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Sekt, Champagner, Crémant, ProseccoWas Schaumweine unterscheidet

Lesezeit 5 Minuten
Sekt und Co. Was Schaumweine unterscheidet

Was unterscheidet einen billigen Sekt von einem zehnmal so teuren Produkt?

Über dem Glas schwirrt der Duft von Beeren, ein Hauch von Säure kitzelt in der Nase. Winzige Perlen kräuseln sich in der tiefrosafarbenen Flüssigkeit. Nach dem ersten Schluck ist klar, warum Experten gern das Wort „cremig“ in den Mund nehmen, wenn sie Champagner beschreiben. Warum sie überhaupt so viel Aufhebens machen um einen Schaumwein. Sekt ist Sekt, könnte man doch meinen. Wein plus Kohlensäure – oder nicht? Tatsächlich ist die Vielfalt bei Schaumweinen ebenso groß wie die Preisspanne. Aber was unterscheidet eigentlich einen billigen Sekt von einem zehnmal so teuren Produkt?

Ein Überblick:

Das Verfahren

Schaumweine werden zwei Mal vergoren. Das heißt, der Kellermeister lässt einen an sich fertigen Grundwein – meist einen trockenen Weißwein – mithilfe von Zucker und Hefe ein weiteres Mal vergären. Die Hefe spaltet den Zucker auf und macht daraus Alkohol und Kohlensäure. So kommen die Perlen in die Flasche.Wie subtil der Hefegeschmack durchkommt und wie feinperlig ein Schaumwein wird, hängt davon ab, worin er vergoren wird und wie lange er anschließend noch „auf der Hefe“ liegt. „Qualitativ sehr hochwertige Schaumweine wie Champagner, Crémant, Cava oder Winzersekt werden in der Flasche vergoren“, erklärt Master of Wine Konstantin Baum. Deutlich günstiger ist die Gärung in großen Tanks.

Die Herkunft

Neben dem Verfahren spielt natürlich auch die Qualität des Grundweins eine extrem wichtige Rolle. „Für einen optimalen Schaumwein braucht es frische, lebendige Grundweine“, sagt Baum.Ideale Bedingungen liefert das französische Weinanbaugebiet Champagne, etwa 150 Kilometer östlich von Paris gelegen. Das Klima ist extrem wichtig: Hier sind die Frühlinge mild, die Sommer nicht zu heiß, und ein bisschen Regen gibt es auch.

Champagner

Champagner muss aus der Champagne stammen: Die Trauben müssen dort angebaut und der Schaumwein vor Ort gekeltert worden sein. Es gibt zwar auch sortenreine Champagner, aber meist wird der Grundwein gemischt aus Chardonnay, Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Meunier (Müllerrebe).

Wie gut dem Kellermeister diese Mischung (Cuvée) gelungen ist – das sei der Schlüssel zu einem guten Champagner, sagt Laurent Puig, Sommelier im französischen Luxuskaufhaus Galeries Lafayette in Berlin. Stammt der Grundwein komplett aus einem Jahr, handelt sich um einen Jahrgangs-Champagner.

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Für einen guten Schaumwein bietet sich ein Glas an, das oben ein wenig zuläuft.

Crémant

Crémant wird ebenso wie Champagner in der Flasche vergoren. Der Begriff Crémant ist nicht geschützt. Bekannte Anbaugebiete in Frankreich sind die Loire, das Elsass, das Burgund oder auch der Languedoc. Crémant ist in der Regel günstiger als Champagner. Schlechter muss er deshalb nicht sein.CavaAuch für die Erzeugung eines Cava gelten strenge Regeln. Er stammt meist aus Katalonien, und wird in der Flasche vergoren. Klassische Rebsorten sind Parellada, Xarel-Lo und Macabeo.

Prosecco

Der italienische Prosecco ist eigentlich kein Schaumwein, sondern ein Anbaugebiet. Wein aus Prosecco wird in Italien mit und ohne Kohlensäure getrunken. Außerdem gibt es Prosecco als Perlwein, der Frizzante heißt, oder als Schaumwein – Spumante.

Sekt

Beim deutschen Sekt gibt es Baum zufolge ein großes Qualitätsgefälle. Wer einen wirklich guten Sekt sucht, kann aber zum Beispiel auf die Bezeichnung Winzersekt achten. Winzersekt stammt zu 100 Prozent aus den Trauben eines Winzers. Neben den bislang traditionellen Sektländern sind dank der Klimaerwärmung der vergangenen Jahre auch Regionen im Kommen, die man nicht mit Sekt oder überhaupt Weinbau im Allgemeinen verbindet: „Aus Südengland etwa kommen mittlerweile richtig gute „Sparkling Wines“, sagt Baum.

Süße

Nach der zweiten Gärung sind Schaumweine so gut wie zuckerfrei – also extrem trocken. Nach dem Entfernen der Hefe setzt der Kellermeister dem Schaumwein daher die sogenannte Dosage zu. Dabei handelt es sich um den Grundwein, versetzt mit Zucker. Je süßer diese Dosage ist, desto weniger säurelastig ist am Ende der Schaumwein. Schaumweine ohne Dosage tragen übrigens die Aufschrift Brut. Extra trockener oder dry Sekt hat bis zu 17 Gramm Zucker pro Liter, trockener Sekt bis zu 32 Gramm und halbtrockener bis zu 50 Gramm pro Liter.

Preise

Da man in der Champagne Wert auf den guten Namen legt, wird besonders streng kontrolliert. Wer einen Champagner kauft, macht deshalb aus Baums Sicht nichts falsch. Trotzdem sei Champagner natürlich nicht gleich Champagner, sagt Puig. Wer einen guten Tropfen erwerben will, muss ihm zufolge mindestens 20 Euro investieren. Sein Tipp: Kleine Winzer, wo noch alles aus einer Hand stammt, verkaufen ihre Produkte häufig günstiger als die großen Hersteller. Beim Kauf muss man also nicht unbedingt auf einen bekannten Namen schauen. Wer ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sucht, ist bei Sekt aus Flaschengärung generell schon gut aufgehoben, sagt Baum. Zehn Euro sollte man ihm zufolge dafür aber mindestens ausgeben. „Man muss bedenken, dass allein 1,02 Euro pro Flasche für die Sektsteuer draufgehen.“Auch in der jüngsten Sektprobe der Stiftung Warentest überzeugten in der Flasche gekelterte Schaumweine für 7 bis 14 Euro am meisten. Bei der Blindverkostung erhielten aber auch günstige Produkte aus der Tankgärung für weniger als vier Euro eine gute Note.

Gläser

Während früher flache Sektkelche angesagt waren, serviert man Schaumweine heute in größeren Gläsern, die nach oben hin etwas schlanker werden. „Ein gutes Weißweinglas reicht völlig“, sagt Baum.

Wozu servieren?

„Traditionell serviert man Sekt natürlich zum Aperitif“, sagt Baum. Er ermutigt allerdings, auch zum Hauptgang mal Prickelndes anzubieten. „In Frankreich ist Champagner zur Gans seit ein paar Jahren sehr angesagt“, sagt Puig. Die spritzige Säure biete dem ja doch eher fettreichen Geflügel ganz gut die Stirn. Auch zu Krustentieren passen Schaumweine gut, sagt Baum. Generell gilt dem Master of Wine zufolge: „Je besser der Schaumwein, desto eher passt er zum Essen.“ (dpa)

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