In der traditionell ausgerichteten Speiseauswahl hat unser Restaurantkritiker auch einige Überraschungen gefunden.
Henns GeschmackssacheRechtsrheinisches Traditionshaus: Lars Stolle hat „Em ahle Kohberg“ wiederbelebt

Das Gasthaus ist eine Institution im rechtsrheinischen Köln.
Copyright: Alexander Schwaiger
Viel mehr Tradition als „Em Ahle Kohberg“ geht kaum. Die Institution wurde 1665 als Fachwerkhaus im bergischen Stil erbaut und ist damit die älteste Gaststube im rechtsrheinischen Köln. Dass selbst solch eine Historie kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg ist, zeigten zuletzt einige Betreiberwechsel. Ende 2023 übernahm Lars Stolle den Betrieb nach fast einem Jahr Leerstand – eine Personalie, die aufhorchen ließ. Der aus Rösrath stammende Koch war Küchenchef für die Teams der „Bagatelle“.
Beim Eintreten fällt zuerst die große Theke auf, an der mehrere Gäste ihr Kölsch trinken. Geht man weiter, kommt man in die großen holzvertäfelten Gasträume, an deren Wänden Kuh-Bilder hängen. Die Decke ist niedrig, der Geräuschpegel gesellig.

Nach fast einem Jahr Leerstand übernahm Lars Stolle 2023 (Mitte, mit Team Sebastian Kautz (l.) und Rabul Barire) den Betrieb.
Copyright: Alexander Schwaiger
Gut dreißig Gerichte stehen auf der Karte, die meisten sind rustikale Klassiker der deutschen Küche, manchmal geht es auch mediterran zu wie bei den aktuell trendigen Pinsas, in seltenen Fällen auch überraschend kreativ. Auf der Getränkekarte gibt es gut dreißig Weine aus Deutschland, Italien, und Frankreich, bei denen vor allem die von Gies-Düppel sowie Peth-Wetz zu empfehlen sind.
Zünftiger Start mit Rievkooche und einer überraschenden Aubergine
Kulinarisch beginnt der Abend mit drei kleinen Rievkooche mit Flönz. Sie sind nach Fine-Dining-Optik am rechten Rand einer Schüssel aufgereiht. Allerdings sind sie knubbelig und dick, wirken eher wie sehr kross frittierte Kartoffelkissen – was mich als Rievkooche-Traditionalisten enttäuscht. Darauf: Flönzscheiben und etwas Zwiebel-Confit. Kann man so machen.
Die lauwarme Miso-Aubergine mit Dattel-Curry-Hummus, wenig Granatapfelkernen und etwas Sesam gehört zu den außergewöhnlichen Gerichten hier. Die Aubergine ist wunderbar durchtränkt, das süßlich-würzige der Miso harmoniert mit dem zurückhaltend abgeschmeckten Hummus.

Etwas karg an Granatapfelkernen, aber wunderbar gelungen: Miso-Aubergine
Copyright: carsten Henn
Cordon Bleu ist ein Klassiker, der sich aufgrund deutscher Schnitzel-Begeisterung viel zu selten auf Speisekarten findet. Lars Stolle bereitet ihn – untraditionell – mit saftigem Schwein zu und spendiert ein opulentes Stück Rosmarinschinken und Gouda. Die Panierung gelingt leicht souffliert, die dazu gereichten Pommes und der Beilagen-Salat sind unspektakulär, aber solide.
Opulentes Cordon Bleu
Diese Begriffe treffen auf die meisten Speisen zu, so auch die zu weichen Ravioli „Provencial“ mit Trüffelcreme und ein bisschen frischen Herbsttrüffeln.
Ein Ausrutscher ist dagegen der völlig zerkochte Rahmwirsing mit Speck, den Stolle den Rinderrouladen „Hausfrauenart“ an die Seite stellt. Die Burgundersauce hat beim Servieren eine Haut gebildet und dem Gratin mangelt es an Salz. Die beiden Rinderrouladen sind dagegen, Sie ahnen es, unspektakulär und solide, obwohl meine Suche nach Speck in der Füllung erfolglos blieb.
„Schokotraum“ heißt ein Dessert, bei dem ein leicht gummiartiger Crêpe mit Sahne, Schokosauce, Karamellsauce und Schokomousse kombiniert wird. Kinder werden diese Zuckerorgie lieben.
Der Limetten-Cheesecake im Glas mit Mango-Ragout und Minze klingt balancierter, was er in der Süße auch ist, aber er ist sehr fest und Säure hätte bei all dem Fett für Schwung gesorgt. Danach kugelt man aus dem Kohberg. Einer alten Tradition folgend.
Fazit: Traditionsreiches Haus mit rustikalen Klassikern aber auch ein paar kulinarischen Überraschungen. Zumeist solide zubereitet.
Bewertung: 3 von 6
Ostmerheimer Str. 455, 51109 Köln, Tel.: 0221 - 69 25 25, geöffnet Mi, Do, So 17-0; Fr, Sa 17-1 Uhr - Küche jeweils bis 22 Uhrwww.emahlekohberg.koeln

Im „Kohberg“ speist man in holzvertäfelten Gasträumen.
Copyright: Alexander Schwaiger
Henns Auswahl:
- Miso-Aubergine // 10,90 Euro
- Cordon Bleu // 22,90 Euro
- Drei kleine Rievkooche mit Flönz // 11,90 Euro
- Ravioli Provencial // 25,90 Euro
- Rinderrouladen Hausfrauenart // 24,90 Euro
- Limetten-Cheesecake im Glas // 9,90 €
- Schokotraum // 12,90 Euro