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Rotes Teufle und Lila LuziLassen sich Chilis gut selber anpflanzen?

Lesezeit 5 Minuten

„Rotes Teufle“: Diese Sorte macht ihrem Namen alle Ehre – sie ist höllisch scharf.

An kühlen Tagen wärmt es von innen, an heißen Tagen erfrischt es: Das Feuer von Chilis tut zu jeder Jahreszeit gut. Vorausgesetzt, man mag Schärfe. Doch ist Chili nicht gleich Chili – mehrere tausend Sorten gibt es weltweit, und wir haben fünf davon ausprobiert.

Lassen sich die kleinen Schoten gut selber ziehen? Das wollten wir wissen. Im Februar haben wir gesät, in kleinen Gewächshäusern auf der Fensterbank: Fünf Sorten, von mild bis superscharf. „Lombardo“ ist die Sanfte aus Italien, die viel Süße und kein Feuer entwickelt, wenn sie reif ist. Das „Rote Teufle“ macht seinem Namen alle Ehre. „Lemon Drop“ ist fruchtig-scharf, die „Lila Luzi“ interessant anzuschauen, und „Habanero“ nur etwas für Kenner: Sie ist die schärfste in unserem Sortiment.

Lombardo

Auf der Schärfe-Skala, die in nach dem Chemiker Wilbur Scoville benannten Einheiten berechnet wird, steht die Habanero ziemlich weit oben mit bis zu 500000 SHU (Scoville Heat Units). Damit ist sie allerdings längst nicht die schärfste auf dem Markt. „Dorset Naga“ zum Beispiel, die wir nicht gepflanzt haben, liegt etwa im Millionen-Bereich. Unsere „Lombardo“ dagegen, überhaupt nicht scharf, hat einen SHU-Wert von unter 500.

Chilis mögen Sonne, Schnecken mögen Chilis

In der Stadt scheint ein sonniger Südost- oder Südwest-Balkon der ideale Platz für Chilis. Auf der Fensterbank im Haus fühlen sie sich nicht ganz so wohl, am Nordfenster wollen sie gar nicht. Im Garten muss ein guter Schutz her, denn die Pflanzen, die so scharfe Früchte hervorbringen, sind offenbar ein Leckerbissen für Schnecken. Innerhalb einer Nacht waren zwei unserer Chilis so abgefressen, dass sie sich nie wieder erholt haben.

Die meisten sind jedoch bei guter Pflege zu kleinen Büschen herangewachsen. Besonders adrett: „Lila Luzi“ hat nicht nur auberginefarbenes Laub sondern dazu auch noch fliederfarbene Blüten. Diese Pflanze veranstaltet ein richtiges kleines Frucht-Spektakel, denn die Schoten sind zunächst dunkellila wie das Laub, verblassen dann aber zu mattem Weiß, bis sie von Zitronengelb über Orange hin zu schönstem Tomatenrot wechseln.

Lila Luzi

Doch Vorsicht: So harmlos sie aussehen, sie sind ziemlich scharf! Dies ist auch eine der Sorten, die über den Winter gebracht werden können. Denn viele der Pflanzen sind eigentlich mehrjährig, mit Ausnahme der Einjährigen wie der „Lombardo“. Wir werden den Versuch wagen und in den nächsten Wochen eine Pflanze ins Haus holen. Dann pflücken wir die letzten Früchte, wir kürzen die Triebe und setzen die Chili in neue Erde. Den Winter über feucht gehalten, sollte sie im Frühjahr wieder wachsen. Dann bekommt sie etwas Dünger.

Chilis haltbar machen

Gibt es viele Chilis zu ernten wie bei uns – zu viele, um sie alle frisch zu essen – können sie haltbar gemacht werden. Kleine, dünne Früchte wie die des „Roten Teufle“ lassen sich gut trocknen. Dazu auffädeln und an einem warmen, trockenen, sonnigen Ort aufhängen. Fleischigere Chilis bei ganz niedrigen Temperaturen im Ofen trocknen, etwa in Stücke geschnitten auf einem Backpapier bei 100 Grad. Einfacher ist das in einem Dörr-Automat. Erst wenn sie ganz trocken und bröselig sind, in eine luftdichte Dose geben. Chilis können auch gut eingefroren werden.

Lemon Drop

Für das kommende Jahr haben wir übrigens Samen aus den Früchten aufgehoben und getrocknet. Sie werden in wenigen Monaten ausgesät. Was dabei herauskommt, kann überraschend sein, denn Chilis verkreuzen sich schnell.

Chilis ziehen

Chilis werden im späten Winter oder frühen Frühjahr in feine Anzuchterde gesät. Sie brauchen viel Licht und Wärme sowie eine gleichbleibende Feuchtigkeit. Nach zwei bis vier Wochen keimen die Pflänzchen. Wenn sie einige Zentimeter gewachsen sind, werden sie vereinzelt in Töpfe mit etwa zehn Zentimeter Durchmesser gesetzt. Werden sie zu groß, oder kommen Wurzeln unten aus dem Topf, können sie ins sonnige Gartenbeet oder das endgültige Pflanzgefäß umgesetzt werden. Je größer dies ist, desto besser: Eine Habanero kann durchaus 80 Zentimeter hoch werden und braucht entsprechend viel Erde, Töpfe von rund 30 Zentimetern Durchmesser und Höhe sind ideal.

Gereifte Habanero in rot

Etwas Fingerspitzengefühl braucht es, um die Triebe einzukürzen, denn dann verzweigen sich die Pflanzen und werden buschiger. Blühen die Chilis, können sie mit Tomatendünger gedüngt werden. Bestäubt werden sie durch Insekten, was bei einer Anzucht auf der Fensterbank schwierig wird. Die Früchte sind auch grün essbar, wer früh pflückt, regt die Pflanze zur stärkeren Blüte an. Je röter die Chilis werden, desto süßer werden sie, manche verlieren auch an Schärfe. Geerntet wird, wenn die Früchte sich farblich nicht mehr verändern und sich leicht abdrehen lassen, spätestens, wenn sie zu schrumpfen beginnen.

Fünf Arten, mehr als 3000 Sorten

Capiscum annuum wie unsere „Lombardo“ sind auch als Spanischer Pfeffer bekannt. Sie sind einjährig und werden vor allem in Indien und Mexico angebaut. Auch Jalapenos gehören dieser Art an. Sie eignen sich fürs Freiland, weniger aber fürs Überwintern.

Capiscum chinense, der die „Habanero“ angehört, bringen die schärfsten Früchte hervor. Sie werden viel in der Karibik angebaut, brauchen Wärme und gedeihen bei uns langsam.

Capiscum frutescens, zum Beispiel „Lila Luzi“ und „Rotes Teufle“ haben dekorative kleine Früchte, die aufrecht wachsen. Die Sträucher eignen sich fürs Freiland.

Capsicum baccatum wie unser „Lemon drop“ werden in Südamerika angebaut. Sie lassen sich gut überwintern.

Capiscum pubescens sind ausdauernde Baumchilis mit behaartem Laub und fleischigen Früchten, die vor allem in Südamerika gedeihen.

Buchtipps

Kay Maguire: „Red Hot Chili Garden. Die besten Sorten anbauen, ernten und verwerten“, BLV-Verlag, 144 Seiten, 14,99 Euro

Eva Schumann: „Paprika und Chili erfolgreich anbauen: 40 Sorten für Garten und Balkon“, Ulmer Verlag, 128 Seiten, 12,90 Euro

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