Tipps für TierfreundeSo locken Sie heimische Vögel in ihren Garten
Köln – Freche Spatzen, neugierige Rotkehlchen und Amseln, die in der Frühe singen: Was wäre ein Garten ohne Vögel. Doch die Tiere, die meist als selbstverständlich hingenommen werden, haben es bei uns nicht leicht. Die industrialisierte Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten ihre Lebensräume verkleinert. In ordentlich gestalteten Gärten finden sie nur wenig Nahrung und Nistmöglichkeiten. Doch es gibt viele Möglichkeiten das zu ändern. Wir sagen Ihnen, wie Sie ihren Garten in ein Vogelparadies verwandeln.
Auch Pflanzenschutz- und Umweltgifte reichern sich bei diesen Tieren, die am Ende der Nahrungskette stehen, im Körper an und können zu Krankheiten und Tod führen. Kommt dann noch eine nasskalte oder besonders trockene Saison hinzu, wo das Brüten unter erschwerten Bedingungen stattfindet und es wenig Futter gibt, kann das dramatische Auswirkungen haben.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat festgestellt, dass es heute rund 450 Millionen Vögel weniger gibt als noch vor 30 Jahren. Bei der „Stunde der Gartenvögel“ im Januar, einer vom Nabu initiierten Zählung in Privatgärten, wurden 2021 noch nie so wenig Vögel pro Garten gemeldet, wie seit Beginn der Nabu-Aktion 2011.
Beides kann mit den Wandergewohnheiten der Tiere und klimatischen Veränderungen zusammenhängen: Vögel, die in unsere Breiten gezogen wären, bleiben weg, andere blieben hier. Grund genug, den Vögeln einen möglichst artgerechten, vielfältigen Lebensraum zu bieten.
Ein paar Tipps für einen vogeltauglichen Garten finden Sie auf den nächsten Seiten.
Mit diesen Pflanzen locken Sie Vögel in Ihren Garten:
Laubgehölze
Die meisten Gärten sind zwar nicht groß, doch summieren sich auch kleine Flächen zu einem wichtigen Habitat für die Tiere. „Wenn in einer Reihenhaussiedlung jeder nur zwei Vogelschutzgehölze in seinen Garten pflanzt, kommt eine Menge zusammen“, sagt Baumschulinhaber Oliver Fink. „Jede einzelne Pflanze ist besser als Stein oder Kies.“
Dabei sind es vor allem Laubgehölze, die den Tieren zugute kommen. In ihnen leben auch Insekten, zum Beispiel Raupen, die wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für die Vögel im Frühjahr sind.
„Im Frühjahr füttern fast alle Vögel ihre Jungen mit Insekten, da diese proteinhaltig sind“, sagt Lars Lachmann, Vogelschutzexperte vom Nabu. „Im Herbst fressen sie zuckerreiche Beeren, um Fettreserven für den Winter anzulegen.“ In der kalten Jahreszeit steigen Meisen und Sperlinge dann auf Körner um. Vögel wie die Drossel, die keine Körner fressen, ziehen nach Süden.
Büsche
Viele Menschen haben Pflanzen im Garten, die der Tierwelt nur wenig Nutzen bringen. Der Nabu rät daher, Pflanzen wie Kirschlorbeer oder Thuja nach und nach zu ersetzen. „Es ist wichtig, einen naturnahen Garten zu schaffen, der eine vielfältige Nahrungsbasis bietet“, sagt Lachmann.
Büsche wie der Schmetterlingsflieder, der Fluginsekten anlockt, sind allerdings eher für Schwalben, Mauersegler oder Fliegenschnäpper interessant, die in der Stadt kaum vorkommen. Einheimische Pflanzen wie Liguster oder Speierling versorgen Tieren mit Insekten, später Beeren und Früchten.
Aber nicht nur. „Grundsätzlich lohnen sich alle Gehölze, die Dornen haben und Frucht bringen“, sagt Oliver Fink. Pflanzen wie Weißdorn und Feuerdorn sind ideal, sie lassen sich auch mit regelmäßigem Schnitt auf Gartengröße halten.
Wer Platz hat, pflanzt eine richtige Vogelschutzhecke an. Sie enthält Bäume wie Vogelbeere oder Kornelkirschen, Gehölze wie Haselnuss, Holunder, Schlehen, Pfaffenhütchen und Gewöhnlichen Schneeball, aber auch Niedrigeres wie Brombeeren, Berberitzen und Heckenkirschen. Eine gute Mischung macht’s, doch sind hier etliche Meter Länge und mindestens eineinhalb Meter Tiefe nötig – nichts für den städtischen Garten.
Immergrüne Pflanzen wie Eiben
Auf einem kleinen Grundstück ist mit Schlehen Vorsicht geboten, genau wie mit Sanddorn, denn beide treiben Ausläufer. Eiben, deren Früchte von Vögeln gerne gefressen werden, passen dagegen in fast jeden Garten, denn sie lassen sich gut in Form halten. Solche Immergrünen sind besonders sinnvoll für die Vögel, die früh im Jahr brüten, denn sie brauchen Schutz, ehe Laubgehölze austreiben.
Ilex benötigt etwas mehr Platz. Doch selbst in den winzigen Handtuchgarten kann eine kleine Felsenbirne, zum Beispiel veredelt auf einen Stamm, gepflanzt werden, rät Fink. Sie blüht schön und bekommt dann Beeren, die die Vögel fressen.
Geheimtipp: Rosen
In den Vorgarten passen kleine Hausbäume, zum Beispiel Kugelahorn: „Selbst in einem nur zwei Meter hohen Baum können schon Vögel in der Krone nisten“, so Fink. Sein Geheimtipp sind Rosen: Wildrosen oder mehrfach blühende, ungefüllte Buschrosen. Menschen profitieren von der Ästhetik, Insekten vom Nektar und Vögel von den Hagebutten.
Bei wenig Platz im Garten eignen sich Kletterpflanzen wie Wilder Wein, Kletterhortensien oder Efeu. Wer direkt loslegen möchte: Wurzelnackte Pflanzen aus Baumschulen werden besser in den Wintermonaten gesetzt, aber Containerpflanzen, also Gehölze im Topf, das ganze Jahr über – abgesehen von heißen Sommertagen.
Was Sie sonst noch für einen vogeltauglichen Garten brauchen:
Nistkästen
Nicht alle Vögel nisten im Gebüsch, manche benötigen Höhlen. Für Meisen, Stare, Kleiber und Sperlinge sollten Nistkästen aufgehängt werden. Tiere wie Hausrotschwanz, Rotkehlchen oder Bachstelzen suchen sich gerne eine Nische, ihnen kann ein teils geöffneter Kasten angeboten werden, der eine Halbhöhle darstellt.
„Der Blick auf das große Ganze ist wichtig“, sagt Fink. Mitunter hat er Kunden, die einen Nistkasten kaufen und zwei Wochen später ihre Rosen spritzen wollen, weil diese Blattläuse haben. Denen rät er zu Gelassenheit: „Warten Sie auf die Meisen, die kommen schon und holen sich die Läuse.“
Vogeltränke und Futterplatz
Auch Wasser im Garten lockt die Tiere an. Eine Vogeltränke zum Beispiel. Sie sollte allerdings erhöht stehen und muss bei heißem Wetter täglich gesäubert werden.
Manche Vögel freuen sich über ein Sandbad, eine flache Mulde, die mit Sand gefüllt ist. Doch auch dieser sollte, um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden, regelmäßig ausgetauscht werden, rät der Nabu.
Ähnlich ist es am Futterplatz: Wer Vögel beobachten möchte, kann sie im Garten ganzjährig füttern. „Achten Sie bei der Sommerfütterung aber auf die Hygiene“, rät Lachmann. Denn im Sommer verbreitet sich der Erreger, der ein Grünfinkensterben verursacht, schnell. „Sobald ein kranker oder toter Vogel gefunden wurde, sollte das Füttern eingestellt werden.“