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Lieblingsort am HohenstaufenringMit oder ohne Filter bei der Coffee Gang

Lesezeit 2 Minuten

Julia Floß genießt ihren Kaffee bei The Coffee Gang.

Allein das Wort Filterkaffee sorgt bei mir für nervöses Augen- und Magenzucken. In meiner Familie wird Kaffee nicht bloß als morgendliche Beschleunigungsmaßnahme konsumiert, nein, er wird immer getrunken. Zu jeder Tages- und Nachtzeit steht eine große Thermoskanne bereit. Egal ob als Durstlöscher oder als komplementierendes Getränk zum Wurstbrötchen – Kaffee ist das Getränk der Stunde.

Der Geruch dieses lauwarmen Gebräus, der seit Stunden in der gummierten Kanne vor sich hin vegetiert, ist mein Proust'sches Madeleine. In diesen deutschen Beamten-Kaffee verirrt sich auch niemals ein Schlückchen Milch oder gar ein Würfel Zucker. Kaffee ist nur gut, wenn der Löffel quasi stehen bleibt: schwarz, bitter und vor allem sauer. Auf die Frage, ob ihre Mägen möglicherweise teflonbeschichtet seien, geben meine Eltern die immer gleiche Antwort: ein gutmütiges Lächeln und dieser „Komm du erstmal in unser Alter, Fräulein“-Blick.

„Kaffee ist eine Frucht“

Filterkaffee ist in der Koffein-Szene aber tatsächlich der neue heiße Scheiß. Coldbrew, slowbrew, Aero-Press – man könnte fast meinen, der Siebträger hätte bald ausgedient. Micki und Sina Assadi sehen das glücklicherweise anders. Die Inhaber der Coffee Gang lernten sich und die hohe Form der Kaffeekultur im fernen Australien kennen. „Kaffee ist eine Frucht. Es war unglaublich, plötzlich Blaubeer- und Erdbeertöne darin zu schmecken“, schwärmt Sina. Für dieses Geschmackserlebnis dürfen die Bohnen aber nicht überröstet werden, wie es seit Generationen landauf, landab üblich ist.

Die Coffee Gang lässt die Bohnen für ihren home blend (ihre Hausmischung) schonend hell rösten. Die drei Bohnenmischungen für den Filterkaffee wechseln regelmäßig. Jetzt bitte nicht genervt die Augen verdrehen, da wird nicht die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Bei der Coffee Gang wird niemand, der das nicht ausdrücklich möchte, in Vorträge über Röstgrade und Brühverfahren verwickelt. Man wird an der Theke nicht mit Fragen zu seinem üblichen Kaffee-Trinkverhalten gelöchert und kann problemlos Cappuccino und selbstgebackenen Käsekuchen ordern. Ganz Mutige stellen sich ihrem Kindheitstrauma und probieren kolumbianischen Filterkaffee, ohne Milch und Zucker. Der ist ganz mild, nussig, wenig bitter und einen Hauch schokoladig. Mir fehlte lediglich die Thermoskanne.

The Coffee Gang, Hohenstaufenring 19, Köln, ☎ 0221/78965641, Öffnungszeiten: Di bis Fr 8 bis 18 Uhr, Sa 9.30 bis 18 Uhr, So 11 bis 18 Uhr www.thecoffeegang.de

Julias Auswahl

Cappuccino // 2,40 Euro

Espresso // 1,80 Euro

Coldbrew // 3 Euro

Black Tonic // 3,50 Euro

Brewbar // Filterkaffee aus Kolumbien // 3,50 Euro

Cheesecake // 3,50 Euro

Zitronen-Karottenkuchen // 2,90 Euro

Granola mit Joghurt und Beerenkompott // 5,50 Euro

Sandwiches // 3 Euro

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