Lieblingsort in DeutzZu Besuch im Bistro Saint Louis in Köln
Ach, immer dieser Heckmeck mit der anderen Rheinseite. Die Einen schwören auf Deutz und prophezeien die nahende Gentrifizierung, die Anderen verdrehen kopfschüttelnd die Augen und mosern „Da geht doch gar nix!“ – Naja, was soll ich sagen? Die Deutzer Freiheit ist die Hauptschlagader des Viertels. Z
wischen Ein-Euro-Shops, Spielhöllen und Dönerbuden finden sich zwar Biomarkt, Buchhandlung und alteingesessene Brauhäuser, aber eben auch das ultimative Provinz-Sinnbild: die leerstehende Schlecker-Filiale. Solange selbige noch nicht von einer Smoothie-Bar, einer Street Art-Galerie oder wenigstes einer Fahrradwerkstatt mit reparaturfreudigen Bartträgern übernommen wurde, würde ich in Deutz noch nicht von Szeneviertel sprechen.
Vollkommen unabhängig von der Status-Debatte gibt’s hier den besten Käsekuchen der Stadt, in der „Villa Mathilde“. Ich berichtete einst von Freundinnen, die bereit wären, Familienmitglieder für das besagte Backwerk zu verscheuern. Abseits dieser Institution ist es relativ mühselig, ein ebenbürtiges oder zumindest nettes Café zu finden.
Die Nische getroffen
Sascha Manz hat das schon vor vier Jahren erkannt und sein „Saint Louis“ eröffnet. Das kleine Bistro ist längst fester Bestandteil der Deutzer Freiheit. Sascha kennt 80 Prozent seine Kundschaft mit Namen – die Seniorinnen, die vormittags ihren Café Latte schlürfen, die Nachbarn, die mittags geduldig vor der Salattheke warten, die Studenten, die sich auf dem Weg zur Uni ihren Guacamole-Feta-Bun holen.
Mit seinem Konzept hat er eine Nische getroffen, die bis dahin in Deutz nicht besetzt war: Kaffeebohnen von der Kölner Rösterei Heilandt, Tagessuppen von den Organic Rebels (ebenfalls aus Köln), zwölf verschiedene Bagelsorten, Salat zum selbst zusammenstellen, hauseigener Kuchen und ein kurzer Schwatz an der Theke.
Pünktlich zum vierten Jahrestag am 6. November plant der Chef die Erweiterung des Frühstücksangebotes und öffnet täglich. Mit etwas Glück ist bis dahin auch das Baugerüst vor dem Laden abmontiert und lässt endlich wieder Sonnenschein durch’s Fenster. Ich drück die Daumen. Deutz-Visionär Sascha hat übrigens vor knapp einem Jahr Gesellschaft bekommen: Durch das sehr hübsche Café „Heimisch“ schräg gegenüber. Wenn das so weiter geht, wird es doch noch was mit dem Szeneviertel. In zehn bis 15 Jahren.
Julias Auswahl
Grillgemüse-Bagel mit Salat und Tomatensalsa // 3,60 Euro
Ungarische Gulaschsuppe // 5,60 Euro
Karottensuppe mit Ingwer // 4,90 Euro
Veganer Schoko-Muffin // 2,50 Euro
Chorizo-Bagel mit Salat, Tomatensalsa, Tomaten und Oliven // 3,60 Euro
Cappuccino // 2,60 Euro
Grüner Smoothie (nach Tagesangebot) // 4,80 Euro
Saint Louis, Deutzer Freiheit 89, 50679 Köln, ☎ 0221/99756650, Öffnungszeiten:
Mo bis Fr 8-19 Uhr, Sa 9-18 Uhr
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