„Eleven Stories“ in KölnUrban-schickes Restaurant mit Bar und Lounge im Rheinauhafen
Köln – „Wir führen keine deutschen Weine“, sagt der smarte Kellner. Erkundigt hatte ich mich nach einem offenen Riesling. Das „Eleven Stories“ zieht seinen mediterranen Ansatz beim Wein durch, obschon es Riesling durchaus auch aus dem Mittelmeerraum gibt.
Auf der Weinkarte sind die offenen Tropfen nicht ausgewiesen, man bestellt deshalb ohne Preiskenntnis, die Gläser kommen bereits eingeschenkt an den Tisch. „Eleven Stories“ ist das neue Projekt von Jürgen Hörmann.
Genau wie sein österreichisches Restaurant „Joseph’s“ ist auch dieses bis ins letzte Detail durchgestylt und urban-schick. Der ehemalige Stückgutspeicher ist eine beeindruckende Kulisse, von der Terrasse blickt man wunderbar auf den Rhein. Es gibt einen Event-Bereich, Bar und Lounge – insgesamt stolze 1000 Quadratmeter und 250 Plätze.
Konzept und Küche zu bemüht
Auf die Fahnen geschrieben hat man sich, keine Tiefkühlware zu verwenden und in einer offenen Küche zu arbeiten, neudeutsch Frontcooking. Die Speisekarte heißt „Our Story“, unter anderem unterteilt in Prolog und Hauptstory – der schöne Name „Eleven Stories“ stellt sich als bemühte Marketing-Masche heraus.
Auch das Essen wirkt bemüht, dabei schaut alles so gut aus. Beim gebratenen Pulpo geht von der Szechuan-Pfeffermarinade keine akzentuierende Schärfe aus, die confierte Cantaloupe-Melone dominiert süß, was der marinierte Staudensellerie mit seiner Frische nicht ausbalancieren kann, und die Balsamico-Straßen erschlagen alles unter sich.
Der Kabeljau gerät genau wie die Maccheroncini zu weich. Einzig die viel zu großen, geräucherten Mandeln bringen Abwechslung in Sachen Textur. Das in einer Pfanne servierte Kaninchen schmeckt fade und ist recht trocken; das begleitende Oliven-Kartoffel-Fondue stellt sich schlicht und enttäuschend als Oliven und Kartoffeln in Sauce heraus. Das meiste scheint zurückhaltend, fast ängstlich gewürzt.
Auch die größten Hingucker können nicht überzeugen
Größter Hingucker sind die „Dreierlei Tapas“. Zuerst kommen drei gefüllte Löffel, unter anderem mit Matjes, Sardelle und Saiblingskaviar – ordentlich in der Qualität. Das war bei dem danach gereichten kleinen Stück trockenen Brotes mit ein wenig Paprikaaufstrich und kaltem Schinken allerdings anders.
Noch kritischer die dritte Tapa, eine Sektschale, in der eine kleine, erkaltete Jakobsmuschel in Champagner schwamm, zudem vollgesogener Quinoa obenauf. Zusammen schmeckte es sauer, die Muschel fad. Dieser Gang sieht genau so aus, wie man sich Spitzenküche ungerechterweise vorstellt: Kleine Portionen, formschön angerichtet. Geschmack ist allerdings nicht das Thema.
Eleven Stories, Im Zollhafen 9, 50678 Köln, ☎ 0221/64303730, Mo-Fr 12-15 Uhr, Mo-Sa 18-24 Uhr, www.elevenstories.de
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