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Henns GeschmackssacheDas Restaurant „Wackes“ bleibt sich treu und bietet viel mehr als Flammkuchen

Lesezeit 3 Minuten
Das Restaurant "Wackes Elsässische Weinstube" ist von außen zu sehen: Eine Markise streckt sich über eine rot lackierte Bank vor dem Eingang.

Pittoresk und idyllisch, aber auch ein bisschen museal: Das „Wackes“ in der Kölner Innenstadt

Warum sich ein Besuch in diesem für Köln schon als Klassiker zu bezeichnenden Restaurant immer noch lohnt.

Wer von außen durch die Sprossenfenster des „Wackes“ blickt und die Gäste bei Kerzenschein an kleinen Tischen mit rot-weiß-karierten Decken sitzen sieht, wünscht sich fraglos hinein. Es gibt wohl kaum ein Kölner Restaurant, dass pittoresker und idyllischer wirkt, als die 1983 eröffnete „Elsässische Winstub“, deren Einrichtung komplett aus Frankreich stammt. Von dort stammte auch der charmante Gründer und Patron Romain Wack, doch seit gut einem Jahr steht das Lokal unter neuer Leitung. Koch Markus Aler, gebürtiger Aachener, und seine Lebensgefährtin Franziska Lewandrowski haben es von ihrem Chef übernommen.

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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Man muss konstatieren, dass Wack in seinem Lebenswerk fehlt, war er doch der wichtigste Teil des Interieurs. Die Speisekarte dagegen hat sich wenig verändert, das „Wackes“ ist weiterhin Anlaufstelle für alle, die es nach Schnecken oder Froschschenkeln gelüstet, und auch nach Flammkuchen, die Wack damals wohl als erster an den Rhein brachte. Gleich neun Varianten gibt es.

Die beiden stehen Arm in Arm im Restaurant und lachen in die Kamera.

Koch Markus Aler und seine Lebensgefährtin Franziska Lewandrowski haben das Restaurant vor gut einem Jahr übernommen.

Natürlich wirkt all das in Köln gleichermaßen artifiziell wie museal, aber es gilt sich freudig auf diese charmante Illusion einzulassen. Alkoholisches hilft dabei natürlich, aber der auf der Karte stehende Poiré ist aus, ebenso wie der weiße Cremant d’Alsace. Glasweise gibt es gerade mal sechs verschiedene Weine, Jahrgänge oder Erzeuger werden nicht genannt. Dazu flaschenweise noch ein Sancerre und ein Pouilly Fumé – zwei Sauvignon Blanc von der Loire in einem elsässischen Restaurant. Zu wenig für ein Gasthaus, das sich Weinstube nennt, vor allem hinsichtlich der wunderbaren Weine, die es im Elsass gibt. Die servierten Tropfen sind von rustikaler Qualität (9 bis 9,50 Euro für 0,25 l sind allerdings auch ein kleiner Preis). Sie kommen im Bembel auf den Tisch, der sie gut kühl hält, die Gläser sind sehr klein, mit grünem Stil.

Choucroute kommt mit viel Fleisch

Schnell kommen Wurzelbrot der Bäckerei Zimmermann und eine zu süße Zwiebelkonfitüre, aus den Boxen dudelt französische Musik. Ein Klassiker bei den Vorspeisen ist der Feldsalat mit dünn geschnittenen Pilzen, Tomaten, Croûtons und einem gekonnt abgeschmeckten Kartoffeldressing – serviert in einem traditionellen Teller mit floralen Mustern. Eine andere Vorspeise sind zwei dicke Scheiben Geflügel Terrine mit angenehm fruchtbetontem Apfelchutney und dunkel geröstetem Brot samt Kräuterbutter. Ganz klassisch, rustikal und fehlerlos.

Henns Geschmackssache Wackes

Rustikal und fehlerlos: Geflügel Terrine mit fruchtbetontem Apfelchutney und geröstetem Brot

Wer Choucroute bestellt, weiß was ihn zum elsässischen Sauerkraut (hier mit schöner Säure) erwartet: Fleisch mit Fleisch, und als Beilage Fleisch. In diesem Fall: Bockwurst, Mettwurst, kurz angebratenes Kasseler. Dazu Kartöffelchen und eine Senfsauce. Dem Gericht merkt man an, dass es seit langem, vermutlich seit Jahrzehnten hier gekocht wird: souveränes Handwerk.

Coq au vin ist zwar ein Klassiker aus dem Burgund, aber er findet sich hier auf der Karte. Zwei Keulen, Brust, in Butter geschwenkte, kleine Spaetzla, in der Sauce Pilze, dazu irritierend und unnötig viele Croûtons. Die Weinnote dürfte stärker sein, aber auch dieser Klassiker gelingt. Wer jetzt denkt, hier gäbe es nur Fleisch: mit Risotto vom Camargue-Reis und Tempura-Blumenkohl wird auch ein vegetarischer Hauptgang geboten. Baeckeoffe fehlt dagegen.

Natürlich darf man das „Wackes“ (oder heißt es der?) nicht ohne Flammkuchen-Genuss verlassen. Die süße Variante mit Sauerraum und wunderbar dünn geschnitten Äpfeln wird auf Wunsch – den ich immer verspüre – mit Calvados am Tisch flambiert. Knusprig, heiß, in der Süße herrlich zurückhaltend. Lehrbuchmäßig.

Mittags hat das „Wackes“ auch geöffnet, da wird eine etwas kleinere Karte geboten, sowie ein Menü samt Petit café.

Fazit: Weiterhin die elsässische Botschaft im Rheinland. Rustikales bei Wein und Speisen, uriges Ambiente. Bewertung: 3 von 6

Süßer Flammkuchen mit Äpfeln wird auf Wunsch flambiert.

Süßer Flammkuchen mit Äpfeln wird auf Wunsch flambiert.

Wackes - Elsässische Stube | Benesisstr. 59, 50672 Köln | Tel.: 0221 - 25 73 456 | Di-Sa 12-15 & 17.30-23 Uhr | www.wackes-weinstube.de

Henns Auswahl

  1. Feldsalat / Kartoffeldressing / mit oder ohne Speck 14,50 Euro
  2. Geflügel Terrine / Apfel Chutney / geröstetes Brot 24,50 Euro
  3. Coq au Vin: Hähnchenkeule in Pinot Noir / Spätzle 27,50 Euro
  4. Choucroute: Elsässisches Sauerkraut / Fleisch / Senfsauce 27,50 Euro (in der Fischvariante 28,50 Euro)
  5. Apfelflammkuchen ohne / mit Calvados flambiert 16 Euro / 18,50 Euro
  6. Mittags-Angebot: Feldsalat / Kartoffeldressing,  Flammkuchen nach Wahl und Petit café 21,50 Euro