Green FashionDas Kölner Label Armedangels hat ein klares Ziel
Köln – Das Unternehmen wächst. Man sieht es, riecht es, fühlt es. Im Erdgeschoss arbeiten noch Handwerker im neuen Showroom, im Büroloft darüber dominiert der Geruch frischer Farbe. Schreibtische und Kleiderstangen stehen so luftig, als müssten in den nächsten Jahren noch mal 50 Mitarbeiter in der Ehrenfelder Fabriketage untergebracht werden. Und dann hört man Martin Höfeler, den Firmengründer des erfolgreichen Modelabels Armdedangels, sagen: „Wir wollen das größte Fair-Fashion- Label in Europa werden.“
Wo steht er heute? Führt er ein kleines Unternehmen? Ist es ein großes? Wenn man bedenkt, dass H&M allein in Europa 2,7 Milliarden Euro umsetzt, ist es klein. Wenn man weiß, dass Armedangels (heißt übersetzt bewaffnete Engel) mit öko-fairer Mode Millionen umsetzt und sich zum Ziel gesetzt hat, den Umsatz weiterhin kontinuierlich zu steigern „dann ist es ziemlich groß“, sagt der 35-Jährige. Das Unternehmen zählt heute 77 Mitarbeiter, ist in 14 Ländern vertreten, und vermutlich werden in der frisch sanierten Fabrik die Schreibtische künftig nicht mehr so locker angeordnet stehen wie heute.
„Wir müssen es besser machen“
Was 2007 mit einer kühnen Idee zweier BWL-Studenten von coolen, bedruckten T-Shirts und reinem Internet-Verkauf anfing, entwickelte sich zum Design von vier vollständigen Kollektionen im Jahr – von Jeans bis Wolle, für Männer und Frauen, im lässigen Stil. Aber für Höfeler ist klar: Egal ob und wann sein Expansionskurs weiter steigt, von seinen Prinzipien, von seinen „Waffen“ wird er nicht abrücken. Sie heißen: Mit Haltung, gutem Gewissen und mit einem besseren Gefühl die Leute einzukleiden.
Konkret: Von Anfang an bemühten er und sein einstiger Partner sich um die Verarbeitung von Öko-Baumwolle. Denn als die beiden BWL-er mit ihren Recherchen im Modebusiness begannen, hatten sie noch nicht mal eine leise Ahnung von den Produktionsbedingungen der Textilindustrie Südostasiens. „Aber wir realisierten ziemlich schnell, dass wir unser Geschäft in einer der schmutzigsten Industrien ansiedeln“, erinnert sich Höfeler. Sofort war klar: „Wir müssen es besser machen.“
Einhaltung der Standards
Sie fingen mit der Fairtrade-Baumwolle an. Aber um möglichst die ganze Lieferkette nachhaltig und fair abzudecken, achteten sie bei der Auswahl ihrer Produzenten auf die GOTS-Zertifizierung, die vornehmlich die ökologischen Standards regelt. Armedangels sind seit 2015 Mitglied bei der Fair Wear Foundation, einer niederländischen Non-Profit-Organisation, die sich um die Einhaltung sozialer Standards kümmert. Denn Kleidung mit Öko-Baumwolle herzustellen, war für sie ein guter Anfang, sagt aber noch lange nichts darüber aus, ob die Näherinnen in Bangladesch Hungerlöhne empfangen und 80 Stunden in der Woche arbeiten.
Ein T-Shirt bei Armedangels geht ungefähr diesen Weg: Die faire Bio-Baumwolle kommt aus Indien, daraus wird in indischen und deutschen Spinnereien Garn hergestellt, die weiteren Verarbeitungsschritte wie Konfektion und Veredelung finden bei portugiesischen und türkischen Lieferanten statt. Höfelers Grundsätze haben ihren Preis: Die Produktionskosten für nachhaltige Mode liegen viermal so hoch wie die der konventionellen.
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Früher, als der Betrieb noch kleiner war, reiste Höfeler selbst, um sich von der Einhaltung der Standards zu überzeugen. Seit ein paar Jahren beschäftigt er eine Mitarbeiterin, die die Schaffarmen in Patagonien und weitere Produktionsstätten auf der ganzen Welt besucht. Denn: „Es gibt echte Horrorstorys über die Farmen und wie die Tiere behandelt werden“, sagt Höfeler. Gewinnmaximierung auf Kosten der Tiere kommt für ihn genauso wenig in Frage wie ausbeuterische Arbeitslöhne. „Es ist einfach so: Je weiter man sich von Europa und den strengen EU-Richtlinien entfernt, desto gleichgültiger wird der Mensch – Tier sowieso.“ Optimal wäre eine eigene Produktionsstätte – in Bangladesch. Aber bislang würde er sie nur zu 30 Prozent auslasten. Es gibt also nur eine Richtung: Wachstum.
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