Die Saftbar „Einfach Frisch“ in der Kölner Komödienstraße lockt mit köstlichen Obst- und Gemüse-Mischungen, nicht nur im Dry January.
Bar-Kolumne SchönTrinkenIm Dry January geht's in die Kölner Saftbar „Einfach Frisch“
Saft? Ja, gern. Ein frisch gepresster Orangensaft geht fast immer, Grapefruitsaft ist gelegentlich auch eine Option. Aber dann gerät meine Experimentierfreude schnell an ihre Grenzen. Konkret: Zwänge mich morgens um 11 Uhr jemand zur Entscheidung zwischen Gin Tonic und frisch ausgepresster Selleriestängel auf Spinatbasis, die Wahl fiele so klar wie hochprozentig aus. Aber: Es ist Januar. Und seit geraumer Zeit ist eben nicht mehr einfach nur Januar, sondern auch in Deutschland „Dry January“.
Wie beim Gin Tonic handelt es sich auch dabei um eine Mode aus dem Vereinigten Königreich – mit ähnlich durchschlagendem Erfolg. Der erste Monat im neuen Jahr soll nach Jahresendvöllerei der Selbstoptimierung dienen. Kurz: Die Briten verzichten auf Alkohol – so auch wir. „Teste mal alkoholfreie Cocktails“, hieß der Redaktionsauftrag. Aber wie bei so vielem im Leben, dominierte auch hier das Prinzip „wenn, dann richtig“, und die Suche fiel nicht auf eine Bar mit alkoholfreien Mischungen, sondern direkt auf eine Saftbar.
Jeden Saft fertigt Karaman frisch und persönlich an
In Köln ein gar nicht so einfaches Unternehmen, sie sind spärlich gesät. So landet man ausgerechnet auf der Komödienstraße. Die Domspitzen im Blick, der Rest trostlos. Aber zwischen Nagelstudios und chinesischen Souvenirläden leuchtet erstaunlicherweise „Einfach Frisch“ und lockt mit vollbeladenen Obstkisten vor der Tür nach innen.
Im kleinen Geschäft lächelt hinterm Tresen Nazim Karaman hervor. Fast versteckt von Minzblättern, Weizengras und Petersiliensträußchen agiert der Besitzer zwischen üppig bestückter Vitrine und seinen Saftapparaturen im Hintergrund. Denn hier warten nicht befüllte Karaffen, jede Bestellung fertigt Karaman frisch und persönlich an, während seine Frau an der anderen Vitrine Suppen und Salate verkauft.
„Probier doch mal grünen Gemüsesaft!“
Die Karte verweist auf fünferlei Säfte (Orange, Möhre, Apfel, Rote Bete, Granatapfel und eine Mixtur), sowie je einen Obst- und Gemüse-Smoothie. Extrawünsche sind willkommen bei dem freundlichen Mann. Mit großer Menschenkenntnis sieht er Skepsis gegenüber grüner Gemüsemixturen an der Nasenspitze an und lockt charmant „probier doch mal!“.
Zwei Handvoll Babyspinat, Gurke, Sellerie, Basilikum gibt er in den Mixer, mischt mit der Süße von Apfel- und Möhrensaft, gibt Ingwer dazu und erklärt nebenbei die medizinischen Vorzüge von Kurkuma, während er die Wurzel ins Rührglas wirft. Einen kleinen Schluck Rapsöl gibt er dazu wegen der fettlöslichen Vitamine, herauskommt ein grasgrünes, dickflüssiges Getränk, das Karaman mit Granatapfelsaft verfeinert. Eine sehr sympathische Farbenlehre in Rot-Grün, die erstaunlich köstlich schmeckt: überaus frisch, kaum grasig, mit äußerst milder Würze und leichter Säure.
Karamans und meine Mission sind erfüllt. Doch so leicht lässt der Mann einen nicht gehen: „Sie müssen noch den Früchte-Smoothie probieren.“ Klar, mit Vergnügen. Dafür wählt der Kunde einen Saft als Basis, der Rest wird nach Saison, Lust und Laune kombiniert und ins Glas geworfen. Das macht nicht nur Spaß, sondern schmeckt auch fantastisch. So kann der Januar weitergehen.
Einfach Frisch, Komödienstr. 45, 50667 Köln | Öffnungszeiten: Mo-Do 7 -16 Uhr, ab Februar Mo-Fr 7-16 Uhr
Die Saftbar in Kürze:
- Was muss man unbedingt probieren? Viele kommen für die berühmte Orange-Möhre-Apfel-Mischung mit Ingwer und Kurkuma.
- Was kosten die Säfte und Smoothies? Säfte klein (0,2 l), 2,00 Euro, mittel (0,3 l) 3,00 Euro, groß (0,5 l) 4,00 Euro. Granatapfel pur 3,50, 5,00, 7,50 Euro. Smoothies aus Früchten zu 4,00 und 5,00 Euro. Gemüse-Smoothie mit Früchten 6,50 Euro.
- Gibt es auch Kölsch? Nein.
- Wer geht dahin? Wenig Laufkundschaft, viele Kunden der umliegenden Banken, Redaktionen, Gerichten.
- Wie alt sind die Gäste? Von 0 bis 100.
- Welches ist der beste Tag? Jeder
- Gibt es was zu essen? Zweierlei Suppen, verschiedene Salate und frisches Fladenbrot.
- Musik? Keine.
- Das Besondere: Eine Oase auf der Komödienstraße.