Köln – Auf der Zielgeraden Richtung Heiligabend kann man die klassische Glühwein-Route Altstadt-Neumarkt noch einmal bereichern durch Abstecher auf kleinere Weihnachtsmärkte.
Ehrenfeld
Kölns wohl kleinster Weihnachtsmarkt liegt hübsch eingekuschelt zwischen Ehrenfeldgürtel und Bartholomäus-Schink-Straße und besteht aus nicht viel mehr als zehn Holzbuden. Hier gibt es Kreatives aus der Nachbarschaft (z.B. Ehrenfeld Apparel), ein hippes Publikum und eine kleine Musik-Bühne. Das ist alles aufs Angenehmste übersichtlich. Kulinarisch sticht der Entenburger aus dem Speise-Reigen heraus (Salsiccia mit Apfel-Rotkohl, Raclette, Suppe, Crêpe): Für 7 Euro gibt es von den Food-Truck-Betreibern „Madigo’s“ ein mit selbstgemachter Crème bestrichenes Brötchen, etwas Salat und Tomate und einen üppigen Haufen gerupftes Entenfleisch (das nach zwölf Garstunden über Kirschholz „angesmoked“ wird). Die leichte Rauchnote der Ente passt als Begleiter prima zur Süße von Glühwein. Die Crème allerdings ist zu dominant und ölig. Trotzdem: Ein Fausthappen für Entdecker. (moe)
Ehrenfelder Weihnachtsmarkt, Mo-Fr 17-22 Uhr
Hafen
Die Lage des Hafen-Weihnachtsmarkts ist einigermaßen spektakulär. Über das konventionelle Gastro-Angebot würde man das auch gerne sagen. Aber Möglichkeiten zur sinnstiftenden Genussrunde gibt es. Das Hafenthema wird puristisch beim Feuerlachs mit gutem Eigengeschmack und sachter Rauchnote aufgenommen. Sinnlos, über Preise zu lamentieren, ein übersichtliches Schälchen mit Honig-Senf-Dill-Sauce kommt auf 8 Euro. Eine echte Entdeckung ist Newborn Popcorn. Popcorn ist in der gehobenen Gastronomie schon seit längerem ein Thema, hier kommt es als Streetfood angeschwemmt: Süß oder salzig im Grundton, mit krossem Biss bekommt es Rosmarin und Kräutersalz, Teryaki und Koriander oder Karamell mit. Das schmeckt toll (ab 3,50 Euro). Heißgetränke-Suchende sollten sich über den Mini-Truck der Rösterei Moxxa freuen: Guter Bio-Kaffee mit Schuss 5 Euro. (don)
Hafen-Weihnachtsmarkt am Schokoladenmuseum, täglich 11-21 Uhr
Lesen Sie im Folgenden, welche amerikanische Spezialität auf dem Rudolfplatz angeboten wird.
Xmas Avenue
Die Buden der Xmas Avenue säumen die Passage zwischen Rudolfplatz und Schaafenstraße. Ihre regenbogenbunte Gestaltung verdanken sie ihrer Funktion als Kölns schwul-lesbische Ausgabe vom Weihnachtsmarkt. Die Büdchen an der Hahnenstraße gegenüber der KVB-Haltestelle haben auch kulinarisch Auffälliges zu bieten: Am silberfarbenen Air Stream Truck, den Betreiberin Bettina (Betty) Henneke aus den USA importierte, gibt es Pulled Pork. Das Schweinefleisch wird nach amerikanischem Vorbild slow (langsam = bis zu 15 Stunden) und low (bei niedriger Temperatur) gegart. Das macht das Fleisch so zart, dass man es lutschen könnte – würde es nicht im Brötchen mit selbst gemachter Barbecue-Sauce (5,90 Euro) serviert. Der Verzehr gerät zur köstlichen Sauerei. Bitte zur Serviette greifen! Drei Buden weiter gibt es den tschechischen Trdelnik, ein Hefeteig-Zimt-Vanille-Wunder (3,50 Euro) vom Holzkohlegrill – hmmm. (lio)
Xmas Avenue, Rudolfplatz, täglich 12-22 Uhr
Stadtgarten
Wenn es ohnehin einer absurden Idee gleicht, bei 15 Grad und Nieselregen einen Weihnachtsmarkt zu besuchen, dann kann ich mich nicht auch noch durch das Bratäpfel-, Crêpe- und Waffelangebot futtern. Glühweinschwaden werden dann erträglich, wenn die Kälte um die Nase herum Kristalle bildet. Als ich hinter einem Holzverschlag zwei schöne, große Raclette-Laibe entdecke, wird der Besuch im Stadtgarten – der schönste Markt in Köln – doch noch annehmbar. Das einzige Essen, das Assoziationen von Schneeflocken und Schweizer Gipfel hervorruft. Und das Raclette hier ist wirklich gut. Der Käse ist würzig und cremig, in seiner einfachsten Variante wird er auf einer dicken, saftigen Scheibe Graubrot serviert (3,60 Euro). Man kann ihn auch mit Kartoffel haben, oder dazu zwei Scheiben geräucherten, würzigen, Schinken bestellen (2 Euro). Dazu Cornichons und ein kaltes Kölsch! (eva)
Stadtgarten, Venloer Str. 40, Mo-Fr 16 bis 21.30 Uhr
