Restaurant im Belgischen ViertelKöstliche kalte Nudeln aus Xi'an bei „Chinburger“
- Unsere Autorin und Gastro-Expertin Julia Floss verrät uns gerne ihre Lieblingsorte in Köln.
- Einer davon ist das Restaurant Chinburger, das zunächst aber Fragen aufwirft.
- Um eine davon vorab zu beantworten: Das Lokal ist keine seelenlose Burgerbraterei, sondern bietet Spezialitäten aus Xi’an. Unter anderem kalte Nudeln.
- Ein Besuch in der Shaanxi-Küche.
Köln – In großen Neonbuchstaben leuchtet der Name „Chinburger“ über dem schmalen Imbiss in der Limburger Straße. Vor dem Eingang stehen ein paar Tische, mehr funktional als hübsch. Links daneben hängt ein Plakat mit der Aufschrift „Chinburger ist Botschafter der Shaanxi-Küche. Heimat von Präsident Xi.“ Rechts davon versperrt ein Werbebanner für selbstgezogene Nudeln den Blick auf die Küche, in der ein beschürzter Mann gerade Nudeln zieht.
Das „Chinburger“ wirft zunächst Fragen auf. Warum Burger? Warum diese Menge an Werbeplakaten? Während ich durch das Menü blättere, zeichnet sich so langsam eine Antwort ab: überambitioniertes Stadtmarketing. Auf beinahe jeder Seite ist etwas über den einzigartigen Geschmack der Xi’an-Küche zu lesen. Oder die tausendjährige Geschichte des Chinburgers. Oder die Geburtsstätte der Terrakotta-Armee. Die Idee, den Geschmack einer bestimmten Region zu vermarkten, ist super, die Umsetzung reichlich holprig. Umso besser, dass das Essen so gut ist.
Burger ist nur ein leckerer Nebendarsteller
Das „Chinburger“ ist keine seelenlose Burgerbraterei, sondern ein Restaurant für Spezialitäten aus Xi’an, der Hauptstadt der Provinz Shaanxi. Rou Ga Mo, wie der namensgebende Burger im Original heißt, ist allerhöchstens ein leckerer Nebendarsteller.
Das weiche Fladenbrot wird mit zartem, lange geschmortem Schweine-, Rind- oder Lammfleisch gefüllt. Das fluffige Brötchen hat die ideale Textur um sich schön mit der köstlich würzigen Sauce vollzusaugen. Das geschmorte Lammragout mit Paprika und Kreuzkümmel lässt jeden Burgerpattie im Regen stehen.
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Der eigentliche Hauptdarsteller ist allerdings die Nudel. Also das, was der nette Herr in der Schürze anmutig knetet, rollt, zieht, mit einem lauten Klatscher auf die Arbeitsplatte wirft, um mit der ganzen Prozedur wieder von vorne zu beginnen. Es gibt zwei Varianten. Die langen, schmalen Nudeln für die Suppe und Liang Pi, die sehr breiten, fast durchsichtigen Nudeln aus Reismehl. Diese werden klassisch kalt serviert. Kalte glibbrige Nudeln? Doch. Die wollen Sie. Versprochen. Dieses Dressing aus Sojasauce, Sesampaste, Knoblauch, Chili und Reisessig wird zusammen mit den Nudeln, frischen Gurkenstreifen und etwas Koriander zu einer aromatischen Epiphanie. Ich bin mir relativ sicher, dass ich irgendwo kurz einen Engelschor gehört habe.
Glückliches Schlürfen von den Tischen zu hören
Die Nudelsuppe aus Rindfleischbrühe wird in einer Art Badewanne serviert. Die Portion ist üppig. Ich entscheide mich für ganz zart gekochtes, sehr aromatisches Rindfleisch und ein Tee-Ei. Zusätzlich schwimmen knackiger Pak Choi und weißer Rettich in meiner Nudel-Wanne. Die Brühe schmeckt absolut solide und dient der Einlage als Würzbad. Glückliches Schlürfen ist auch vom Nebentisch zu hören. The Sound of Nudelsuppe.
Der Service im „Chinburger“ ist wahnsinnig freundlich und bemüht. Die Dame erklärt geduldig sämtliche Gerichte und Kombinationsmöglichkeiten. Es gibt sogar Empfehlungen, in welcher Reihenfolge die Reste der Nudelsuppe am nächsten Tag erwärmt werden sollen.
Fazit: Das „Chinburger“ ist ein wunderbarer chinesischer Ort – für Stadtmarketing und Nudelsuppe.
„Chinburger", Limburger Str. 5, 50672 Köln, Tel.: 0221/3842311118Öffnungszeiten: Mo-So 12-22 Uhrchin-burger.com
Julias Auswahl
Handgezogene Nudeln in Rinderbrühe mit Rindfleisch und Tee-Ei // 15,80 Euro
Chinburger mit Lammfleisch, Paprika und Kreuzkümmel // 7,90 Euro
Liang Pi mit Sesampaste // 6,80 Euro
Gurkensalat mit zerstampftem Knoblauch // 4,50 Euro
Geschmorte Aubergine // 10,90 Euro