Urlaub an der Rodenkirchener RivieraMit der Linie 16 in die Karibik
- Die Adresse für Strand-Urlaub in Köln ist die Rodenkirchener Riviera, findet unsere Autorin.
- Sie hat sich dort umgeschaut und beschreibt die Besonderheiten des Ortes.
- Warum das damalige Strandbad wieder schließen musste und die Riviera schon mal für europaweites Aufsehen sorgte, erfahren Sie auch hier.
Köln – Jetzt die Augen schließen. Die nackten Zehen graben sich in den weichen Sand, der sich erst heiß anfühlt, etwas tiefer aber angenehm kühl und feucht. Die ausgestreckten Finger ertasten kleine Muscheln. Leises Wellenrauschen, das Fächern von Blättern. Sonnenstrahlen im Gesicht, die einen blauen Himmel versprechen. 30 Sekunden Karibik-Feeling. Wenn sich die Augen öffnen, sind der weiße Sand, die Muscheln und die Wellen noch da. Der Himmel ist blau.
Aber das Meer ist der Rhein, auf dem gerade der schwere Frachter „van Gogh“ vorbeigleitet, am Horizont ragen aus dem sommerlichen Dunst der Stadt die Hochhäuser. Und statt Palmen wiegen sich Trauerweiden im Wind. Nicht ganz Karibik, aber mehr Strand-Urlaub in der Großstadt als an der Rodenkirchener Riviera geht nicht.
Helle Sandbuchten an Stromkilometer 681
Stromkilometer 681, das ist die Urlaubs-Adresse für einen Tag. Anreise mit der Linie 16 ab Dom/Hbf. Helle Sandbuchten, umsäumt von Weiden, Schilf und Brombeerhecken reihen sich von der Mitte des alten Fischerdorfes Rodenkirchen bis zum südlichen Ortsende. Der perfekte Strandtag beginnt mit der Frage: Welche Bucht nehmen wir heute? Wollen wir den Ort mit Biergärten, Eiscafés und Bootsanlegestelle in der Nähe haben? Dann bleiben wir in Höhe der Barbarastraße am Anfang der Strand-Promenade.
Hätten wir gerne den Kinderspielplatz auf der breiten Uferwiese in Sichtweite? Dann gehen wir noch ein Stück weiter bis zur Moltkestraße. Hier gibt es an den sandigen Flanken der Buhnen den schönsten Panorama-Blick auf Köln. Oder peilen wir den Grillplatz an, der schön schattig auf der Grünanlage im Abschnitt zwischen Grüngürtelstraße und Campingplatz liegt? Hier sind die Buchten kleiner und ruhiger. Oder wollen wir dorthin, wo das historische Strand-Bad angelegt war, wo sich zwischen den Buhnen der Sandstreifen weit ausdehnt?
Das Bad, 1912 eröffnet, sollte der Gesunderhaltung der Kölner dienen, mit frischer Luft, Sonne, Bewegung und einer „Schweizer Milchkuranstalt“ zur Tuberkulose-Prävention. Die Idee von der Familien-Badeanstalt wurde allerdings von den Sittenwächtern der Zentrumspartei durchkreuzt, die zur „Erhaltung der Jungfräulichkeit“ durchsetzten, dass das Gelände in einen Damen- und einen Herrenbereich unterteilt wurde, erklärt der Rodenkirchener Historiker Dr. Cornelius Steckner. Dazwischen wurde ein Zaun gespannt, die „Britz“, deren Befestigungsanlage noch heute auf dem Rücken der Buhne sichtbar ist.
Ein europaweiter Skandal, entstanden in Rodenkirchen
Die Folge war, dass die Familien in die nicht bewachten Buchten zogen, es kam zu zahlreichen Badeunfällen. „So hat der verbotene Blick auf die weiblichen Unterschenkel viele Todesopfer gefordert“, sagt Steckner. Ein Jahr später ließen die Kölner das nicht mehr mit sich machen, an einem heißen Sommertag rissen sie die „Britz“ nieder – ein Skandal, der europaweit Schlagzeilen machte. Aber endlich gab es das Familienbad mit einem Karussell, schattigen Picknickplätzen, Brause für die Kinder und Tanzmusik.
1938 wurde das Rodenkirchener Strandbad geschlossen. Der damalige Ratsherr und spätere Oberbürgermeister Peter Winkelnkemper, ein strammer Nazi, empfand den Strandbetrieb als störend. Und da er auch Geschäftsführender Kuratoriumsvorsitzender der Universität war, sorgte er dafür, dass das Gelände an die Sportabteilung der Universität übergeben wurde.
Baden ist lebensgefährlich
Heute haben hier die Rodenkirchener Wassersportvereine ihr Domizil, es gibt einen Campingplatz, eine Minigolf-Anlage, die köstliche Küche von „Haus Berger“ mit Rheinblick-Terrasse und Biergarten – und den Strand. Um die Mittagszeit bilden die Weiden ein wunderbares Schattendach, der Picknickkorb steht schön kühl, und es fühlt sich sehr nach Urlaub an, durch das flache Wasser zu waten, den Blick nach unten gerichtet, auf der Suche nach kleinen Strandschätzen. Einen Bademeister gibt es schon lange nicht mehr, die Buchten sind unbewacht und das Baden leider lebensgefährlich.
Der Strand, erklärt Steckner, ist übrigens weder Eigentum der Stadt Köln, noch ist er privater Grund. „Er ist internationaler Bereich.“ Der Uferstreifen bis zum Leinpfad gehört zum Rhein, der seit 1868 als internationales Gewässer von der „Zentralkommission für Rheinschifffahrt“, heute mit Sitz in Straßburg, verwaltet wird. Mitglieder sind Deutschland, Belgien, die Niederlande, Frankreich und die Schweiz. Eine schöne Vorstellung, das Strandlaken auf einem Fünf-Länder-Territorium auszubreiten. Wir machen Urlaub im „internationalen Bereich“.
Zeit für den Sonnenuntergang
Wenn die Sonne nach Westen wandert, wird es Zeit, den richtigen Ort für den Sonnenuntergang zu suchen. Idealerweise mit Blick auf die kleine Maternus-Kapelle unterhalb der Rodenkirchener Brücke und das Stadt-Panorama im Abendlicht. Wir streifen den Sand von den Füßen, packen ein paar Muscheln und einen herzförmigen Kiesel ein. Wir hatten Bücher dabei, aber wie soll man zum Lesen kommen, wenn den ganzen Tag eine Parade von Schiffen vorbeizieht, Schwäne zu Besuch kommen, Wasserski-Fahrer winken, Paddelboote anlegen?
Kein Ort ist jetzt schöner als das Deck des Restaurant-Schiffes „MS Rodenkirchen“ mit Platz an der Reling und Blick auf das abendliche Treiben in dem kleinen Jachthafen und auf der Promenade unterhalb vom Restaurant „Fährhaus“. Die Sonne versinkt planmäßig hinter der Brücke. Wir bestellen Kölsch und Bockwurst mit Kartoffelsalat – tschüss Karibik!
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Weiterführende Tipps
Anfahrt: Die Rodenkirchener Riviera liegt an der Uferstraße und ist mit dem Auto über die A 4, Abfahrt Bayenthal, zu erreichen. Mit der Bahn: Linie 16 ab Dom/Hbf bis Rodenkirchen Bahnhof, von dort weiter mit Buslinie 135 (Richtung Campingplatz Rodenkirchen) bis Uferstraße oder Endhaltestelle.
Picknick-Plätze: An heißen Tagen am schönsten und außerdem sandfrei sind die schattigen Grünflächen zwischen Grüngürtelstraße und Campingplatz. Auch die Sandbuchten haben überall Schattenplätze. Die beste Kiosk-Anbindung für kühle Getränke und Eis gibt es in Höhe der Bus-Endhaltestelle (Uferstraße 70).
Für Kinder: Abwechslung zum Strandprogramm bietet der Minigolf-Platz (Uferstraße 70), geöffnet freitags und samstags 12 bis 19 Uhr und sonntags 10 bis 19 Uhr. Preise: 4,50 € für Erwachsene, 3,50 € für Kinder.Oder: eine Bootstour ab Rodenkirchen bis Köln und zurück (ca. eine Stunde). Die Anlegestelle ist am Ende der Kirchstraße. Tickets kosten 11,60 € (Erwachsene) und 5,90 € (Kinder).
Foto-Stopp: Der beste Panorama-Blick auf Köln inklusive Dom bietet sich direkt oberhalb der Schiffsanlegestelle vom Uferweg aus.
Snack für den Strand: Bananenbrot mit Walnüssen und dunkler Schokolade
Zutaten für 12 Portionen:
180 g Walnüsse, 4 große, reife Bananen, 150 g brauner Zucker, 100 ml Ahornsirup, 3 Eier, ½ TL Salz, 140 ml Milch, 70 g Erdnussbutter, 270 g Mehl, ½ TL Natron, 1 TL Backpulver, 100 g Zartbitterschokolade
Zubereitung:
Backofen auf 170 Grad Ober-Unterhitze vorheizen. Eine Kastenform mit Butter einfetten und mit Mehl bestäuben. Walnüsse auf ein Backblech geben und acht Minuten im Backofen rösten. Anschließend abkühlen lassen.
Drei Bananen mixen und zusammen mit Zucker, Ahornsirup und den Eiern aufschlagen. Salz, Milch und Erdnussbutter dazugeben und unterrühren. Mehl, Natron und Backpulver in die Masse sieben und zu einem glatten Teig rühren. Schokolade und Walnüsse grob hacken und unterheben. Teig in die Form füllen.
Die übrig gelassene Banane schälen, halbieren und überkreuzt auf den Teig legen. Bananenbrot mindestens eine Stunde backen. Sollte die Oberfläche zu stark bräunen, Kuchen mit Alufolie abdecken. Das Bananenbrot ist gar, wenn es die Stäbchenprobe besteht. (Rezept: Julia Floß)