Influencerin„Vermeintliche Superfoods braucht es in der veganen Küche nicht”
Köln – Nicht nur Autofahrten oder ein Flug belasten unser Klima, auch viel kleinere, alltägliche Entscheidungen wirken sich auf unseren persönlichen CO2-Fußabdruck aus. Ob auf unserem Teller Rindfleisch landet, dessen Produktion pro einem Kilogramm gleich 30 Kilo Treibhausgasemissionen verursacht, oder Obst und Gemüse, die laut Umweltbundesamt bei weniger als einem Kilo liegen, macht einen großen Unterschied. Wie sehr wir die Umwelt mit einer pflanzlichen, regionalen und saisonalen Küche schonen können, zeigt die Schweizer Influencerin, Journalistin und Autorin Anina Gepp in ihrem Kochbuch „Iss dich grün!“.
Die Ernährung mache rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen aus, die wir persönlich pro Kopf verursachen, sagt Gepp. „Unsere Ernährung ist also eins der einfachsten Mittel, um wirklich Einfluss auf den eigenen CO2-Fußabruck zu nehmen.“ Am meisten CO2 könnten Verbraucherinnen und Verbraucher einsparen, wenn sie auf Fleisch und Milchprodukte verzichteten. Ein Liter Hafermilch spart, laut Angaben des Umweltbundesamtes, gegenüber Kuhmilch circa ein Kilogramm CO2 ein. „Wenn wir Gemüse und Obst kaufen, das gerade bei uns wächst, können wir nicht nur viele Emissionen einsparen, sondern es schont auch das Portemonnaie“, so Gepp. Mit ihren über 80 pflanzlichen Rezepten möchte die Schweizerin zeigen, dass saisonale, regionale und vegane Küche gar nicht kompliziert sein muss. Uns hat sie ihre drei Lieblingsrezepte und einige Tipps verraten.
Welches Obst und Gemüse kommt woher?
„Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was bei uns im März oder April überhaupt verfügbar ist, kann man im Supermarkt schauen, woher die Produkte stammen, die immer im Einkaufskorb landen.“ Ein Saisonkalender helfe dabei, wieder zu lernen, was gerade in Deutschland wächst. Doch beim Einkauf müssen Verbraucherinnen und Verbraucher die Augen offen haben, denn nur, weil die Süßkartoffel im Winter in der Schweiz oder in Deutschland Saison hat, hieße das leider nicht, dass die Knollen in den Supermarktregalen auch wirklich aus der Region kämen. „Es wird uns nicht leicht gemacht. Wir werden regionale, saisonale und vegane Küche nicht immer zu 100 Prozent umsetzen.“ Das müsse auch gar nicht sein, schließlich solle Kochen auch Spaß machen.
Aktuell frisch verfügbar
März
Champignons, Lauch, Pastinake, Rosenkohl, Spinat, Topinambur, Chicorée und Feldsalat
April
Rhabarber, Champignons, Lauch, Spargel, Spinat, Chicorée, Rucola, Portulak und Feldsalat
Bei Anina Gepp habe die Leidenschaft für das Kochen ihr Vater geweckt. „Nach der Arbeit hat er sich direkt an den Herd gestellt und drei Stunden gekocht.“ Frische Zutaten seien für sie dadurch immer selbstverständlich gewesen. Wer sich mehr mit der Herkunft von Lebensmitteln beschäftige, schätzte sie auch wieder mehr: „Es ist immer das Größte, wenn es nach einem langen Winter wieder Paprika, Gurke oder Tomaten gibt. Die Tomate ist ein sehr gutes Beispiel – die schmeckt wirklich wie ein völlig anderes Gemüse, wenn sie frisch ist und aus der Region kommt.“
Für die nachhaltige Küche von den Großeltern lernen
Wer seine Küche nachhaltiger gestalten möchte, könne viel von den eigenen Großeltern lernen – für sie seien viele Dinge selbstverständlich: das ganze Gemüse nutzen, keine Lebensmittel verschwenden oder wegwerfen, regionale Produkte kaufen. Ihre Tipps für ein nachhaltigeres Leben und entsprechende Rezepte teilt die junge Frau mit ihren fast 96.000 Followerinnen und Followern auf Instagram. Dort zeigt sie auch gerne ihre Einkäufe vom Wochenmarkt in Luzern. Für Anina Gepp eine tolle Möglichkeit, regionale und saisonale Obst- und Gemüsesorten zu kaufen. Auch Bio-Kisten oder der Einkauf bei Hofläden seien eine gute Möglichkeit, saisonales und frisches Obst oder Gemüse zu kaufen.
Ein Plastikverzicht sei grundsätzlich gut, allerdings fielen vor allem die Produkte in der Verpackung mit ihrem CO2-Abdruck ins Gewicht: „Ein regionaler Bio-Apfel in Plastik verpackt, ist immer noch besser als ein importierter Apfel aus konventioneller Landwirtschaft.“ Großpackungen seien besser für die Umwelt und die ultimativ beste Lösung wäre ein Einkauf in einem Unverpackt-Laden.
Pflanzliche Küche braucht keine Superfoods
„Vermeintliche Superfoods wie Quinoa, Avocado oder Kokosöl braucht es in der veganen Küche nicht.” Sie seien auch nicht gesünder als die heimischen Alternativen. „Ein Beispiel ist die Blaubeere, die bei uns heimisch ist, die genauso viele Vitamine und Nährstoffe liefert wie eine Acai-Beere. Chiasamen werden gerne in der veganen Küche zum Backen genutzt, sie lassen sich aber sehr gut durch geschrotete Leinsamen ersetzen.“
Hülsenfrüchte wie Linsen oder Bohnen und Getreide bilden die Grundlage der pflanzlichen Küche. Wer vegan werden, häufiger ohne tierische Produkte kochen oder backen möchte, könne seine Lieblingsgerichte veganisieren oder stelle fest, dass die geliebten Kartoffelspalten aus dem Ofen von Grund auf vegan sind. Wer mal keine Lust hat, frisch zu kochen, kann auch Fertiggerichte leicht aufpeppen: „Frische Kräuter oder ein paar geröstete Nüsse können ein Gericht sofort aufwerten“, sagt Anina Gepp.
Anina Gepps Lieblingsrezepte:
Carrot-Cake-Müsli
Zutaten (für eine große Schale):
(ganzjährig)
1 große Karotte100 g feine Haferflocken50 g gewässerter und gekeimter Buchweizen1 Messerspitze Kardamom1 Prise Nelkenpulver½ TL Zimt1 Prise Salz2 Spritzer Zitronensaft2 ½ EL Birnendicksaft200 ml Hafermilch
Zubereitung:
Buchweizen für 15 Minuten in Wasser einweichen, das Wasser abgießen und ihn im Glas bei Raumtemperatur zwei Tage keimen lassen. Wichtig: Zweimal am Tag den Buchweizen durch ein Sieb spülen.
Die Karotten fein reiben und mit den weiteren Zutaten in einer Schüssel verrühren. Über Nacht (mindestens eine Stunde) im Kühlschrank zugedeckt quellen lassen. Mit Toppings nach Wunsch servieren. Besonders gut passt veganer Joghurt und ein knuspriges hausgemachtes Granola.
Spinat-Lasagne mit Birne und Thymian
Zutaten für 4-5 Portionen:
(kalte Jahreszeit)
1 gehackte Zwiebel1 gehackter Knoblauch1 gewürfelte Birne1 EL Olivenöl200 g frischer Blattspinat2 Zweige Thymian4 TL veganes Pesto75 g Sonnenblumenhack oder Sojaschnetzel250 ml Hafermilch1 ½ TL SalzPfeffer2 Prisen Muskatnuss½ TL Chiliflocken¼ Zitrone, Saft8-12 LasagneblätterRapsöl für die Form
Für die Béchamelsauce:
50 g Margarine3 TL Kartoffelmehl220 ml Hafermilch6 TL HefeflockenSalz und Pfeffer
Zubereitung:
Zwiebeln, Knoblauch und Birne in einer Pfanne in etwas Öl anbraten. Nach fünf Minuten Spinat, Thymianzweige, Pesto und Sonnenblumenhack hinzugeben. Mit Hafermilch ablöschen. Gewürze und Zitronensaft hinzugeben und mitköcheln lassen. Hitze reduzieren. Inzwischen für die Béchamelsauce die Margarine zusammen mit dem Mehl und der Hafermilch zu einer Mehlschwitze aufkochen, die Hefeflocken langsam unterheben, mit Salz und Pfeffer abschmecken.
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Eine Auflaufform mit Rapsöl einfetten und den Boden der Form mit Lasagneblättern auslegen. Nun abwechselnd Füllung, Béchamelsauce und Lasagneblätter übereinanderschichten. Mit einer Saucen-Schicht abschließen. Die Lasagne bei 180 Grad Ober- und Unterhitze 30 Minuten backen.
Kumpir mit Sauerkraut-Tsatsiki
Zutaten für 2 Portionen:
(warme Jahreszeit)
2 große mehligkochende Kartoffeln1 Knoblauchzehe½ Bund Petersilie und/ oder Minze3 EL Sauerkraut200 g SojajoghurtSalz und Pfeffer1 EL Olivenöl1 Handvoll Sprossen3 Cherrytomaten
Anina Gepps Tipp: Sind Tomaten nicht regional verfügbar, kann man sie beispielsweise mit Essiggurken aus dem Glas ersetzen. Das Rezept lasse sich gut variieren.
Zubereitung:
Kartoffeln waschen, abtrocknen und rundherum ein paar Mal mit einer Gabel einstechen. Auf einem Blech im Ofen bei 200 Grad Umluft 35 Minuten backen. Durch das Einstechen mit einer Gabel testen, ob sie gar sind. Inzwischen für den Dip den Knoblauch und die Kräuter fein hacken und mit den restlichen Zutaten verrühren. Die Kartoffeln in der Mitte längs einschneiden, mit Dip füllen und mit Sprossen und Tomaten garnieren.