Genießen in IslandJeden Tag Kaiserhummer schlemmen

Auch eine Köstlichkeit: Der herkömmliche, roter Hummer. Mit dem Kaiserhummer hat er jedoch wenig zu tun.
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Die Tiere und die tägliche Arbeit mit ihnen sind für ihn immer noch ein Luxus – obwohl Eiríkur Eiríksson jedes Jahr mehr als 15 Tonnen Kaiserhummer in seiner Küche verarbeitet: „Es ist einfach toll, jeden Tag mit diesem außergewöhnlichen Produkt zu kochen“, sagt Eiríksson, Mitinhaber und Küchenchef des Restaurants „Fjorubordid“ in Stokkseyri im Südwesten Islands, rund eine knappe Autostunde südöstlich von Reykjavik.
Das Lokal direkt am schwarzen Sandstrand ist neben dem Elfen- und Trolle-Museum eines der wenigen Ausgeh-Möglichkeiten in dem rund 500 Einwohner zählenden alten Fischerdorf. Den Vergleich mit der Großstadt-Konkurrenz braucht es dennoch nicht zu scheuen. Das zeigt auch die stetig wachsende Zahl an Gästen: Ursprünglich in den 1980er Jahren von einer Isländerin als kleines Café in einem ehemaligen Rettungsschuppen für Fischer gegründet, bietet das „Fjorubordid“ heute Platz für 280 Personen – also mehr als die Hälfte des ganzen Dorfes. Da das Restaurant jedoch auf mehrere Hütten verteilt ist, hat es seinen ursprünglichen Charme behalten.
Platz für 30 Personen
Und so kann man, während man im Innern des alten Rettungsschuppens, dem Herzstück des Restaurants, mit maximal 30 weiteren Personen an rustikalen Holztischen vor riesigen Töpfen voll Hummer sitzt und draußen das Meer rauschen hört, durchaus das Gefühl bekommen, tatsächlich bei einem isländischen Fischer zu Besuch zu sein. Zugegeben: Bei einem, der in Sachen Musik offenbar auf dem neuesten Stand ist. Aus den Boxen kommt ruhige Indie-Musik von Bands wie „Bon Iver“, „Arcade Fire“ oder „The National“.
Obwohl das Restaurant im Laufe seiner rund 30-jährigen Geschichte stetig gewachsen ist und mehrmals den Besitzer gewechselt hat – die Spezialität des Hauses ist seither dieselbe geblieben: Gebratener Kaiserhummer mit Knoblauchbutter, Zitrone und Babykartoffeln. Das Hummer-Menü, bestehend aus Hummer-Suppe, gebratenem Hummer und Dessert hat allerdings seinen Preis: 7750 Isländische Kronen, etwa 50 Euro. Dabei muss man bedenken, dass Essengehen in Island generell vergleichsweise teuer ist.
Wenig Gemeinsamkeiten mit dem roten Hummer
Und schließlich hat man als Mitteleuropäer in der Regel auch nicht häufig die Gelegenheit, frischen Kaiserhummer zu essen. Denn: Mit dem herkömmlichen großen, roten Hummer hat dieser nur bedingt etwas zu tun.
„Der Kaiserhummer, auch Kaisergranat oder Norwegischer Hummer genannt, ist kleiner, zarter und hat eine natürliche Süße“, erklärt Eiríkur Eiríksson. „Diese passt hervorragend zum Knoblauch und den nussigen Aromen der braunen Butter.“ Hierzulande wird Kaiserhummer meist nur in Dosen oder tiefgekühlt verkauft.
Doch auch wenn es für die Isländer einfacher ist, an frischen Kaiserhummer zu kommen, ist er für sie dennoch etwas Besonderes. „Es ist kein Gericht für jeden Tag“, sagt Eiríksson. Als Küchenchef seines Restaurants habe er allerdings das große Glück, dass das bei ihm anders aussehe, und er nicht nur den Luxus habe, ihn täglich zu verarbeiten – sondern auch zu essen.