Restaurant in Köln: Das „Sonder“ in der Lindenstraße erinnert an den letzten Portugal-Urlaub

Köln – Warmer Asphalt, Stimmengewirr, Kioskbier und Wein aus Plastikbechern, Picknickdecken, gerötete Gesichter und nackte Füße, zwei Gitarristen klimpern Flamenco, auf Einweggrills kokeln Paprikaschoten, der Schein der Lichterketten legt den Weichzeichner über die Szene. Stadtsommer – tagsüber kaum zu ertragen, nachts die schönste Zeit im Jahr (außerhalb von Dachgeschosswohnungen!).

Peruanisches Restaurant in Köln

Echte Ceviche statt Burrito und Taco

Auf dem Weg nach Hause bleibt mein Blick an einer außergewöhnlich schönen Terrasse hängen. Weiß getünchtes Mäuerchen, die Gäste sitzen auf zwei Ebenen umringt von Grünpflanzen, auf den Tischen stehen dicke Blockkerzen und Weinkühler. Fehlen nur noch gegrillter Fisch, Korkeichen und Zikadengesänge und der letzte Portugalurlaub wurde eins zu eins in der Kölner Lindenstraße nachgebaut.

Kleine Karte, großer Traum

Der Blick auf die Karte verrät, das sieht nicht nur hübsch aus, hier ist ein erfahrener Gastronom am Werk. Keine Putenstreifen, kein Champignionrahm, kein argentinisches Rumpsteak, sondern kleine Karte, ausgewählte Zutaten, kreative Gemüseküche, Abwechslung. Christian Bauer erfüllte sich mit seinem „Sonder“ einen lange gehegten Traum. Über Jahre beobachtete er das Kommen und Gehen im Ladenlokal mit den schönen Terrassen und plötzlich war sie da, die Chance auf das Unmögliche.

Mit Hilfe seines Geschäftspartners, der zufällig eine fabelhafte Interieur-Boutique im Belgischen Viertel betreibt, verwandelte er das Ecklokal in ein wunderschönes Restaurant. Zimmerpflanzen, Kunstdrucke und das Porzellan sollten möglicherweise angeklebt werden, damit die Kundschaft (inklusive Schreiberin) nicht auf dumme Gedanken kommt.

Frühstück an Wochenenden

Bei so viel Lobhudelei ob der Ästhetik, darf das Wichtigste nicht fehlen. Das Ofengemüse mit Rote-Bete-Püree und Walnuss-Krokant ist ein wunderbarer Gemüseteller voller Aromen und Texturen. Der Saibling mit Kräuterbuttermilch und frischer Gurke passt hervorragend in diese lauen Abende. Pulpo-Salat mit Fenchel und Merguez mit Couscous sind typische Sommergerichte und im Sonder solide abgeschmeckt.

Restaurant und Weinbar

Das „Wein & Dine“ überzeugt mit mühelosem Pfiff

Die Karte wechselt regelmäßig. Am Wochenende gibt’s von 10 bis 18 Uhr Frühstück. Sollte ich demnächst rein zufällig Pastéis de Nata auf der Karte finden, würde ich auch die Zikaden-Immitation aufgeben. Tzzz tzzz.

Restaurant in der LindenstraßeDas „Sonder“ erinnert an den letzten Portugal-Urlaub