Dubai-Schokolade ist die Süßigkeit der Stunde - befeuert durch einen Trend auf Social Media, für den es so wirklich keine Erklärung gibt. Eine ganz persönliche Abrechnung mit dem süßen Phänomen.
Hype um SüßigkeitIch will keine Dubai-Schokolade!
Alarmstimmung in Arabien: Die Ölvorräte gehen zur Neige. Und Wüstensand brennt schlecht. Was tun? Seit Jahrzehnten versucht man, mit künstlichen Inseln und Protzbauten ersatzweise eine Art Wüsten-Las-Vegas für leicht verzückbare Youtuber zu werden, bloß ohne Glücksspiel, Alkohol und Meinungsfreiheit. Trotzdem fliegt die „Generation Check 24“ in Scharen in die arabischen Selfie-Destinationen. Auf einen einzigen Einheimischen kommen in Katar, Dubai und Abu Dhabi inzwischen 136 Influencer.
Und auch die Suche nach neuen Bodenschätzen war erfolgreich: Nach dem Erdöl soll ein anderer Rohstoff langfristig den märchenhaften Reichtum der Region sichern, nämlich die sogenannte Dubai-Schokolade. Falls Sie sich das Recht herausnehmen, selektiv am allgemeinen Irrsinn teilzunehmen und einen großen Bogen der Vernunft um die sozialen Medien schlagen: Dubai-Schokolade ist der heiße Scheiß der Stunde, zu besichtigen in etwa 19 Milliarden Tiktok-Clips (Tendenz steigend).
Dubai-Schokolade als großer arabischer Exporterfolg
Dubai-Schokolade ist der größte arabische Exporterfolg seit Hadschi Halef Omar und das Alpha und Omega des Genusswesens im 21. Jahrhundert. Man darf sie aber nicht probieren, ohne ein Video darüber ins Netz zu stellen, sonst ist man offiziell out, weird, alt und mindestens so von gestern wie Wahlkampfsticker von Kamala Harris. Die Folgen des Hypes sind überall zu besichtigen: Übergewicht. Laut Statistischem Bundesamt wiegt einer von drei Deutschen inzwischen so viel wie die beiden anderen zusammen.
In unserer Nachbarschaft gibt es ein Lebensmittelgeschäft mit Migrationshintergrund, in dessen Schaufenster ein Schild klebt: „Wir haben Dubai-Schokolade.“ Ich sage mal so: Wenn das Zeug sogar in unserer putzigen Gemeinde angekommen ist, dann war es wirklich schon überall. Letztes Jahr haben wir alle Zauberwürfel gekriegt.
Dubai-Schokolade gehört schon jetzt zu den großen, geografischen Genussmittelerfolgen
Dubai-Schokolade ist mit grüner Paste gefüllt. Der Abbau der Masse geschieht per Tiefenbohrung in speziell gesicherten Dubai-Schokolade-Bergwerken. Der zähflüssige Rohstoff entstand vor Jahrmillionen durch massiven Druck im Erdkern, es handelt sich um die fossilen Überbleibsel geschmolzener, grüner Dinosaurier. Einmal im Monat legt die Organisation schokiexportierender Länder die Förderquoten fest. Die künstliche Verknappung treibt den Preis für eine Feinunze Dubai-Schokolade auf bis zu 900 Euro.
Ich dachte lange, es handle sich um Grünkohl oder Wasabi. In Wahrheit ist es eine Mischung aus Pistaziencreme, Sesammus (Tahini), Kadayif-Teigfäden (Engelshaar), gemahlenem Diamantenstaub, Blattgold, dem bei Vollmond gewonnenen Tau von den Spitzen einer Edelweißblüte und den zartbitteren Tränen einer liebeskranken Elfe. Für Sie getestet: Die Schokolade schmeckt insgesamt wie Schokolade mit Pistazien.
Die Dubai-Schokolade gehört schon jetzt zu den großen, geografischen Genussmittelerfolgen wie Frankfurter Würstchen, Belgische Waffeln, Schrobenhausener Spargel und Calenberger Pfannenschlag. Noch nicht auf dem Markt sind hingegen „Schokolade Erdnuss-Caramelsungen“ und „Milka Zartbitterfeld“.
Für mich gibt’s selbstverständlich nur eine Schokoladenspezialität, und das ist Toffifee. Aber man kann so gut wie alles in Schokolade tun, von Sauerkraut mit geschredderten Würstchen (Nürnberg-Schokolade) bis Schnitzelmus mit Kartoffelbrei (Wien-Schokolade). Ich wünsche auch viel Freude mit den Sorten „Milka Haselnuss Grünkohl Pinkel“ und „Ritter-Sport Vollmilch-Mett“, gefüllt mit ordentlich Hackfleisch halb-und-halb. Seien Sie nur vorsichtig, wenn auch diese Füllung grün ist. Schönes Wochenende!