Sommerobst-Serie mit RezeptVitaminbombe - Sanddorn klingt zu perfekt, um wahr zu sein
- So schmeckt der Sommer 7: Sanddorn sind wahre Vitaminbomben, haben aber eine schmerzhafte Macke.
- Was man mit der Frucht alles anstellen kann, auch damit sie nicht zu sauer schmeckt, erfahren Sie hier.
- Mit Rezept für einen leckeren Smoothie.
Eine Pflanze, die Sie weder wässern noch düngen müssen. Die einen reichen Ernteertrag bringt. Und deren Früchte ganz nebenbei auch noch wahre Vitaminbomben sind. Ach, das hört sich einfach perfekt an. Zu perfekt. Und so wartet auch der Sanddorn mit einer ziemlich nervigen und schmerzhaften Macke auf – seinen spitzen Dornen. Die verteilen sich so zahlreich in dem wild wuchernden Strauch, dass Sie kaum an die guten Beeren heran gelangen können ohne sich die kompletten Unterarme zu zerschrammen. Glücklicherweise gibt es gut gepolsterte Handschuhe. Und Züchter, die sich etwas Cleveres ausgedacht haben.
Kleine Pflanzenkunde
Sanddorn heißt lateinisch Hippophae rhamnoides. Er gehört zur Familie der Ölweidengewächse und ist – Überraschung – eng mit Oliven verwandt. Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem weit entfernten Nepal, bedingt durch verschiedene Eiszeiten verbreitete sich die „Urform“ in den vergangenen Jahrtausenden aber in Ost- und Westasien und bis nach Mitteleuropa. Hier kann der Sanddorn sowohl an sandigen Küsten als auch in hohen Gebirgen wachsen – selbst in Norwegen ist der robuste Strauch noch zu finden.
Weltweit gibt es sieben Arten. Oder besser gesagt Arten-Paare. Sanddorn ist nämlich zweihäusig, es existieren also „weibliche“ und „männliche“ Pflanzen. Die Früchte werden – ganz wie im Tierreich – nur bei den weiblichen Pflanzen gebildet, die männlichen produzieren die Samen. Für den Ernteertrag braucht man deswegen beide Pflanzen – und diese müssen auch zur selben Zeit blühen. Lassen Sie sich deshalb im Fachhandel beraten. Bei den weiblichen Pflanzen sind Ascola, Dorana, Frugana, Hergo oder Orange Energy bekannt. Die männlichen Pflanzen sind in Pollmix 1 bis Pollmix 4 aufgeteilt – der Verkäufer wird Ihnen sagen können, welche Pflanzen blütentechnisch gut zusammenpassen.
Und noch ein Tipp für alle, denen ihre Hände etwas wert sind: Die Sorten Dorana und Orange Energy sind so gezüchtet, dass die Fruchtstiele weiter als üblich aus dem wilden Dornenwuchs herausragen und die kostbaren Beeren sich deshalb auch wesentlich leichter pflücken lassen.
Rezept: Bananen-Sanddorn-Smoothie
In diesem Smoothie neutralisiert die süße Banane den sauren Geschmack des Sanddorns. Und so geht“s: Wenn Sie selbst geerntet haben, kochen Sie ein Kilogramm der Früchte mit 100 Milliliter Wasser auf bis die Früchte platzen. Den Sud durch ein Sieb geben, um die Kerne zu entfernen. Jetzt zwei Esslöffel Sanddorn-Mus mit 175 Milliliter Milch, einer Banane und mehreren Minzblätter in den Mixer geben und gut durchpürieren. In Gläser füllen, mit Zimt bestäuben und genießen. Das Ganze funktioniert natürlich auch mit gekauftem Sanndorn-Mus oder -Mark.
Gartentipps
Aufgrund seiner Herkunft bevorzugt Sanddorn kalkhaltige Kies- und Sandböden, die locker und nicht zu sauer sind. Schwere, nasse und lehmige Tonböden mag er gar nicht. Wer die in seinem Garten hat, sollte den Boden vor der Pflanzung mit genügend Sand durchmischen. Auf ein bis vier weibliche Pflanzen kommt eine männliche als Pollenspender. Letztere sollte westlich der weiblichen Sträucher stehen, da die Bestäubung nicht durch Bienen, sondern durch Wind erfolgt – und Westwind bei uns häufiger ist. Sanddorn wächst sparrig mit verschiedenen, kleineren Haupttrieben und nimmt deswegen relativ viel Platz in Anspruch. Auch unter der Erde dehnt er sich gerne aus und schickt neue Ausläufer nach oben. Deswegen empfiehlt sich eine Wurzelsperre, die den Strauch daran hindert zu weit zu wuchern. Eine Pflanze kann bis zu fünf Meter hoch und bis zu vier Meter breit werden.
Die Pflanze ist absolut pflegeleicht: Wässern ist überflüssig, da sie gut an Trockenheit angepasst ist. Gelegentlicher Regen reicht aus, den kann sie gut speichern, da über die Dornen (was ja letztlich umgewandelte Blätter sind) kaum Wasser verdunstet. Auch Düngen ist nicht nötig, lebt der Strauch doch in einer Symbiose mit Pilzen, die ihn mit wichtigen Mineralstoffen versorgen. Nur alle zwei Jahre sollten Zweige zurückgeschnitten werden. Landwirte schneiden die Fruchtstände jedes Jahr heraus, verfrachten diese auf Rüttler, sammeln die herabfallenden Früchte ein – und ersparen sich so die pieksige Ernte. Wer das im heimischen Garten nachahmen möchte: Im Frühherbst, wenn die Früchte richtig reif sind, ein Tuch unter den Strauch legen, mit einem Stock auf den Strauch schlagen und die herabfallenden Früchte einfach einsammeln. Reif sind die Beeren von Mitte August bis Mitte September.
Wissenswertes
Auch wenn die Ernte kompliziert ist – es lohnt sich! Denn Sanddorn ist supergesund. Die Früchte enthalten fast zehn Mal so viel Vitamin C wie Zitronen. Bei einigen Sorten kommen auf 100 Gramm Fruchtfleisch gar 900 Milligramm Vitamin C. Die Beeren sind außerdem reich an verschiedenen B-Vitaminen, sogar an B12, das sonst fast nur in tierischen Produkten vorkommt.
Zudem enthalten sie Vitamin E, Calcium, Eisen, Magnesium, Mangan und gesunde Omega-3-Fettsäuren (für die ihre grünen Verwandten, die Oliven, ja ebenfalls bekannt sind). Die Öle, die in Kern und Fruchtfleisch stecken, sind entzündungshemmend und wundheilend. Und weil nicht jeder Sanddorn im Garten anpflanzen (oder ernten) möchte, gibt es ihn mittlerweile auch fertig verarbeitet in Drogeriemärkten und Reformhäusern zu kaufen: als Saft, Mus oder Mark.
Und wenn man beim Verzehr dann an die unfassbaren Superkräfte dieser Beeren denkt, kann man vielleicht auch besser verdrängen, wie sauer sie schmecken. Oder man macht es wie die Bewohner der friesischen Inseln und trinkt einfach einen leckeren Spritz: Sanddorn-Schnaps mit Sekt.
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