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Nach Beyond MeatIst der neue Wonder-Burger von Aldi eine „vegane Sensation”?

Lesezeit 4 Minuten
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Soll schmecken wie Fleisch: der neue Wonder Burger von Aldi Süd.

  1. Der Hype um den veganen Beyond-Meat-Burger ruft immer neue Nachahmer hervor. Ab dem 7. August verkauft Aldi Süd den Wonder Burger, vollmundig als „vegane Sensation” gepriesen.
  2. Die Aldi-Patties sind mit 2, 99 Euro für zwei Stück immerhin deutlicher günstiger als die Beyond-Meat-Variante.
  3. Aber halten die Wonder Burger auch das, was versprochen wird? Überzeugen sie selbst „eingefleischte Burger-Fans”?
  4. Unser Testbericht.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der neue vegane Wonder Burger von Aldi ausgerechnet von einem Fleisch-Unternehmen mit jahrhundertealter Tradition hergestellt wird – der Firma Ponnath aus der Oberpfalz. Soja kennt man in der Tier-Industrie natürlich schon längst: als Futter für Rinder zum Beispiel, aus denen später „echte” Burger hergestellt werden. Neu ist, dass dort, wo sonst Tiere im Akkord geschlachtet werden, jetzt aus Sojaprotein, Kokosöl und Maisstärke fleischlose Burger produziert werden. Allerdings macht das Fleisch-Unternehmen Rügenwalder Mühle schon seit Jahren vor, dass sich mit Fleischersatz-Produkten sehr gute Umsätze erzielen lassen – und sich ganz nebenbei auch das schlechte Image als industrielles Fleisch-Unternehmen aufpeppen lässt. Darf man das?

Solche moralischen Erwägungen mal beiseite: Für Vegetarier und Veganer ist die derzeitige Entwicklung mehr als erfreulich. Viele dürften sich verwundert die Augen reiben, dass 1) der Hype um den veganen Beyond-Meat-Burger aus den USA derart gewaltig war beziehungsweise ist und 2) immer neue Nachahmer innerhalb kürzester Zeit hervorruft.

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So sieht der neue Wonder Burger in den Filialen aus.

Zur Erinnerung: Als Lidl den bis dahin nur im Internet, in der Metro oder bei einigen Burger-Läden in Köln verkäuflichen Patty im Juni für kurze Zeit anbot, war das Produkt in den meisten Filialen innerhalb von Minuten ausverkauft. Neben dem Werbe-Effekt für Lidl rief die Aktion darum auch einen Shitstorm verärgerter Kunden hervor. Lidl brachte anschließend mit einem eigenen Burger namens „Next Level Meat“ heraus – produziert übrigens von einem Hühnerfleisch-Unternehmen.

Nun zieht auch Aldi Süd nach – mit dem optisch sehr nett verpackten Wonder Burger, den es eigentlich ab dem 5. August in sämtlichen Filialen geben sollte. Wegen einer „Lieferverzögerung“ hat sich der Termin um zwei Tage nach hinten auf den 7. August verschoben, wie der Konzern auf Anfrage mitteilt. Der Burger wird – nicht eben bescheiden – als „vegane Sensation” beworben, die auch „eingefleischte Burger-Fans“ überzeuge.

Wie also schlägt sich der Wonder Burger im Test – gerade auch im Vergleich mit der gehypten Beyond-Meat-Variante?

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Der neue Aldi-Burger ist zunächst einmal deutlich günstiger, zwei Patties gibt es bereits für 2,99 Euro. Mindestens das Doppelte ist für die amerikanische Variante auf den Tisch zu legen. Der Wonder Burger ist kleiner, dafür aber dicker als das amerikanische Original. Auf dem Grill hat das den Nachteil, dass er beim Test in der empfohlenen Zubereitungszeit (je drei Minuten pro Seite) nicht ganz durchgebraten ist. Das „rohe“ Innere erinnert hinsichtlich der Konsistenz dann zwar tatsächlich erstaunlich an Mett – was allerdings in einem Burger nichts zu suchen. Mit einer längeren Bratzeit dürfte das Problem allerdings behoben sein. Insgesamt ist die Konsistenz des Wonder Burgers tatsächlich ziemlich fleischähnlich.

Während die Beyond-Meat-Patties aus Erbsenproteinen hergestellt werden, wird der Wonder Burger aus Sojaproteinen gemacht – und diese Hauptzutat sorgt (neben der anderen Würzung) für einen deutlichen geschmacklichen Unterschied. In der vierköpfigen Testgruppe gehen die Meinungen allerdings auseinander, welcher Burger geschmacklich besser wegkommt: Während Würzung und Aroma des Wonder Burgers teilweise als „billiger“ und darum vergleichsweise weniger gut empfunden wird, bewertet eine Testesserin den Wonder Burger sogar in sämtlichen Kategorien besser als den Beyond Meat-Burger.

Einig sind sich alle, dass das Geschmacks-Erlebnis eines in der Pfanne mit Öl angebratenen Wonder Burgers besser ist als auf dem Grill, auch was die dann krustigere Konsistenz der Oberfläche angeht, die auf dem Test-Grill gar nicht zustande kommt.

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Links der neue Aldi-Burger, rechts das größere, flache Beyond-Meat-Patty

Ohne zusätzliches Öl ist der Wonder Burger auch für Kalorienbewusste zu empfehlen: Mit 202 Kalorien enthält der Wonder Burger bei gleichem Gewicht fast ein Drittel weniger Kalorien als der Beyond Meat Burger.

Fazit: Geschmacklich reicht der Wonder Burger nicht ganz an die Qualität des Beyond Meat-Burgers heran, vom Fleischgeschmack ist er noch deutlicher entfernt als die Variante aus den USA. Das offenbart sich deutlich beim Test des Patties pur, relativiert sich allerdings, wenn der Burger als Ganzes mit Brot, Ketchup, Röstzwiebeln, Tomaten und Salat zusammen verzehrt wird. Die Konsistenz hingegen dürfte auch für die „eingefleischten Burger-Fans” zufriedenstellend sein. Wem der fleischähnliche Geschmack also nicht wahnsinnig wichtig ist, dem empfiehlt sich der Wonder Burger definitiv als umweltschonende, tierfreundliche – und günstige – Alternative zu Rindfleisch-Burgern.

Die Zutaten im Wonder Burger:

Trinkwasser, texturiertes Sojaproteinkonzentrat, Kokosöl, Sojaprotein, Aromen, Maisstärke, Verdickungsmittel: Methylcellulose, Speisesalz, Dextrose, Flohsamenschalen, Inulin, Rote Bete Extrakt (für die Färbung).