Neustarts im HeimkinoFünf Empfehlungen für neue Filme, die Sie jetzt sehen können
- Zwar sind die Kinos noch geschlossen, jedoch liefern verschiedenste Kanäle derzeit große Filme am laufenden Band.
- Ob Klassiker oder neue Streifen - unsere Empfehlungen für Filme, manche davon auch auf DVD zu finden, lesen Sie hier.
- Auch wenn Sie Tipps für Kinderfilme suchen, sind Sie hier richtig. Wir haben fünf Filme für die jüngere Generation rausgesucht.
Während die Deutschen in der Corona-Krise Klopapier gehortet haben, kümmerten sich die Franzosen angeblich um ihre Weinvorräte. Dieser tiefe Blicke ins Mentalitätsklischee ist eigentlich zu perfekt und schön, um wahr zu sein, aber bleiben wir doch gleich einmal bei der süffigen Hommage an unsere Nachbarn im Westen: Wenn ein Film dem Wein ein so wunderbares Denkmal setzt, wie Cédric Klapisch es tut, dann muss der Regisseur ein Genießer sein.
Vielleicht hätte man „Der Wein und der Wind“ auch in der Pfalz drehen können oder am Kaiserstuhl, und ganz sicher gestalten sich die Generationskonflikte dort auch nicht anders als im Languedoc oder an der Loire, aber gerade jetzt, wo das mit dem Reisen so eine Sache ist, fühlt es sich schön an, von Klapisch ins Burgund entführt zu werden. Dort machen wir einmal den Jahreslauf mit, von einer Lese zur nächsten gewissermaßen, doch in der Zwischenzeit ändern sich Leben.
2003 drehte Klapisch, 1961 in Neuilly-sur-Seine als Sohn jüdischer Eltern geboren, „L’Auberge Espagnol“ – ein europäischer Film schon deswegen, weil sein Volkswirtschaftsstudent Xavier aus Frankreich mit einem Erasmus-Stipendium nach Barcelona kommt. 17 Jahre sind seither ins Land gegangen, Klapisch ist älter geworden, seine Figuren wurden es mit ihm, und wir, sein Publikum, natürlich auch. Erwachsen geworden ist aber auch sein filmischer Blick, der damals in Spanien absolut angemessen ungestüm war, nun aber einer gewissen Abgeklärtheit gewichen ist. Was nicht mit Müdigkeit verwechselt werden darf: Sein neuer Film ist wie der Wein, der mit viel Liebe reift.
1.) Heiliger Suff - Der Wein und der Wind
Cédric Klapisch lädt auf ein Traditionsgut im Burgund – und keltert einen exzellenten Film
Als Jean nach vielen Jahren in der Fremde auf das elterliche Gut zurückkehrt, steht die Weinlese bevor. Zwölf Monate später wird dies genau so sein, doch nichts ist wie zuvor: Die Jahreszeiten gehen über die Weinberge hinweg und hinterlassen ihren Geschmack im Boden, im Holz, in den Trauben. Jean aber und seine beiden Geschwister sind ebenfalls nicht mehr die, die sie waren. Sie sind nun elternlos, denn der Vater, mit dem sich Jean eigentlich aussöhnen wollte, ist noch vor seiner Ankunft gestorben.
Nirgendwo sonst hinterlässt der Jahreslauf so deutliche Spuren wie für die, die in der Natur arbeiten. Cédric Klapisch entfaltet für diesen Gang der Zeit ein genaues Gespür, denn das Traditionsgut im Burgund, auf dem sein neuer Film spielt, ist weit mehr als eine bloß pittoreske Kulisse. Die Gewinnung des Weins ist ein mystischer Vorgang, so sehr verwoben mit Körpererfahrungen und Impulsen unterhalb der Bewusstseinsschwelle wie die Beziehungen der Geschwister, die der französische Regisseur tiefgründig auslotet.
Figuren in existenziellen Umbruchsituationen
Viele Probleme kommen auf sie in den Monaten zu, in denen ihnen Klapisch zuschaut, wie sie das Erbe ihrer Eltern fortführen, wie sie manchmal aber auch in Gefahr sind, es zu verspielen. Viele Fragen müssen geklärt werden, aber vor dem unverrückbaren, majestätischen Fortschreiten der Zeit zwischen Weinlese und Weinlese bekommen all diese Sorgen eine beruhigend relative, eine tröstliche Dimension.
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Cédric Klapisch versteht sich seit jeher darauf, Figuren in existenziellen Umbruchsituationen zu zeigen. Sein „L'Auberge Espagnole“ handelte davon, wie es ist, als junger Mensch das Elternhaus zu verlassen, in der Fremde ein Studium zu beginnen und das Leben ganz neu kennenzulernen. Dagegen ist Jean nun ein Rückkehrer, einer, der mit seiner Heimat und dem Elternhaus gehadert hat, wie er es als sich kurzfassender Erzähler des eigenen Films zu Beginn verrät.
Er ist der verlorene Sohn, der in Australien ein eigenes Weingut aufgebaut hat und dessen angespannte Telefonate mit dem neuen Zuhause auf der anderen Seite der Erdkugel verraten, dass es dort gerade nicht gut läuft. Das bleibt seinen Geschwistern nicht verborgen, und wie sich die beiden in die Rolle von ebenso diskreten wie effektiven Beziehungshelfern hineinfinden, zählt zu den berührendsten Momenten in diesem an zärtlichen Szenen so reichen Film.
Dabei sind die Verhältnisse im Weinberg alles andere als harmonisch – im Gegenteil. Klapisch reißt ein Panorama der Irrungen und Wirrungen auf, das bis zum Zerwürfnis reicht. Zumal Jérémie, der Jüngste der Geschwister, steckt voller Wut – gegen den Bruder, der vor zehn Jahren mir nichts, dir nichts verschwand, gegen sich selbst, weil er von den Dreien die schwächsten Geschmacksnerven besitzt und sich bei der Weinprobe regelmäßig im Jahrgang irrt. Und gegen den Schwiegervater, einen benachbarten Großwinzer, der nicht müde wird, ihm seine önologischen Defizite vorzuhalten und nun den Tod des Vaters nutzen will, an dessen beste Lagen zu kommen.
Die Emanzipation der Schwester
Auch hier gilt, dass Klapisch größtmögliche dramatische Wahrhaftigkeit erreicht, indem er sein Milieu äußerst realistisch und mit Sinn fürs Detail schildert. Der Weinbau ist eben auch ein Geschäft, in dem es nicht bloß um eine gute Nase und einen empfindlichen Gaumen, sondern auch um die Fähigkeit geht, am Ende des Jahres eine positive Bilanz einzufahren.
Die erstaunlichste Wandlung durchlebt dabei Juliette (Ana Giradot), die zwischen den beiden ungleichen Brüdern stehende – und manchmal verzweifelt vermittelnde – Schwester. Wenn die Geschwister eine Flasche Wein öffnen, die noch vom verstorbenen Vater stammt, dann gleichen die Rituale einem Gottesdienst – das Schnuppern, das Einschätzen der Farbe, schließlich der erste Schluck. Doch es ist Juliette, nicht der raubauzige Jean, die es wagt, die väterliche Methode der Weinherstellung einer Kritik zu unterziehen. „Der Wein und der Wind“ ist nicht zuletzt die Geschichte der Emanzipation der kleinen Schwester, und durch sie erst geht es der Zukunft entgegen.
Wieder spielt also die Zeit die Rolle der großen Zuchtmeisterin. Die Vergangenheit ist stets gegenwärtig, in den Erinnerungen, in den innigen Bildern von Vater und Mutter, in der Initiation der Kinder in die Kunst der Weinherstellung – aber entscheidend ist, was aus alldem wird. Dabei gelingen Klapisch Szenen von dionysischer Heiterkeit, am ausgeprägtesten in einer Feier nach Abschluss der Lese.
Müheloser, schwebender Ton zwischen Pathos und Ironie
Die Erntehelfer werden eingeladen, die Nachbarn kommen, es gibt Musik und der Wein fließt in Strömen. Da vergisst sogar Jérémie die Enge der Familie, in die er eingeheiratet hat, und es kommt buchstäblich zur Verbrüderung mit Jean. Wenn auch im heiligen Suff. Im Verein mit dem Gott des Weines ist Klapisch mithin ein spendabler, sinnenfreudiger Regiegott, der zwischen Rausch und Katerstimmung an Emotionen nicht spart.
Dennoch überwältigen die Gefühle nicht in seinem Film, der die Zumutungen und Ekstasen des Lebens so klug zurecht zu rücken versteht – auch findet Klapisch mühelos einen schwebenden Ton zwischen Komik und Ernst, Pathos und Ironie: Ja, es ist traurig und deprimierend, wie hilflos sich Jérémie von seiner angeheirateten Familie entmündigen lässt, aber wenn er und seine Frau an keinem Sonntagvormittag ausschlafen dürfen, weil die Schwiegermama mit empörend guter Laune zum rituellen gemeinsamen Frühstück anklopft, ist das Ganze auch wunderbar amüsant.
Cédric Klapisch muss ein aufmerksamer Weintrinker sein, denn er weiß, wie im Wein die Zeit und ihr Vergehen enthalten sind, wie komplex sich vor allem aber auch die Persönlichkeit seines Schöpfers in ihm wiederfindet. In beidem gleicht ihm sein wunderbarer Film.
Der Wein und der Wind F 2017, 113 Minuten, R Cédric Klapisch, D Pio Marmaï, Ana Girardot, François Civil. Berührendes, tiefgründiges und zugleich humorvolles Drama um drei Geschwister, die sich auf dem ererbten Weingut behaupten müssen.
2.) Der Großklotz: Morlock
Götz George in einer vierteiligen Reihe mit verblüffenden Aktualitätsbezügen
„Sie sind ein niederträchtiger Feigling!“ Carl Morlock hat kein Glück bei den Frauen. Mal bekommt er drastisch die Meinung gegeigt, oder er bekommt gleich eine Ohrfeige verpasst. Für einen Serienhelden ist das eine riskante Charakterskizzierung. Auch in anderen Punkten wartet man vergeblich aufs Stoppschild. Carl Morlock, Unternehmensberater aus München, ist ein Großkotz, der auch für windige Auftraggeber aktiv wird, dann ernüchtert erkennt, dass die Geschäftspartner dunkelste Ziele verfolgen, und schließlich Gegenmaßnahmen einleitet.
Hier setzt jene Serie ein, die 1993 mit beträchtlichem Aufwand eine Reihe auflegte, die in anderthalbstündigen Folgen einen Helden servierte, der moralisch keineswegs einwandfrei agiert und zudem auch noch von Götz George verkörpert wird.Der hatte kurz zuvor Schimanski als Tatort-Kommissar verabschiedet und dann die Figur eines Unternehmensberaters ins Spiel gebracht, der als Spiegel einer Geldgesellschaft in Fälle verwickelt wird, die er selbst mit initiierte. Auf diese Weise entstanden vier Thriller am Puls der Zeit.
Die Aktualitätsbezüge zum Hier und Heute verblüffen
Es geht um Machenschaften in den damals noch sehr neuen Bundesländern, um Giftmüllentsorgung, die Neugestaltung des Fernsehens, feindliche Firmenübernahmen und immer wieder um Verbrechen an der Umwelt. Die Aktualitätsbezüge zum Hier und Heute verblüffen ebenso wie die protzigen Moden der damaligen Zeit: Die Männer tragen Zweireiher, die Frauen – elegant – Givenchy oder Minimode von der Stange.
Von den vier Folgen sind die ersten beiden, „Kinderkram“ von Peter F. Bringmann und „Die Verflechtung“ von Dominik Graf, die besten. Es sind Thriller von eisiger Präzision und inszenatorischer Finesse.
In „König Midas“ von Klaus Emmerich überdreht George die Titelfigur in Richtung seiner Heidemann-Parodie in „Schtonk!“, um im französisch produzierten „Der Tunnel“ nur noch am Rande in Erscheinung zu treten. Für einen solchen Helden war die Zeit 1993 noch nicht reif, schon gar nicht als Gegenprogramm zum Europapokal am Mittwoch. Heute wird ein solches Wagnis gar nicht mehr eingegangen.
Morlock D 1992–1994, jeweils ca. 90 Minuten, R Peter F. Bringmann; Dominik Graf; Klaus Emmerich; Yves Boisset D Götz George, Edgar M. Böhlke, Maddalena Crippa. Vierteilige Öko-Krimireihe, die die Geldgesellschaft der 1990er-Jahre spiegelt und auch heute noch sehenswert ist.
3.) Die Jagd ist eröffnet: The Hunt
Verfolgungsreißer mit zwei Hauptdarstellerinnen, die nicht lange fackeln
Am Anfang ist der Chat. Von einem Anwesen ist da die Rede, wo eine Jagd stattfinden soll. Was das bedeutet, erfahren neun Leute, die rein gar nichts miteinander zu tun haben, als sie – geknebelt – in einem kleinen Waldstück ihr Bewusstsein wiedererlangen. In der Nähe befindet sich eine Lichtung, in deren Mitte eine große Kiste steht. Darin befinden sich Waffen. Dann fallen Schüsse. Die Jagd ist eröffnet.
Der jüngste Wurf aus der Horrorschmiede Blumhouse arbeitet sich an großen Vorbildern ab. „The Most Dangerous Game“, 1932 der erste Menschenjagd-Reißer der Filmgeschichte, wirft einmal mehr seinen Schatten auf das sensationslüsterne 2020, wo der Erfahrungshorizont allerdings eher von „Saw“ und „The Hunger Games“ inspiriert sein dürfte. Regisseur Craig Zobel, handwerklich in Musikclips und Serienfolgen erprobt, belegt in seiner zweiten Spielfilmarbeit (nach „Z for Zachariah – Das letzte Kapitel der Menschheit“), dass er aller Register für eine zünftige Blumhouse-Produktion mächtig ist. Also sieht der Film teurer aus, als die 14 Millionen Dollar, die er kostete. Blutrünstige Details sollen den Teenpuls hochtreiben, während ein clever auf Gesellschaftskritik getrimmter Subtext das Interesse selbsterwählter Internetkultisten kitzelt.
Das Bratenthermometer dringt tief ins Fleisch
Die eigentlichen Attraktionen hier sind zwei Frauen, die nicht lange fackeln und, wenn es ernst wird, härter als alle Kerle zur Sache gehen. Die bleiche Betty Gilpin ist die Gejagte, und sie agiert so schlecht gelaunt, als ob sie vor Beginn eines Drehtags immer erst noch eine Kopfschmerztablette nötig gehabt hätte. Sie als das gute Mädchen zu akzeptieren, ist ein abenteuerlicher Kniff.
Leichter schlägt das Pendel der Faszination für das böse Mädchen aus, verkörpert von Hilary Swank, die hier so attraktiv und durchtrainiert aussieht, als wären seit ihrem Oscar-Gewinn für „Million Dollar Baby“ 2004 nur ein paar Monate vergangen. Im Finale treffen die Frauen – Ironie? – in der Küche aufeinander. Und das Bratenthermometer dringt tief ein ins Fleisch.
The Hunt USA 2020 90 Minuten R Craig Zobel D Betty Gilpin, Hilary Swank, Wayne Duvall. Auf Maximaleffekt getrimmter Verfolgungsreißer, der sein Katz-und-Mauskonzept mit zwei außerordentlichen Hauptdarstellerinnen verfeinert.
KINDERFILME - Die große Sehnsucht Frieden
Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, war der Zweite Weltkrieg zu Ende. Die deutsche Armee ergab sich bedingungslos ihren Gegnern, nachdem sie einen langen, grausamen Eroberungs- und Vernichtungskrieg geführt hatte. Die Zeit des Nationalsozialismus war zu Ende, es begann eine neue Ära. Was blieb, waren Millionen von Toten und nicht weniger viele Menschen ohne Heimat. Erwachsene, von denen viele bis zuletzt an den Sieg geglaubt hatten, erwachten wie aus einem Traum, während Kinder zum ersten Mal ohne Angst vor Bomben schlafen und wieder im Freien spielen konnten – in einer apokalyptischen Trümmerlandschaft, in die irgendwann die US-amerikanischen GIs mit Schokolade und Kaugummis einzogen. Wie erzählt man Kindern von so etwas Unbegreiflichem wie „Krieg“? Wie wecken Filme ein erstes, behutsames, aber nachhaltiges Bewusstsein bei Kindern, für die im Idealfall Sicherheit und Geborgenheit immer einfach da waren? Filme haben einen großen Vorteil: Sie können mit spannenden und mitreißenden, tragischen und düsteren Geschichten tief berühren, womit sie mehr sind als eine Geschichtsstunde in der Schule. Und sie können Mut machen, denn Kriege sind zeitlos, immer dauern sie anderswo in der Welt an. Laut Save the Children lebten im Jahr 2018 weltweit 414 Millionen Kinder in einem Kriegs- oder Konfliktgebiet. Das sind fast 18 Prozent, jedes sechste Kind.
1.) Zeiten des Umbruchs: Maikäfer flieg
Christines Mutter muss mit ihren Töchtern ihre zerstörte Wohnung in Wien verlassen. Unterkunft finden sie in einer leerstehenden Fabrikantenvilla am Stadtrand. Es ist das Jahr 1945, der Krieg ist jeden Moment zu Ende, doch die Angst bleibt: vor den Nazis, die die Stadt noch kontrollieren, vor „den Russen“, deren Einmarsch bevorsteht. Christines (genannt Christl) Alltag ist von geschärfter Neugier geprägt. Die temperamentvolle Neunjährige beobachtet die Erwachsenen, den zurückgekehrten, desertierten Vater, die Schwiegertochter der Hausbesitzer, deren Mann mit den Nazis paktierte, den „wilden“ sowjetischen Kampftrupp, der die Villa beschlagnahmt. Ihre Erlebnisse basieren auf den Kindheitserinnerungen der Schriftstellerin Christine Nöstlinger, Rückschau auf eine unsichere und doch „befreiende“ Zeit. Spannend, intensiv, aber ohne beschönigende Rücksichtnahme zeigt der Film eine Zeit des Umbruchs, in der sich die Menschen neu orientieren müssen. Für die Kinder bleibt da kaum Zeit, die aber machen sich ihr eigenes Bild von Zerstörung und Verlust.
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2.) Krieg ist dumm: Nicht ohne uns
„Ich habe nicht den blassesten Schimmer“, meint Enjo, „wieso ich in diese Welt hineingeboren wurde.“ Der aufgeweckte elfjährige Junge aus der Schweiz ist eines von 16 Kindern aus 15 Ländern, die in diesem Dokumentarfilm zu sehen sind. Sie sind zwischen neun bis zwölf Jahren alt, kommen von der Elfenbeinküste, aus Indien, Nepal, Japan, Peru und Argentinien, Island und Jordanien. Von der Berghütte in Österreich geht es zum Township in Südafrika, von New York zum Mekong, einmal um die Welt. Man sieht die Kinder auf ihrem Weg zur Schule, hört ihnen zu, wie sie über ihren Alltag sprechen, über Naheliegendes, aber auch über Freundschaft und Ungerechtigkeit, über Umwelt und Politik, Flucht, Vertreibung – und Krieg. Auch Enjo hat seine Meinung zu Bomben und Terror: „Kriege kann man nie vermeiden, weil es immer wieder einen dummen Menschen gibt, der alles wieder anfängt.“ So verschieden ihre Lebensumstände sind, so viel verbindet die Kinder in ihren Ansichten, Träumen und Wünschen. Man sollte ihnen zuhören, es lohnt sich.
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3.) Trickfilmkunst: Die langen großen Ferien
Der Zweite Weltkrieg, erzählt ganz aus der Perspektive von Kindern für Kinder: Anrührend, einfühlsam, aber ungeschönt zeigt die großartige Serie aus Frankreich, dass sich Animations- und Antikriegsfilm nicht ausschließen müssen. Im September 1939 kommen die Geschwister Ernest und Colette zu ihren Großeltern in die Normandie, wo sie in Zeiten der Entbehrungen, Bedrohungen und der tiefen Ungerechtigkeiten aufwachsen. Die schönen Zeichnungen stehen in der Ligne-Claire-Tradition von Hergés „Tim und Struppi“ und verdichten die Ereignisse mal heiter, mal dramatisch, immer aber punktgenau und stimmungsgeladen. Der weit gespannte Handlungsbogen der „langen großen Ferien“ endet mit der Befreiung Frankreichs durch die Landung der Alliierten im Jahr 1944, und bis dahin werden aus den unschuldigen Kindern Ernest und Colette verantwortungsbewusste Jugendliche.
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4.) Flucht und Vertreibung: Fannys Reise
Elf jüdische Kinder fliehen 1943 durch Frankreich unter der deutschen Besatzmacht, um die Schweizer Grenze zu erreichen. Die zwölfjährige Fanny wird zur Anführerin, die manch gefährliche Situation mit Nazis und Kollaborateuren meistern muss. Eindringlich vermittelt Lola Doillon die Erfahrungen von Flucht und Verfolgung, wobei die Regisseurin souverän die dramatischen Momente mit positiven Erfahrungen von Freundschaft und Zusammenhalt ausbalanciert. Nach den Lebenserinnerungen von Fanny Ben-Ami würdigt der Film den mutigen Einsatz der französisch-jüdischen Kinderhilfegesellschaft OSE.
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5.) Fanatismus und Gewalt: Der Brotverdiener
Krieg ist allgegenwärtig, ein zeitloses, unbarmherziges „Spiel“ um Macht, Gewalt und Fanatismus. Davon erzählt der Animationsfilm von Nora Twomey in aller Deutlichkeit: ein verstümmelter Vater, Kriegstote, Misshandlung im Alltag, Frauen und Mädchen, denen die einfachsten Menschenrechte verweigert werden. Die elfjährige Parvana verliert ihren afghanischen Vater, der von den Taliban verhaftet wird. Zurück bleibt eine verzweifelte Familie, der nur die alten Geschichten von einer einst besseren Heimat bleiben. Eine davon erzählt Parvana ihrem kleinen Bruder, während sie sich als Junge verkleidet, um sich einen Platz in der afghanischen Gesellschaft zu erkämpfen, vor allem aber um ihren Vater zu befreien. Es ist die magische Poesie hinter dem bitteren Alltag, die tröstende Freude am Geschichtenerzählen, die den Film zum hoffnungsvollen, bedrängenden Kleinod macht.
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