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Wie in SkandinavienWarum es sich lohnt, auch im Winter zu grillen

Lesezeit 5 Minuten
Verschiedene Grills stehen im Schnee.

Grillen ist nicht nur im Sommer schön, es kann auch im Winter seinen Reiz haben.

Gegrillt wird in der Regel im Sommer. Doch warum nicht auch im Winter? So gelingt das kulinarische Abenteuer, wenn es kalt ist.

Auch wenn für die meisten Menschen Grillen mit dem Sommer verbunden ist, muss das nicht sein. Anja Würfls Leidenschaft ist das Grillen und das hat für sie ganzjährig Saison. „Ich liebe den Winter, ich liebe das Grillen, deshalb ist die Kombination aus beidem für mich ein Highlight“, sagt die Gründerin des BBQ und Food Magazins »Die Frau am Grill“. „Ich erlebe die Jahreszeit viel intensiver.“

„Wintergrill-Pionier“ Tom Heinzle hat bereits zwei Kochbücher dazu verfasst. „Es ist ein anderes Gefühl, ich genieße die Ruhe draußen, das entspannt ungemein“, sagt er. „In skandinavischen Ländern wie Schweden, Norwegen oder Finnland wird das ganze Jahr gegrillt. Ihre Grillkultur hat mich beeindruckt.“ Die nordische Küche unterscheide sich nicht wesentlich von der deutschen und könne als Inspiration dienen. 

Was eignet sich im Winter auf dem Grill? Wild und Saisonales

Heinzle setzt beim Wintergrillen auf regionale und saisonale Produkte. So landen bei ihm zur kalten Jahreszeit etwa Kohl und Rote Bete auf dem Rost. Und auch Wild gehört regelmäßig dazu. Im Sommer legt Heinzle Obst und Gemüse ein, so wie man es im Norden macht, um im Winter Vorräte zu haben. 

Tom Heinzle beim Grillen im Winter. Er liebt das Gefühl der Ruhe beim Grillen in der Kälte. ACHTUNG: Foto nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits.

´Wintergrill-Pionier» Tom Heinzle liebt das Gefühl der Ruhe beim Grillen in der Kälte.

„Gerade Wild gibt es regional und ist bei mir fester Bestandteil beim Wintergrillen“, sagt er. Wild habe leider einen schlechten Ruf, vor allem bei älteren Menschen. Doch nicht nur die Qualität sei aufgrund anderer Jagdmethoden heute eine andere, sondern auch die Zubereitung. 

So wurde Wild früher meist in Rotwein ertränkt, dazu gab es Rotkohl und Knödel. Die moderne Wildküche lebt laut Heinzle von Einflüssen aus anderen Ländern, es lässt sich etwa auch mediterran oder mit japanischen Elementen zubereiten. Heinzle schwärmt von einem der besten regionalen Lebensmittel – ohne Massentierhaltung und schädliche Medikamente.

Wärmende Gewürze und Eintöpfe

Neben Wild arbeitet der Grillexperte im Winter statt mit Spareribs mit dunklen Fleischsorten wie Rind oder Lamm. Auch ein ganzes Ribeye oder Roastbeef, ein ganzer Lachs finden auf das Rost. Und die verwendeten Gewürze sind kräftig und wärmend: Vanille, Zimt, Piment, Chili, Ingwer oder Nelke. Als Beilagen eignen sich sättigendes Gemüse wie Beten, Kohl, Äpfel oder Birnen.

Anja Würfl wiederum empfiehlt, Eintöpfe wie Irish Stew oder einen Schaschliktopf auf dem Grill zuzubereiten. „Es macht besonders Spaß, wenn man draußen isst und der Eintopf von innen wärmt“, sagt sie. Die Töpfe, die Sie dafür verwenden, sollten die Hitze gut aufnehmen und halten können. Am besten eignen sich gusseiserne Töpfe oder ein Feuertopf (Dutch Oven). 

Irish Stew kommt aus dem Herd oder dem Ofen? Nicht unbedingt, das Gericht eignet sich auch für das Wintergrillen. ACHTUNG: Foto nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits.

Irish Stew eignet sich auch für das Wintergrillen.

Im Winter Grillen mit Deckel

Was die Technik betrifft, sollte der Grill einen Deckel haben, sonst geht die Hitze verloren. „Man braucht mehr Energie, um den Außentemperaturen zu trotzen“, sagt Würfl. Verwenden Sie mehr Grillkohle oder drehen Sie bei Gas höher. Gasschläuche sollten Sie isolieren, damit sie nicht einfrieren können. 

Halten Sie außerdem einen Anzündkamin bereit, sonst wird es schwer, die Kohlen zum Glühen zu bringen. Würfl rät zudem, vorher das Material zu checken. So können eingelagerte Kohlen feucht geworden sein und entzünden sich dann nicht mehr so leicht. Ein offenes Feuer schafft eine besonders schöne Atmosphäre, ist aber nicht überall möglich.

Tipps für Wintergrillen: Windgeschützt, aber gut belüftet

Suchen Sie sich einen windgeschützten Bereich zum Grillen. Würfl warnt jedoch davor, den Grill in den Raum oder weiter auf die Terrasse ziehen zu wollen: „Immer wieder kommt es zu Kohlenmonoxidvergiftungen, weil in nicht gut belüfteten Räumen gegrillt wird.“ Prüfen Sie zudem vorab, ob der Grillplatz frei ist oder sich unter dem Terrassendach Eiszapfen gebildet haben.

Natürlich ist gut isolierende Kleidung Pflicht, nicht nur für den Grillmeister oder die Grillmeisterin, sondern auch für die Gäste. Dazu ein warmes Getränk und es kann losgehen. Halten Sie beim Wintergrillen Teller und Platten stets warm, sonst ist das Essen im Nu kalt, bevor es bei den Gästen angekommen ist. Hilfreich ist auch eine Thermobox aus Styropor.

Wenn Sie Püree, Kohl oder gegrilltes Gemüse als Beilage wählen, hält das noch einmal mehr die Hauptzutat warm. Beilagen lassen sich ebenfalls draußen zubereiten, dann wird das Püree eben eher gestampft als fein püriert. Sie können natürlich auch parallel in der Küche arbeiten.

Mehrere Gänge statt üppiger Platte

Tom Heinzle bereitet für Gäste gerne Vier- oder Fünf-Gänge-Menüs zu. Gerade im Winter rät er von üppigen Fleischplatten ab, von denen sich dann jeder bedient. „Vielleicht gibt es eine Vorspeise oder Fingerfood draußen, aber in der Regel wird drinnen gegessen“, sagt der Österreicher.

Zutaten wie Sojasauce, Misopaste und japanische Mayonnaise verleihen dem Steak Tataki einen asiatischen Touch. ACHTUNG: Foto nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits.

Zutaten wie Sojasauce, Misopaste und japanische Mayonnaise verleihen dem Steak Tataki einen asiatischen Touch.

Dennoch sollte der Grillplatz draußen einladend gestaltet sein. „Feuer fasziniert jeden, sobald es raucht, kommen die Leute raus“, sagt Heinzle. Es sollte somit Platz genug geben, auch, um Getränke abzustellen. „Grillen ist sehr sozial, da können tolle Gespräche geführt werden, jeder kann beim Grillen mitreden“, so der Experte.

Dessert vom Grill

Und was gibt's zum Nachtisch? Tom Heinzle verarbeitet am liebsten Lebkuchen und andere weihnachtliche Süßigkeiten. Etwa Bratäpfel mit Schokolade und Lebkuchen, gefüllt mit Rum oder Whiskey, darüber ein Eiweißschaum. Oder Apfelscheiben in Karamell und Butter, mit Maronen und Mascarpone-Creme, Zimt sowie braunem Zucker für den Crunch.

Auch Süßes lässt sich gut auf dem Grill zubereiten und wärmt bei der Kälte von innen, wie hier: Karamellisierte Apfelscheiben mit Maronisahne.ACHTUNG: Foto nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits.

Auch Süßes lässt sich gut auf dem Grill zubereiten und wärmt bei der Kälte von innen: Karamellisierte Apfelscheiben mit Maronisahne.

Ein Blechkuchen oder eine Tarte mit Waldbeeren und Baiserschaum können ebenfalls auf dem Grill wie im Ofen gebacken werden. Anja Würfl mag als Nachspeise am liebsten Lebkuchen mit Eis, Soßenspiegel oder Baiser. Und auch Windbeutel lassen sich ihr zufolge wunderbar auf dem Grill zubereiten. (dpa)