„Männer machen mehr Bohei“Böttinger über Machogehabe und Wein als Gender-Thema
Köln – Frau Böttinger, Sie haben einen eigenen Weinberg mal als Ihren Traum vom Glück bezeichnet. Diesen Traum haben Sie mit manch prominentem Weinliebhaber gemeinsam. Ist der Weinberg der Schrebergarten für die Reichen und Berühmten?
Bettina Böttinger: Schöne Vorstellung, und dann eine FC-Fahne über allem! Ich habe aber doch nur eine Weinparzelle an der Mosel, gerade mal einen Hektar groß. Da kommen bei der Lese vielleicht 700 Flaschen heraus. Maximal. Und dann halt auch immer dieselbe Sorte. Also habe ich zu Reinhard und Beate Knebel, auf deren Hängen meine Parzelle liegt, gesagt: Ihr lest meine Reben mit, dafür kriege ich euren Wein mit Rabatt. Das ist ein guter Deal, finde ich – für uns beide.
Romana Echensperger: Gehen Sie auch selbst in den Wingert?
Böttinger: Nur wenn ein Fotograf dabei ist. Spaß beiseite: Allein das Wissen darum hat mein Verhältnis zum Wein und auch zum Wetter verändert. Ich bin näher dran. Ich bange immer ein bisschen mit meinen Winzern mit.
Wie kamen Sie überhaupt an Ihre Parzelle?
Böttinger: Das ist 20 Jahre her, eine lustige Geschichte. Ich war an der Mosel zu einer Ayurveda-Kur. Den ganzen Tag nur heißes Wasser und so. Aber ich kann stur sein und habe das zwei Wochen durchgezogen. Zwischendurch kam ein Vertreter vom Bernkasteler Ring zu mir. Der hatte auch den erwähnten Traum vom Glück vernommen und fragte: „Wollen Sie sich nicht an der Terrassenmosel einkaufen? Wäre eine schöne Werbung für uns.“ Das ganze Anbaugebiet, müssen Sie wissen, schwächelte damals. Also sind wir losgefahren, und ich habe mir das Ganze angesehen. Aber probiert habe ich nur Wasser.
Nicht im Ernst?
Böttinger: Doch. Ich war ja in meiner Ayurveda-Kur. Am Ende war mein Traum trotzdem wahr geworden – für einen sehr günstigen Preis. Ich habe quasi aus Wasser Wein gemacht. Seitdem stehe ich als stolze Besitzerin im Grundbuch, mit Flur-Gedöns und allem Pipapo. Eine Spitzenlage übrigens, Winninger Uhlen. Aber ich will kein Geld damit machen. Und schon gar nicht soll mein Name auf irgendeinem Etikett stehen.
Haben Sie über Ihre Familie eine Verbindung zu Wein bekommen?
Böttinger: Auf den Geschmack gebracht haben mich die besten Freunde meiner Mutter. Als ich 15, 16 war, nahmen sie mich öfter mit in ihren Weinkeller. Nicht sonderlich pompös, kein Château Latour weit und breit, aber gute Rheingauer und Elsässer Weine. „So, für heute Abend suchen wir beide jetzt gemeinsam eine schöne Flasche aus.“ Das hat mir gefallen. Zum 18. Geburtstag bekam ich dann die erste richtig gute Flasche Wein meines Lebens geschenkt: einen Eltviller Taubenberg aus dem Jahr 1971.
Echensperger: Oha, ein Jahrhundertjahrgang – eine Rarität!
Böttinger: Ja, die Flasche habe ich in meiner Studentinnen-WG weggeschlossen, damit ja keiner sich daran vergreift und sich eine Schorle mixt. Irgendwann habe ich sie ganz für mich allein leer gemacht. Heute würde ich so etwas Gutes nie ohne Freunde trinken.
Echensperger: Das passt zu unserem ersten Getränk, mit dem Sie jede gesellige Runde einläuten können. Der Sekt „Freundeskreis“ vom Sekthaus Krack, einem der neuen Spitzenerzeuger für Winzersekt. Sekt in Deutschland wurde ja lange stiefmütterlich behandelt: Hatte der Winzer einen schlechten Wein, sagte er: Macht nix, dann wird halt Sekt daraus.
Böttinger: Meine Mutter trank für ihr Leben gern Sekt. Für den Kreislauf, sagte sie immer. Das war ihr kleines Alibi. Außerdem hat sie steif und fest behauptet, sie möge keinen Champagner. Auch das war natürlich Quatsch. Der war ihr bloß zu teuer.
Wein hilft bei schlechter Laune und Stress
Kein Gespräch über Wein, das nicht irgendwann beim Geld landet. Wie preisbewusst sind Sie?
Böttinger: Wein wird ja gern als Prestigesache behandelt. Als ob ein Wein, der etwas hermacht, auf jeden Fall einen Haufen Geld kosten müsste. Ich achte schon auf das Preis-Leistungsverhältnis. Als ich voriges Jahr meinen Geburtstag gefeiert habe, habe ich den Gästen einen ganz tollen Rheingau-Riesling vom Weingut Himmel – der Name ist Programm – serviert: frisch, sauber, der Liter für sechs Euro. Alle waren begeistert. Ich gebe aber auch zu: Beim Rotwein ist es schwer, unter ein bestimmtes Preisniveau zu kommen. Selbst im Restaurant passiert es mir, dass ich einen roten Schoppen vorgesetzt bekomme und dann höflich sage: Ach, danke, ich hätte doch lieber ein Pils.
Echensperger: Kleiner Tipp: An die Theke gehen und schauen, wo sie den offenen Wein aufbewahren. Wenn er zum Beispiel auf der Kaffeemaschine steht, dann lieber Finger weg! Zum Thema Bier hat der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil in unserem Wein-und-Sein-Gespräch gesagt: Über Bier brütet man, Wein verleiht Flügel. Das habe ich mir sofort gemerkt.
Böttinger: Bier ist gegen den Durst, Wein gegen schlechte Laune.
Echensperger: Also, da würde ich im Extremfall doch auf Champagner pochen. Aus eigener Erfahrung! Im schlimmsten Liebeskummer einen Champagner, dann sagt man sich: Scheiß auf den Kerl! Das Leben geht weiter.
Böttinger: Ich bin ja ein großer Ortheil-Fan, müssen Sie wissen. Kennen Sie „Die Große Liebe“? Eine wunderbar leichte Liebesgeschichte, die in Italien spielt. Ständig denkt man: Oh, das geht schlecht aus mit den beiden. Aber jedes Mal folgt eine Wende zum Guten. Vor allem wird ohne Ende gegessen und getrunken.
Eine Obsession des Autors.
Böttinger: Obsessiv ja, aber schööön! Ach, ich merke, so langsam fange ich an zu relaxen. Da sehen Sie mal, wie einfach das bei mir geht.
Hatten Sie Stress heute?
Böttinger: Ich war seit morgens acht Uhr im Büro. Vorhin habe ich mich dann noch durch einen schlechten Film gequält, musste ich aus beruflichen Gründen anschauen. Ich sage jetzt nicht, welchen. Viele deutsche Filme können sich einfach nicht entscheiden, ob sie lustig, traurig, unterhaltsam oder tiefsinnig sein wollen. Das machen die Amis viel besser. Ich habe aber nicht bis zum Schluss geguckt, weil ich pünktlich hier sein wollte.
Dann wissen Sie doch gar nicht, wie er ausgeht.
Böttinger: Egal – es gibt bestimmt ein Happy End.
Wie viel muss ein guter Wein kosten?
Nochmal zurück zu den Weinpreisen. Wo liegt denn nun für Sie die Snob-Grenze?
Böttinger: Es gibt ja diese blasierten Affen… – Entschuldigung, das nehme ich zurück! Also, es gibt ja diese etwas eingebildeten Menschen, die sagen, man könne keinen Wein unter 20 Euro trinken. Das finde ich so doof, da fällt mir gar nichts mehr ein. Wenn man weiß, wie Wein entsteht, wie viel Arbeit es dafür braucht, würde ich sagen: Für sechs Euro können Sie es schaffen, einen sauberen Wein zu machen. Darunter nicht. Aber ich weiß, ich muss vorsichtig sein. 80 Prozent der Weine in Deutschland kosten unter drei Euro. Das erschreckt mich doch sehr.
Warum?
Böttinger: Weil es sich dabei nur um verschnittene Massenware handeln kann. Das ist eine Strafe Gottes. Eigentlich. Außerdem werden die Erzeuger für so billigen Wein ähnlich ausgepresst wie ihre Trauben. Das lehne ich ab. Die Deutschen geben sehr viel Geld für Autos aus. Sollen sie, nichts dagegen. Ich sage nur: Wieviel man sich etwas kosten lässt, ist auch ein Ausdruck von Wertschätzung. Und daran fehlt es im Umgang der Deutschen mit Lebensmitteln und eben auch mit Wein. Ich meine: Wieviel ist es mir wert, einen Abend mit Freunden bei einem guten Glas Wein zu verbringen? Und was darf die Flasche dann kosten? Wirklich nicht mehr als zwei Liter Superbenzin? Und mal ehrlich: Ab einem gewissen Alter haben sich die Menschen doch eh das meiste angeschafft. Die Wohnung ist voll, der Kleiderschrank, das Bücherregal. Warum nicht in Genuss investieren? Warum nicht sagen: An diesem Wochenende gönne ich mir einen guten Wein? Ich finde das sehr sinnvoll und kein bisschen versnobt.
Echensperger: Der Unterschied ist vielleicht der zwischen einem bloßen Getränk und einer Geschichte. Winzerweine stehen gegen den Trend der globalen Vereinheitlichung. Jedes Jahr liefert der Winzer ein anderes Produkt ab und eine individuelle Leistung, auf die er zu Recht stolz ist.
Böttinger: Wein mit Geschichte, das gefällt mir. Genau wie Wein als Lebensmittel – ein großartiges Wort! Ein Auto ist definitiv kein Lebensmittel.
Echensperger: Ich habe von Ihrem sozialen Engagement gehört. Deshalb habe ich einen Pfälzer Riesling vom Weingut der Lebenshilfe Bad Dürkheim mitgebracht. Ein Betrieb, der Menschen mit geistiger Behinderung in die Arbeit einbindet. Sie schneiden Trauben, keltern, alles Mögliche. Mich hat die Gemeinschaft sehr berührt, und die Weine finde ich sehr gut.
Böttinger: So etwas finde ich großartig! Wein hat wesentlich mit Gemeinschaft zu tun. Essen und Trinken verbindet. Gerade für mich als gesellige Rheinländerin gibt es kaum etwas Schöneres. Das hat fast etwas Religiöses: sich an den Tisch setzen, sich eingeladen und willkommen geheißen fühlen, das Mahl teilen. Den Gedanken der Einladung habe ich auch von zu Hause mitbekommen. In meiner Familie wurde gern gegessen und getrunken. Nicht hochpreisig, Delikatessen gab es in meiner Jugend nur zu hohen Feiertagen.
Kindheit und Verhältnis zur Familie
In welchen Verhältnissen sind Sie groß geworden?
Böttinger: Mein Vater kam aus gutbürgerlichem Haus, meine Mutter eher aus kleinen Verhältnissen. Aber sie war die Intelligentere. Und sie hatte den schärferen Witz, weil sie das härtere Leben gehabt hatte. Wir haben immer viel geredet, heiß diskutiert. Der Austausch war wichtig. Mit einer wesentlichen Einschränkung: nichts Persönliches! Null. Über Politik konnten wir uns fetzen. Aber wir haben nie über unser Innerstes gesprochen. Ich hätte mich zum Beispiel niemals getraut, meine Eltern zu fragen, wie sie sich kennen- und liebengelernt haben.
Tut Ihnen das leid?
Böttinger: Sehr. Das Sterben meiner Mutter war deshalb ein besonders schwieriger Prozess für mich. Weil viel zwischen uns unausgesprochen war. Wir haben uns sehr geliebt, waren sehr aufeinander bezogen, aber es war nie einfach. Glücklicherweise ist meine Mutter sehr alt geworden, 82 Jahre. Was keiner gedacht hätte, weil sie ihr Leben lang Tuberkulose hatte – eine Spätfolge der Kriegszeit. In meiner Kindheit sagten alle: Hoffentlich lebt die Mami noch ein bisschen. Super – für ein kleines Mädchen! Wir hatten dann noch eine sehr lange Zeit miteinander. Aber es ist immer etwas offengeblieben. Da sind wir auch wieder beim Thema Wein.
Wieso?
Böttinger: Wir brauchten einen Schluck, um wenigstens ein bisschen zu entspannen. Ihre letzten Lebensjahre hat meine Mutter in einem Altersheim verbracht. Wenn ich sie besuchte, sagte sie : „Mach uns mal ’ne Flasche Wein auf!“ Das nahm die Angst, vor allem vor ihrer Luftnot. Sie hatte kleine Weingläser aus dünnem Glas, ohne Stiel. Sehr fein. Meine Mutter war eine große Ästhetin. Nach einem Gläschen traute sie sich, etwas aus sich herauszugehen. Oder wir gingen essen. Sie sehen, das ist bei mir so angelegt – nicht genetisch, aber in der emotionalen Prägung: Wer sich etwas Gutes tun will, geht essen und trinkt einen Wein. Wenn ich selber in der Küche stehe, gehört ein kleines Glas Wein dazu, genau so eines von der Sorte, wie meine Mutter sie hatte.
Wenn Gefühle und Beziehungsthemen tabu waren, wie gingen Ihre Eltern dann damit um, dass Sie eine Frau lieben?
Böttinger: Das war schon sehr schwierig – es zu sagen und als Paar offen zu leben. Zumal das ja bereits ein paar Jahre her ist. Heute erlebe ich eine ganz andere Generation von Frauen, die Frauen lieben: viel selbstbewusster, zahlreicher auch in der Öffentlichkeit. Und ich denke: Wow!
Fühlen Sie sich als Wegbereiterin für die Generation nach Ihnen?
Böttinger: Ich sehe es für mich überhaupt nicht so, und ich wollte auch nie, nie, nie die Fernseh-Lesbe vom Dienst sein. Aber ich bekomme oft Post von Frauen, die mir schreiben: „Klasse, was Sie gemacht haben – auch für uns.“
Echensperger: Meine Kollegin Melanie Panitzke, bei der wir heute zu Gast sind, hat zum Schluss einen Rosé für Sie ausgesucht. Mögen Sie Rosé?
Böttinger: Um ehrlich zu sein, ich kenne keinen deutschen Rosé, der mir richtig gut schmeckt. Vielleicht bin ich verdorben, seit ich vor gefühlt tausend Jahren im Bandol war und diesen wunderbaren, kräftigen Rosé getrunken habe.
Echensperger: Ich hoffe, der Rosé vom Weinhaus Schumann wird Sie vom Gegenteil überzeugen. Es ist ein trocken ausgebauter und kräftiger Rosé, der nicht einfältig fruchtig daher kommt, sondern richtig komplex. Er sollte daher auch eher zum Essen getrunken werden. Sie erwähnten, dass Sie kochen.
Böttinger: Sehr gerne, und meine Frau sagt sogar, sehr gut. Aber ich mag nur die einfachen, klaren Gerichte. Ambitionierte, filigran-raffinierte Rezepte überfordern mich.
Echensperger: Ein guter Rosé ist als Weinbegleiter ein Joker. Wenn Sie mal nicht wissen, was Sie zu einem Gericht servieren sollen – Rosé passt immer. Mit Tomaten etwa haben alle anderen Weine es schwer. Rosé ist die Rettung.
Böttinger: Danke für den Tipp!
Genderrollen und Machogehabe
Da fachsimpelt nun eine Sommelière, die gerade „das ultimative Weinbuch nur für Frauen“ geschrieben hat, mit einer stolzen Weinparzellenbesitzerin über den Wein einer Winzerin – das riecht doch alles sehr nach Gender.
Böttinger: Frauen sind in dem Metier auf dem Vormarsch. Das mag bei den Winzern mit einer Häufung an Betriebsübergaben zu tun haben. Da findet gerade ein Generationenwechsel statt. Aber Frauen haben es nach wie vor nicht leicht. Als bei den Knebels an der Mosel der Mann Reinhard plötzlich starb und seine Frau Beate alles übernehmen musste, weil ihre Jungs noch zu klein waren – da war das für sie unter den Kollegen nicht so richtig gemütlich. Sie musste sehr um ihren Platz kämpfen und „ihren Mann stehen“.
Echensperger: Im Wort Weinbauer schwingt das noch mit. Früher war es halt nicht vorgesehen, die Töchter als Erbinnen zu bedenken. Maggie Henriquez, die Chefin des prestigeträchtigen Champagnerhauses Krug, hat unlängst zu mir gesagt: Weißt du Romana, wir müssen unseren Töchtern beibringen, dass sie nicht mehr in erster Linie geliebt, sondern respektiert werden wollen. Das ist für Frauen die wichtigste Lektion. Wie erleben Sie das als Chefin einer eigenen Produktionsfirma?
Böttinger: Einer sehr kleinen Firma. Da wird das Miteinander großgeschrieben. Wir haben, finde ich, eine sehr gute Atmosphäre. Für meine Begriffe manchmal fast zu lässig. Da wird es schwierig, wenn man glaubt, autoritär werden zu müssen. Wollte ich heute als Chefin andere Saiten aufziehen, würde das nicht funktionieren. Zu spät! – muss ich sagen. Wie ist es für Frauen in der Gastro-Szene?
Echensperger: Schwierig. Beim Arbeiten lassen die Männer uns ran, aber wenn das Brot verteilt wird, sitzen wir nicht mit am Tisch, um es bildlich auszudrücken. Das ist ein Grund, warum ich ausgestiegen bin. Auf diese Geschlechterhierarchie hatte ich keine Lust mehr. Zudem sind Männer in unserem Metier oft so verkniffen. Die können stundenlang über einem Glas schnüffeln, während ich schon längst denke: Mensch, komm, jetzt trink doch endlich! Frauen sind da entspannter.
Böttinger: Männer machen einfach mehr Bohei. Ich sage schon wieder Entschuldigung, Herr Frank, aber so ist es einfach.
Was soll ich sagen? Ich bin hier eh krass in der Unterzahl. Und ich will Ihnen natürlich nicht das Schwelgen in Klischees vermiesen.
Echensperger: Irgendwann habe ich damit zu spielen begonnen. Man kann sich als Frau in der Gourmet-Gastronomie ja so wunderbar blöd stellen.
Böttinger: Als Gast oder als Mitarbeiterin?
Echensperger: Als Sommelière. Einmal hatte ich das Bild von einem Macker zu bedienen. Der hatte so eine junge Begleiterin und tat vor ihr wahnsinnig großkotzig. Ich bringe ihm einen Rotwein. Sagt er: Schon eine tolle Rebsorte, dieser Avignonesi. – Klar, stand ja auf der Flasche.
Böttinger: Aber so heißt doch keine Sorte, sondern ein berühmtes Weingut in der Toskana.
Echensperger: Eben. Sage ich also zu ihm: Toll! Es gibt nicht viele Leute, die so eine Ahnung von Wein haben wie Sie.
Böttinger: Sie können ja richtig böse sein!
Echensperger: In dem Fall ja, und ich hatte einen diebischen Spaß dabei.
Böttinger: Darauf trinken wir!
Das Gespräch führten Joachim Frank und Maria Dohmen
Sieben Fragen an Bettina Böttinger
Wann darf für Sie ein Wein auf keinen Fall fehlen?
Bettina Böttinger: „Zu einem guten Essen nicht, und auch nicht, wenn es etwas zu feiern gibt.“
Wann ist Wein tabu?
Böttinger: „Tagsüber bei der Arbeit. Im Urlaub hingegen schaue ich, wie spät es ist, und sage: ´Oh, schon 13 Uhr! Dann kann’s ja losgehen.´“
Ein besonders schönes Erlebnis mit Wein?
Böttinger: „Nein. Da geht es mir wie bei der Frage, ´wer war in Ihrer Sendung der liebste Gast?´. Ich habe ungezählte interessante Gespräche mit interessanten Gästen geführt. Meistens erinnere ich mich besonders begeistert an die jeweils letzten. Aber ich mache keine Hitliste. Von meinen Gästen nicht und auch nicht von meinen Weinen.“
Welcher Wein hat Sie zuletzt begeistert?
Böttinger: „Moment, ich muss nachsehen. Das steht in meinem Merkheft für Genuss und Lustbarkeit: ein 2014er Elsässer vom Weingut Hausherr in Eguisheim. Ein Geschenk von Harald Krassnitzer. Fantastisch!“
Was ärgert Sie in Zusammenhang mit Wein?
Böttinger: „Wenn ein Sommelier im Restaurant auf Chi-Chi und Etepetete macht.“
Ihr Lieblingsessen mit dem passenden Wein?
Böttinger: „Die Entscheidung fällt mir schwer. Aber ich lege mich mal fest und sage: Lamm mit einem deutschen Spätburgunder.“
Welchen Wein haben Sie zuletzt verschenkt?
Böttinger: „Ich glaube, tatsächlich einen Riesling vom Weingut Knebel an der Mosel, wo ich meine eigene Weinparzelle habe – als Mitbringsel für zwei alte Freundinnen in Berlin.“
Zur Person
Bettina Böttinger, geboren 1956 in Düsseldorf, lebt mit ihrer Frau in Köln und in der Eifel. Sie wurde vor allem durch ihre Talkshows bekannt. Böttinger ist aber auch Chefin der Produktionsfirma Encanto. Am 3. Juli startet im WDR Fernsehen die Reihe „Böttingers Bücher“ (22:40 Uhr), einer der ersten Gäste ist der Autor Hanns-Josef Ortheil.
Romana Echensperger ist Master of Wine, Magazin-Kolumnistin und Buchautorin („Von wegen leicht und lieblich: Das ultimative Weinbuch nur für Frauen“). Im Kölner Restaurant „Wein am Rhein“ kamen zwei echte Wein-Enthusiastinnen zusammen, zeitweilig komplettierte Melanie Panitzke, Sommelière des Hauses, die Runde.