Fuß zum Schloss Hugenpoet
Kettwig: Das Beste an Essen
Direkt am Ufer gelegen, an der südlichsten Ruhrschleife von Essen, ist Kettwig für viele Ruhrgebietskenner das absolut Beste an der viertgrößten Stadt von Nordrhein-Westfalen – und der Baldeneysee ist auch nicht weit. Urkundlich erwähnt wurde Kettwig erstmals im Jahr 1052 und historisch gesehen gehört der Ort sogar zu den nördlichsten Teilen des Bergischen Landes.
Die einst selbständige Stadt wurde erst in neuerer Zeit durch eine Gemeindereform der 49. Stadtteil Essens, das war 1975. An die alte Tuchfabrik und die Marktkirche schmiegtsich eine hübsche Altstadt mit Fachwerkhäusern. Ein Rundgang durch die kopfsteingepflasterten Gassen erfordert zwar festes Schuhwerk, hat aber gerade im Frühling unter den vielen blühenden Obstbäumen seinen besonderen Reiz. Die Ruhrwiesen bis zum Schloss Hugenpoet lassen sich von hier aus bequem mit dem Rad oder auch zu Fuß erkunden.
Tourtipp: Die Eisdiele am Ort ist überregional bekannt und ein Ausflug mit der Weißen Flotte nach Mülheim – oder umgekehrt – lohnt sich. Wer selbst über den Kettwiger Stausee rudern will: An der Ruhrpromenade ist ein Bootsverleih.
Bergneustadt: Heimatmuseum und Denkmalschutz
Bergneustadt: auf dem Bergsporn
Schwarz, Weiß und Grün, das sind die bergischen Landesfarben. Vielerorts im Bergischen Land finden sich noch urige Weiler und Siedlungen in genau dieser Optik. Um den Ort Nümbrecht führt eine Fachwerkroute für Radfahrer durch lauter typische Orte, und auch das Städtchen Bergneustadt steht beispielhaft für Fachwerkidylle. Südlich der Aggertalsperre auf einem Bergsporn gelegen, bilden hübsche Häuser aus dem 18./19. Jahrhundert die Altstadt – das Ensemble steht komplett unter Denkmalschutz.
Das Heimatmuseum repräsentiert die alte Fachwerkarchitektur besonders eindrucksvoll. Im Gewölbekeller des zweigeschossigen Hauses sind sogar noch Reste der alten Stadtmauer erhalten. Drinnen erleben Besucher ein Kontor aus der Zeit um 1900, eine nahezu vollständig erhaltene Lagerapotheke und ein Klassenzimmer aus den Tagen, als Rohrstock und Schiefertafel noch den Schüleralltag prägten.
Tourtipp: Bis zur Aggertalsperre sind es von hier aus keine drei Kilometer. Der ideale Wassersportplatz zum Segeln, Surfen, Bootfahren, Angeln, Camping und Tauchen.
Wülfrath: Wo die Häuser Namen haben
Wülfrath: Ein Name für jedes Haus
Das kleinste Städtchen im Kreis Mettmann liegt inmitten einer reizvollen Hügellandschaft – und scheinbar ganz im Schatten der großen Ruhrgebietsmetropolen. Verwinkelte Gassen und malerische Fachwerkhäuser in der Altstadt deuten auf eine mehr als 1000 Jahre alte Ortsgeschichte. Das Dorf Wülfrath wurde gegen Ende des 11. Jahrhunderts als Wolverothe erstmals urkundlich erwähnt, doch die Ursprünge liegen wohl viel weiter zurück. Der Sage nach gab es einen Siedler Wolf, der an der Stelle der heutigen Stadtmitte den dichten Wald gerodet haben soll, um sich dort niederzulassen. Die Wohnhäuser aus dem Mittelalter bestehen zum größten Teil noch im Originalzustand und stehen unter Denkmalschutz, andere wurden wieder aufgebaut. Jedes dieser Häuser hatte – und hat auch heute noch – neben der Hausnummer einen Namen: Auf'm Keller, Hamels, Op der Ley, Großer Klaus und viele andere.
Tourtipp: Von hier aus ist das Neandertal nicht weit. Der Zeittunnel, erdgeschichtliches Museum im Tunnel eines alten Steinbruchs, öffnet erst wieder am 10. Juni.
Ruppichteroth: Bergischer Streifzug
Ruppichteroth: Streifzug über Höhen
Teils Jahrhunderte alte Fachwerkhäuser schmücken das Bergische Land – und sind durch ihren besonderen Baustil unverkennbar ein Aushängeschild der Region. Bis ins 19. Jahrhundert bestimmte der Fachwerkbaustil das Bild aller Siedlungen – und wer sich heute eines davon machen will, der wandert durch die Ortschaften rund um Ruppichteroth. Ausgangspunkt einer Runde auf dem Fachwerkweg ist der Burgplatz von Ruppichteroth.
Viele Fachwerkbauten haben dort die Zeit der Industrialisierung überstanden, als eine Schmalspurbahn durchs Bröltal fuhr, um Eisenerz und Kalkstein zu transportieren. Hübsche Gässchen machen neugierig auf mehr: Acht Infotafeln am Wegesrand der 11,5-Kilometer-Strecke erklären die Bauweise von Fachwerk und den Bergischen Dreiklang, das Zusammenspiel aus Schwarz, Weiß und Grün: Schwarze Fachwerkbalken, weiße Gefache und grüne Holzschlagläden.
Tourtipp: Der Bergische Streifzug Nr. 22 führt vorbei an Streuobstwiesen auf die Höhe bei Lindscheid mit Aussicht ins Bergische und ein paar Sitzbänken. Kamera mitnehmen!
Solingen-Burg: Mit der Seilbahn zur Burg
Solingen-Burg: Schlossburg mit Seilbahn
Hohe Dächer, Sprossenfenster, verschieferte Obergeschosse mit Zierfachwerk in den Giebeln und grüne Fensterläden – so ist Burg. Über dem schönsten Stadtteil von Solingen thront eben jene: Eine Burg, eigentlich ein Schloss. Eine Seilbahn verbindet die beiden Stadtteile Ober- und Unterburg.
In Oberburg befindet sich die im 12. Jahrhundert erbaute bergische Herzogsresidenz Schloss Burg, im Dreißigjährigen Krieg zu großen Teilen zerstört und zwischen 1890 und 1914 historisierend wiederaufgebaut. Jetzt ist sie die größte wiederhergestellte Burganlage des Landes. Unterburg wiederum ist vor allem für seine geschlossene Bebauung mit alten Fachwerkhäusern bekannt. Die ältesten von ihnen wurden im 17. Jahrhundert, einige nach dem letzten Stadtbrand im Jahre 1653, errichtet. Beinahe alles hier steht unter Denkmalschutz – und mit seinem Ständerwerk für den bergischen Baustil par excellence.
Tourtipp: Auf Schloss Burg gibt es viele Veranstaltungen und Märkte. Anschließend Bergische Waffeln essen!