Die Geschwister Ahmet Bahceci und seine Schwester Mery haben das ehemalige „Fischermanns‘“ am Rathenauplatz stilvoll-schlicht umgebaut. Heute bieten sie eine mediterrane Crossover-Küche.
Henns GeschmackssacheDas „Geschwisterglück“ am Rathenauplatz ist nicht nur für Prinzessinnen gemacht
Zu Anfang ein Geständnis: keinen Restaurantnamen habe ich in letzter Zeit so oft falsch ausgesprochen wie diesen. Bei mir wurde aus „Geschwisterglück“ immer „Geschwisterliebe“. Einer Jugend mit der Band „Die Ärzte“ sei Dank. Liebe gibt es in diesem Restaurant allerdings auch, sogar in ihrer körperlichen Form, denn „Süße Sünde“ und „Die Leidenschaft“ heißen zwei Desserts. Überhaupt die Speisennamen: „Salat der Prinzessin“, „Rubinrot“, „Meeresflamme“, „Landhauszauber“ – aber auch ganz profan „Konstanz“. Da ist für Gesprächsstoff am Tisch gesorgt. Vier Vorspeisen, vier Hauptgänge und zwei Desserts werden angeboten, dazu eine Käseplatte sowie Austern. Für Vegetarier gibt es dabei sogar stets eine Auswahl.
Hinter dem „Geschwisterglück“ stehen Ahmet Bahceci und seine Schwester Mery, die das ehemalige „Fischermanns‘“ am Rathenauplatz stilvoll-schlicht umgebaut und dabei sogar auf eine angenehme Akustik geachtet haben – leider sonst eine Seltenheit. Ihren Küchenstil nennen sie ‚mediterrane Crossover-Küche‘. Es geht betont leger zu, man wird vom ausgesprochen netten Service geduzt, die präsente Musik klingt nach Chillen am Strand.
„Salóme Wolfsbarsch“ besticht durch farbenfrohe Kombi und Abwechslung
Der „Salat der Prinzessin“ ist ein royales Kunstwerk: drei Spring Rolls aus Kohlrabi sind mit Apfel, Nüssen und Frischkäse gefüllt, in einem kleinen Türmchen finden sich unter anderem Friséesalat und Orangefilets. Das ist angenehm frisch-fruchtig, und rutscht nicht ins Süßliche ab. Das Rinderfilet beim Asia-Carpaccio ist hauchdünn geschnitten, großzügig darüber (und optisch bildhübsch) finden sich Dashi Reduktion, Sesam-Avocado-Créme und ein paar Shiitake. Eine cremige Umami-Bombe, allerdings recht hart am Salz. Das Fleisch wird von all der saucigen Großzügigkeit ein wenig erschlagen.
Selbstgemachte Pasta – in diesem Fall Tagliolini – mit Trüffelsauce und darüber gehobelten Trüffeln sind zu einem modernen Klassiker der Wohlfühlküche geworden. Auch hierbei ist die Küche mit dem Salz ein wenig zu großzügig, ebenso mit der Sauce, die Pasta selbst ist etwas zu weich. Der „Salóme Wolfsbarsch“ a la plancha ist kross auf der Haut gegart. Dazu gibt es etwas Pak Choi, eine Sauce aus Tomatenmark, Zitrone und Knoblauch, sowie eine Süßkartoffel-Créme mit feiner Ingwernote. Eine gelungene, farbenfrohe Kombi, aromatisch abwechslungsreich.
Hinter „Konstanz“ verbirgt sich bei den Desserts eine Schwarzwälder-Kirsch-Variante in Form eines Cheesecake aus Nuss Nougat mit Johanissbeeren-Gelee. Optisch sehr gut in Form eines zweistufigen Turms gelöst, stimmt das lukullische Fine Tuning jedoch nicht. Die Säure dominiert und aromatisch bleibt das Gericht zweidimensional. Besser gelingt „Die Leidenschaft“ mit einem Riegel, der dank Maracuja ein wenig an Cujamara Split erinnert, aber durch Thymian-Mousse darüber hinaus geht, dazu gibt es eine Nocke Mango Sorbert. Auch hier ist die Säure keck, aber fügt sich sehr gut ins Gesamtbild ein.
Zu all dem werden neun offene Weine und 16 in der Flasche angeboten, ein Tipp in Sachen Preis/Genuss-Verhältnis ist der Grauburgunder von Rings. Im Sommer kann man all das auch im Freien genießen.
Fazit: Charmantes Restaurant mit nettem Personal. Hübsch angerichtete Bistroküche mit kleinen kreativen Drehs. Bewertung: 3 von 6
Geschwisterglück | Rathenauplatz 21, 50674 Köln | Tel.: 0221 - 800 250 80 | Mi-Sa 18-0 Uhr, So 28-23 Uhr | www.geschwisterglueck.de
Henns Auswahl:
- „Salat der Prinzessin“ 15,90 €
- Asia-Carpaccio 17,90 €
- Tagliolini mit Trüffel 23,90 €
- „Salóme“ Wolfsbarsch 27,90 €
- „Die Leidenschaft“ 13,90 €
- „Konstanz“ 12,90 €