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Kleines Gemüse mit viel PowerSo züchten Sie Microgreens auf dem eigenen Balkon

Lesezeit 6 Minuten
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Gärtnern auf dem Balkon? Ist gar nicht so schwierig. Unsere Expertin verrät, wie es geht.

  1. In Microgreens wie Kresse, Erbsen oder Rettich sind voller Nährstoffe und Vitamine.
  2. Sie zuhause auf dem Balkon anzupflanzen ist gar nicht so schwierig und auch für Anfänger geeignet.
  3. Unsere Expertin Manuela Rüther erklärt Schritt für Schritt, wie Sie die Microgreens züchten.
  4. Von der richtigen Saat, über den besten Topf bis hin zum perfekten Platz auf dem Balkon.

Köln – Ein paar Dinge gilt es zu beherzigen, aber der Aufwand ist überschaubar und das Risiko, dass es nicht funktioniert, ist gering: Bei der Zucht von Microgreens sind die wichtigsten Faktoren die Auswahl des Saatguts, die richtige Erde, ein guter Standort und die tägliche Pflege. Für die ersten Experimente braucht man nicht mehr als ein paar Blumentöpfe aus Plastik oder Terrakotta mit Drainage-Löchern, zudem einen kleinen Sack Anzuchterde und Saatgut in Bioqualität.

Empfehlenswerte Leaves für den Start sind Erbsen, alle Kressesorten, Grünkohl, Mizuna, Radieschen, Rettich, Linsen oder Rübstiel. Sie keimen allesamt gut und zuverlässig, sind anspruchslos und pflegeleicht und wachsen schnell. Die Pflanztöpfe können prinzipiell jede Größe haben. Bereitet man Rezepte für vier Personen zu, hat sich ein Durchmesser von etwa zwölf Zentimetern als passend erwiesen. Empfehlenswert sind auch die eckigen Plastiktöpfe, in denen üblicherweise junge Pflänzchen verkauft werden. Möchte man größere Mengen Leaves anbauen, nimmt man längliche Blumenkästen.

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Wie viel Erde, welcher Samen, was ist der richtige Topf? Unsere Expertin verrät, wie Sie zuhause micro-gärtnern können.

Saatgut gleichmäßig verteilen

Zunächst beschriftet man die Töpfe, damit man später weiß, welche Sorten dort wachsen. Ich verwende einfache, selbstklebende Etiketten, da sie günstig und praktisch sind. Alternativ kann man alle möglichen, dekorativen Schildchen basteln, die man später in die Leaves steckt – Hauptsache, man behält den Überblick. Nun füllt man die Töpfe bis knapp unter den Rand mit Erde und drückt die Oberfläche ganz leicht an, so dass sie möglichst glatt ist. Keinesfalls zu fest drücken, denn das würde den Boden zu sehr verdichten und das Keimen erschweren.

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Die Samen zu beschriften ist wichtig, um den Überblick nicht zu verlieren.

Das steckt in Microgreens

In unterschiedlichen Zusammensetzungen enthalten Leaves vor allem Mineralstoffe und Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe, Enzyme, Vitamine, teilweise mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Proteine, Ballaststoffe und Chlorophyll.Vitalstoffe sind wichtig für das Zellwachstum, die Erneuerung von Haut, Knochen, Muskulatur, Blutkörperchen und Nerven sowie für die Bildung von Sekreten und Botenstoffen. Mineralstoffe und Spurenelemente sind lebensnotwendige anorganische Nährstoffe, die der Organismus nicht selbst herstellt.Sekundäre Pflanzenstoffe können den Blutdruck senken und Thrombosen vorbeugen, den Blutzuckerspiegel regulieren, das Immunsystem anregen und den Cholesterinspiegel senken. Sie können hormonähnlich, entzündungshemmend, antioxidativ und antibakteriell wirken. Ballaststoffe vergrößern unser Nahrungsvolumen, ohne dabei den Energiegehalt zu steigern.

Das Saatgut verteilt man gleichmäßig auf der Erde. Es kann ruhig etwas enger liegen, da die Leaves ja schön dicht wachsen dürfen. Es sollte aber keinesfalls übereinander liegen. Auf einen runden Topf von zwölf Zentimeter Durchmesser rechne ich 1,5 Esslöffel Radieschensamen. Radieschensamen sind im Vergleich zu anderen mittelgroß. Es ist schwierig hier eine pauschale Angabe zu machen, da die Samen der einzelnen Pflanzen unterschiedlich groß sind.

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Wärme und Wasser sind wichtig für den Keimprozess.

Zum Keimen brauchen die Samen zunächst nur Wasser, Wärme und Sauerstoff. Das Wasser weicht die Schalen des Samenkorns auf. Enzyme bauen die im Samen enthaltenen Nährstoffe ab und verstoffwechseln diese. So werden neue Zellen in Form von Keimblätter und Wurzeln gebildet. Über die Wurzeln kann die Pflanze nun mit Wasser und lebensnotwendigen Nährsalzen aus der Erde versorgt werden. Über die Blätter bekommt sie Sauerstoff und Licht und kann so Photosynthese betreiben.

Ohne Wasser kein Stoffwechsel

Wichtig ist, dass die Samen während des Keimvorgangs feucht gehalten werden, denn ohne Wasser kein Stoffwechsel und keine Keimung. Deshalb bietet es sich an, die Samen zunächst mit einer Blumenspritze ordentlich zu bespritzen, sie dann mit einer gleichmäßig dünnen Schicht Erde zu bedecken und wiederum zu besprühen. Je nach Wetter und Temperatur befeuchte ich die Keimlinge so in der ersten Zeit ein bis zweimal täglich. Das Sprühen mit der Blumenspritze hat den Vorteil, dass die Erde nicht von den Samen geschwemmt wird. Zu gießen beginne ich frühestens, wenn die Keimlinge nach drei bis fünf Tagen herauskommen.

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Wie viel Wasser die Pflanzen brauchen, ist ganz unterschiedlich und hängt von Sorte, Witterung, Jahreszeit und Standort ab. Man muss mit der Zeit sein eigenes Maß finden. Es tut den Leaves aber gut, wenn man regelmäßig, möglichst zur gleichen Tageszeit nach ihnen schaut und – falls nötig – gießt. Sie sollten weder austrocknen, noch zu feucht stehen. Gerade zu viel Feuchtigkeit führt zu Schimmel und Fäulnis. Keinesfalls sollten die Töpfe längere Zeit im Wasser stehen, da dieses gerade im Sommer schnell faulig wird. Licht spielt übrigens während der ersten Tage eine untergeordnete Rolle, weshalb meine Pflanzen in der Zeit bis zur Keimung an einer schattigen und weniger hellen Stelle des Balkons stehen. So trocknen sie nicht aus.

Leaves kurz über der Erde abschneiden

Nach frühestens drei bis vier Wochen lassen sich dann langsam die ersten Laubblätter sehen. Das geht im Sommer recht schnell, bei geringeren Temperaturen wartet man schon mal etwas länger. Die Laubblätter unterscheiden sich deutlich von den herzförmigen Keimblättern und ähneln den Blättern der ausgewachsenen Pflanze. Zunächst sind sie noch zu klein für die Ernte. Aber sobald sie eine adäquate Größe haben, kann man ernten. Mit der Schere oder einem Messer werden die Leaves kurz über der Erde abgeschnitten.

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Die perfekte Größe zum Ernten.

Waschen kann man nach Wunsch, es ist in der Regel aber nicht nötig. Die Pflanzen sind sehr genügsam, so dass man keinesfalls alle Blättchen sofort schneiden muss. Bei guter Pflege wachsen sie ein bis zwei Wochen langsam weiter, sind aber immer noch wunderbar zart und aromatisch. Wenn man möchte, kann man einige Pflanzen vereinzeln und in Blumentöpfen oder im Hochbeet weiterziehen. Das funktioniert bestens.

Beste Aufbewahrung ist der Blumentopf

Sollte es einmal nötig sein, längere Zeit vor der Verwendung zu ernten, kann man die Leaves in feuchtes Küchenkrepp wickeln und in einer verschlossenen Plastikdose im Kühlschrank aufbewahren. So halten sie sich maximal ein bis zwei Tage. Man muss sich allerdings bewusst sein, dass dabei wichtige Inhaltstoffe verloren gehen. Und dass die beste Aufbewahrung der Blumentopf ist. Einige besonders würzige Sorten wie Basilikum, Fenchel oder Bockshornklee lassen sich sogar konservieren, sprich trocknen, zu Würzsalzen, Pestos oder Buttermischungen verarbeiten oder in Essig oder Öl einlegen.

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Die beste Aufbewahrung für die Pflanzen ist immer noch im Topf.

Je nach Jahreszeit wachsen Microgreens draußen oder drinnen. Generell vertragen die Keimlinge direktes Sonnenlicht stundenweise sehr gut. Sie sollten – gerade im Hochsommer – aber nicht den ganzen Tag in der Sonne stehen. Falls ihr Balkon nach Süden ausgerichtet ist, kann ein Sonnensegel oder ein Schirm für Schatten sorgen. Natürlich ist die Aussaat der Pflänzchen in der entsprechenden Saison auch im Freiland möglich – bestenfalls im Mai und Juni.

Wichtig für die Keimung: Die Temperatur

Im Winter empfiehlt sich der Anbau in Töpfen, die an einem hellen, eventuell sonnigen Fenster stehen. Während des Keimprozesses spielt Licht keine große Rolle, weshalb die Töpfe während dieser Tage auch schattig stehen können. Ich habe auf meinem winzigen Balkon beispielsweise ein Weinkistenregal gebaut, in dem die gerade eingesäten Töpfe weiter unten stehen. Sobald die Keimlinge zu sehen sind, stelle ich die Töpfe an lichtere Plätze. So kann man gleichzeitig gerade eingesäte Samen, Pflanzen im Keimstadium und erntefähige Leaves haben – auch wenn man nicht allzu viel Platz hat.

Wichtig für die erfolgreiche Keimung kann jedoch die Temperatur sein: Ich habe mich anfangs gewundert, warum Fenchel und Basilikum auf dem kühlen Frühjahrs-Balkon einfach nicht keimen wollen. Die Antwort ist, dass sie zu den Wärmekeimern gehören, die erst ab 16 Grad keimen.

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Die richtige Stelle für die Micorgreens auf dem Balkon zu finden, ist manchmal gar nicht so leicht.

Haben es die Keimlinge aus der Erde geschafft, sind sie unterschiedlich anspruchsvoll. Amaranth und Basilikum beispielsweise brauchen viel Licht zum Wachsen. Stelle ich sie zu weit hinten auf den Balkon, verkümmern sie regelrecht. Andere sind weniger anspruchsvoll: Rübstiel, Kresse, Radieschen und Grünkohl wachsen auch bei weniger optimalen Lichtverhältnissen.