Geschmackstest: Diese vier Gastronomien im rechtsrheinischen Köln sind einen Besuch wert.

Köln – Rübermachen macht aus Genuss-orientierter Sicht immer mehr Sinn. Die Bewohner von Kalk, Mülheim und Deutz wissen schon länger, dass viele Gastronomien den Besuch lohnen. Vier ganz unterschiedliche stellen wir hier vor.

Sünner Keller

Das große Lokal im ehemaligen Eis-Keller taugt zu Everybodie’s Darling. Die Gestaltung schafft den Bogen zwischen ortsauthentischer Handfestigkeit und urbaner Coolness. Die hausgemachte Getränkepalette toppt den Mainstream: Das Kölsch zeigt eh Kontur mit seiner leicht bitteren Note (1,50€); die Limos „Kölsches Wasser“ sind spitze, Sünner Dry Gin (2,40€/ 2,60€) und weitere Spirituosen probierenswert.

Das Essen ist absolut in Ordnung, günstig und für Riesen portioniert. Ein Aufgebot von 40 jungen Chinesen verschwand bei unserem letzten Besuch quasi hinter den Haxen in gleicher Gruppenstärke. Das gute Cordon bleu kriegt mit Schwarzwälder Schinken Herzhaftigkeit; Sünners Hähnchenpfanne mit Bratkartoffeln und Spiegelei (12,80/ 9,80€) sättigt zwei, verhindert aber den lockenden Kaiserschmarrn. Nächstes Mal.(Maria Dohmen)

Kalker Hauptstr. 260-262, 51103 Köln-Kalk, 0221/ 98557400Mo-Fr ab 16, Sa ab 12, So ab 11 Uhr (Brunch)www.suenner-keller.de

Kaffeesapiens

Häufig gehörter Satz in der Mittagspause: „Auf einen solchen Laden haben wir gewartet.“ Heißt vieles. Zum Beispiel, dass die Kaffeemanufaktur mit ihrem abgeriebenem Ehrenfelder Schick eine ästhetische Lücke in den Ex-Rheinhallen füllt.

Dass es endlich eine Auswahl von aufregenden Kaffeespezialitäten gibt wie den Flat White (3,40 €), Black Tonic (3,50 €) oder eben einem echt guten Kaffee Latte (2,90 €). Und dass man für wenig Geld sattsam korrektes Essen kriegt: die Suppen vom Kölner Regio-Resto „Metzger und Marie“, das Schokobananenbrot eines Düsseldorfer Start-Ups, das vom Supermarkt ausrangierte Bananen nutzt (2,30 €) oder schön Hausgemachtes, das zu dem zweiten sehr häufig gesagten Satz führt: „Den Nudelsalat, bitte.“ (3,50 €). Nicht nur was für die Mittagspause. Auch für alle Rechtsuferflaneure mit Appetit auf Gutes.(Ina Heinrichs)

Charles-de-Gaulle-Platz 1 50679 Köln-Deutz, 02 21/ 34 66 64 22Mo – Fr 8 – 17.30 Uhr, Sa 10 – 16.30 Uhrwww.kaffeesapiens.de

Kilim

Keupstraße, 20.43 Uhr: Gute Stimmung im Kilim. Der Grillmeister schaut angestrengt auf mein Handy. Meine Frau ist krank und hat per SMS bestellt. Nach zehn Minuten ist unser Grillgut fertig. Wiener Platz, 21.14 Uhr: Am liebsten würde ich sofort rechts ranfahren, so unverschämt gut duftet das Essen. Mein Antep Lahmacun Maydanoz Turp ve Limon (4,80 Euro) ist nach Urfa-Art zubereitet: pikant mit Zitrone und Rettich. Urfa, lese ich später, liegt im Südosten der Türkei. Hunderttausende Geflüchtete campieren dort.

Ich bin froh, dass es zumindest die Esskultur der Region bis nach Köln geschafft hat. Poll, 21.30: Meine Frau packt ihren Lammspieß in Lahmacun aus (8,40 Euro). Knuspriger Teig, frische Sourcream, zartes, rauchiges Lamm. Und der Lahmacun Urfa-Art? In Schärfe und Frische ein Erlebnis. „Noch nie so leckeres Gegrilltes gegessen“, sagt meine Frau zwischen zwei Bissen. Es geht ihr schon besser.(Michael Aust)

Vreiheit

Was dem Genussbürger hüben die Cafés Feynsinn oder Bauturm sind, leistet drüben in Mülheim das bio-zertifizierte Vreiheit mit einer Prise mehr Alternativatmo im hellen Lokal mit Gartenblick und sehr schöner Terrasse. Allen Geschwistern dieses Konzepts ist gleich, dass sie als Allrounder funktionieren: Gutes Frühstück, attraktiver Mittagstisch (hier für acht, neun Euro mit Softgetränkt inkl.), Kaffeekränzchen sowieso, auch Abends kann mit gewissem Anspruch gespeist werden.

Handgemachte Chia-Schwarzwurzelravioli mit Zitronenrahm und Parmesan sind mit 11,90€ fair im Preis, wenn auch übergroßzügig mit Säure bedacht. Der Gnocchisalat mit Tomatendressing und Halloumi (klein/groß 8,50/11,50€) – eigentlich nur Gnochhi mit Tomatensauce und mikroskopischem Käse-Einsatz. Lecker der Rhabarber-Ingwer-Punsch mit Zitronengras (3,80€).(Maria Dohmen)